Anstehender Streik in den US-Häfen könnte die globale Logistik erheblich beeinflussen
18.09.2024
Logistik & Transport
Die Tarifverhandlungen zwischen der International Longshoremen"s Association (ILA) und der United States Maritime Alliance (USMX) erreichen einen kritischen Punkt. Das könnte zu erheblichen Störungen im Hafenbetrieb und weitreichenden Auswirkungen auf globale Lieferketten führen. Sollte bis zum Ablauf des aktuellen Vertrags am 30. September keine Einigung erzielt werden, könnte ein Streik bereits am 1. Oktober 2024 beginnen. Daher arbeitet C.H. Robinson mit seinen Kunden bereits daran, Importe vorzeitig abzuwickeln, Fracht auf die Westküste zu verlagern und weitere Notfallpläne zu erstellen.
Durch die vernetzte Struktur des globalen Handels haben Störungen in einer Region weitreichende Auswirkungen haben. Sollte der erwartete Streik tatsächlich stattfinden, würde er zu einem erheblichen Engpass in den US-Häfen führen, die als zentrale Transitpunkte für internationalen Güterverkehr fungieren. Aufgrund der engen Verflechtung des Welthandels wären selbst kurzfristige Unterbrechungen in diesen US-Häfen weltweit spürbar. In der Vergangenheit hat eine einwöchige Schließung von Häfen zu einer geschätzten einmonatigen Verzögerung im Schiffsverkehr geführt.
Deutsche Häfen und Wirtschaft wären ebenfalls betroffen
Die Diskussionen über einen möglichen Streik in den Häfen an der Ost- und Golfküste intensivieren sich vor allem in den USA, doch die Auswirkungen eines solchen Ereignisses würden weltweit zu spüren sein, einschließlich erheblicher Auswirkungen auf Häfen und Industrie in Deutschland. Für Exporteure in ganz Europa und insbesondere in Deutschland könnte dies zu erheblichen Überlastungen an wichtigen Drehkreuzen wie dem Hamburger Hafen führen, die die Infrastruktur belasten und möglicherweise Engpässe bei der Ausrüstung verursachen. Die deutschen Ausfuhren in die USA machten 2023 einen Wert von 158 Milliarden Euro aus . Schlüsselsektoren wie die Automobilindustrie und Maschinenbau wären beide durch Verzögerungen im Frachtverkehr stark beeinträchtigt.
Auch in den auf Importe angewiesenen Bereichen wie Pharmazie würde eine Unterbrechung des US-Transports die bestehenden Herausforderungen in der Lieferkette noch verschärfen. Gleichzeitig sehen sich die deutschen Häfen bereits mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert, darunter die Notwendigkeit größerer Investitionen in die Infrastruktur und die Digitalisierung. Da Deutschlands neue Nationale Hafenstrategie darauf abzielt, die Effizienz seiner Häfen zu verbessern, ist der Zeitpunkt dieser Investitionen entscheidend für die Abschwächung weiterer Unterbrechungen. Die Situation unterstreicht die Bedeutung der globalen Kooperation und den Bedarf an widerstandsfähigen, anpassungsfähigen Lieferketten.
"Der Streik würde sich über die Ost- und Golfküste erstrecken, wo sich fünf der zehn verkehrsreichsten Häfen Nordamerikas befinden. Keine Branche oder Region bliebe von den weitreichenden Auswirkungen dieser massiven Störung verschont", erklärte Mia Ginter , Direktorin für den Seefrachtexport Nordamerika bei C.H. Robinson. "Versender mit Fracht aus Europa, Ozeanien und Asien, die für die USA bestimmt ist, werden die Folgen besonders stark spüren. Diese würden sich auf den Frachtfluss in den USA, Kanada und Mexiko ausweiten. Wie wir bereits bei anderen globalen Störungen der Lieferketten erlebt haben, führt dieser Dominoeffekt zu längeren Transitzeiten und höheren Kosten. Es ist daher wichtig, sich frühzeitig mit Ihrem Logistikanbieter in Verbindung zu setzen, um alternative Routen zu planen."
C.H. Robinson hat Notfallpläne erstellt
Angesichts eines drohenden Streiks hat C.H. Robinson die Situation aktiv beobachtet und mit den Verladern flexible Notfallpläne entwickelt. Das bedeutet, dass die Pläne je nach Marktveränderungen flexibel gestaltet werden können, um lange Verspätungen auf beliebten Ausweichrouten abzufedern. Wenn die Häfen geschlossen werden und ein großer Teil des Volumens an die Westküste der USA verlagert wird, könnten Verspätungen und Rückstände schnell ansteigen, so dass kanadische Häfen die richtige Alternative sein könnten. Andere Ausweichmöglichkeiten wie Luftfracht oder die Nutzung von Umladungen im Hafen werden ebenfalls in Betracht gezogen, um die Beförderung kritischer Güter zu beschleunigen.
Für Deutschland bedeutet diese Situation nicht nur eine Belastung für die Effizienz der Häfen, sondern auch ein Risiko für seine exportorientierte Wirtschaft. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Handelspartnern und globalen Logistikanbietern wie C.H. Robinson wird entscheidend sein, um die Auswirkungen auf die deutsche Industrie zu minimieren und den Warenfluss über den Atlantik aufrechtzuerhalten.
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