Kongress marktsynchrone Produktion in Aachen - Intelligente Industrie 4.0 in der Maschinenbaupraxis
15.07.2014
Maschinenbau
Zum inzwischen traditionellen jährlichen "Klassentreffen" der Spezialmaschinenbauer trafen sich auf Einladung der Inform rund 200 Teilnehmer auf dem Kongress marktsynchrone Produktion in Aachen. Kernthema der Veranstaltung war die Optimierung der komplexen Kleinserien- und Einzelfertigung mit intelligenten Verfahren. Mit der Produktionsintelligenz des Industrie-4.0-Konzepts steigern Unternehmen ihre Flexibilität, reduzieren Durchlaufzeiten und schaffen die Basis, um Prozessdaten zu erhalten. Ein weiteres Thema waren deshalb auch Business Intelligence und Predictive Analytics, die aus Daten Wissen für die langfristige Optimierung der Fertigung ziehen.
Marktsynchrone Produktion bedeutet, dass die Produktionssteuerung ausgehend von den aktuellen Bestellungen die einzelnen Arbeitsgänge der Fertigungsaufträge so auf die vorhandenen Kapazitäten verteilt, dass das Gesamtsystem Produktion möglichst effizient arbeitet, Durchlaufzeiten reduziert und die Termintreue maximiert werden. Herkömmliche ERP-Systeme scheitern an dieser Aufgabe, weil sie gegen unbegrenzte Kapazitäten planen und entsprechenden Erweiterungsmodulen die intelligenten Verfahren fehlen, um eine optimale Planung zu gewährleisten. Deshalb führen immer mehr Sondermaschinenbauer dieses Konzept mit dem Software-System Felios im Zentrum ein.
Inform selbst stellte in Aachen zahlreiche Weiterentwicklungen von Felios vor: So können durch eine bessere Gleichteilezusammenfassung die Rüstkosten reduziert werden.
Darüber hinaus wurde ein Konzept vorgestellt, wie kurzfristige Service-Aufträge, etwa die schnelle Fertigung eines Ersatzteils, durch das intelligentes Management von Kapazitätsreserven besser in die Produktion eingesteuert werden können. Für Unternehmen hat dies eine große Bedeutung, weil sie ihren Service-Grad erhöhen müssen und der Service einen beträchtlichen Teil zum Umsatz beiträgt. Durch die neuen Funktionen können Unternehmen mehr Kapazitäten vorhalten und bringen damit Flexibilität und Ruhe in das schwer planbare, kurzfristige Geschäft.
In Praxisbeiträgen des Kongresses stellten die Referenten vor, wie sie mit Felios konkret arbeiten und welche Bereiche sie optimieren. So schilderte Dörries Scharmann, Hersteller von Präzisionswerkzeugmaschinen zum Fräsen, Drehen, Bohren und Schleifen, wie durch die transparente Visualisierung der Unternehmensressourcen alle produktiven Bereiche geplant werden - von der Konstruktion, in der ein hoher Teil Wertschöpfung liegt, bis zur termingerechten Auslieferung des fertigen Produkts. Der Papiertaschentuch- und Briefumschlagmaschinen-Hersteller Winkler & Dünnebier zeigte, wie sich Transporte in die marktsynchrone Produktion integrieren und sich damit Übergangszeiten zwischen den Ressourcen weiter reduzieren lassen. Damit sorgt Winkler & Dünnebier für mehr Versorgungssicherheit in der Produktion und für einen effizienten Materialfluss.
Eingerahmt wurde die zweitägige Veranstaltung von einer Fachshow, auf der neben der Weiterentwicklung des Optimierungssystems Felios eine Reihe von Lösungen aus dem Umfeld Industrie 4.0 zu sehen waren: Transport-Lösungen, MES-Konzepte oder BDE/MDE-Systeme sowie Business Intelligence.
Das Konzept für die marktsynchrone Produktion haben vor zirka 20 Jahren die ersten Unternehmen eingeführt. Mit intelligenten Verfahren hatte Inform schon damals Konzepte realisiert, die heute in der Kategorie Industrie 4.0 eingeordnet werden. Heute wird marktsynchrone Produktion von den meisten deutschen Unternehmen des Sondermaschinenbaus angewandt. Deshalb waren auf dem Aachener Kongress wie jedes Jahr viele der "Hidden" und weniger "Hidden Champions" Deutschlands als Referenten und Teilnehmer präsent, etwa ABB, Alstom, Andritz, Arburg, Liebherr, Hermle, Piller, Reifenhäuser, Schuler, Tandler, Voith oder Wittenstein.
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