Drohnen – Die kleinen, flinken Alleskönner
29.10.2014
Maschinenbau
Was vor einigen Jahren noch nach Science Fiction klang und nur gelegentlich in den Nachrichten auftauchte, wenn es um militärische Konflikte ging, ist spätestens seit der Ankündigung von Amazon, diese Fluggeräte zukünftig einzusetzen, um Kundenbestellungen günstiger und schneller zuzustellen, in aller Munde. Und nicht nur der Handelsgigant aus den USA arbeitet daran, auch in Europa ist man eifrig am Testen, wie es beispielsweise DHL verlauten ließ.
Aber neben militärischer Aufklärung, Waffe oder Paketbote, gibt es noch unzählige weitere Einsatzgebiete, vor allem friedliche, ja sogar Menschenleben rettende, die von der Öffentlichkeit bisher noch kaum wahrgenommen werden.
Das 2014 gegründete Startup, Copting GmbH aus Braunschweig, verfolgt genau diese Ziele. Mit seinen 6- und 8-motorigen ‚Multikoptern‘ hilft es Unternehmen, Instituten und öffentlichen Einrichtungen, nicht nur das Leben der Mitarbeiter sicherer zu gestalten. Man kommt nun sehr schnell an Stellen, welche vorher gar nicht oder nur mit viel Aufwand zu erreichen waren. Sei es Gelände, Gebäude oder Industrieanlagen. Außerdem übernehmen Multicopter eine Reihe zeitintensiver Arbeiten wie Vermessungen oder unterstützen Einsatzleitungen bei größeren Schadenslagen.
BS: Herr Kaiser, Sie sind Gründer und Geschäftsführer von Copting. Woher kam die Idee dieses Unternehmen zu starten?
CK: Ich wurde bei einer Sendung auf die Multicopter aufmerksam. Es wurde über einen Landwirt berichtet, welcher seine Felder von oben besah, um die Wildschäden zu dokumentieren. Das hat mich fasziniert. Mit meiner Historie als Unternehmensentwickler und Berater war meine Neugier geweckt. Daraus ist nun Copting entstanden.
BS: Was unterscheidet Copting von anderen Anbietern auf diesem Gebiet, beziehungsweise kann das nicht jeder, der sich einen Copter kauft oder mietet?
CK: Ja und nein. Ja, sicherlich kann sich jeder einen Copter kaufen oder mieten und damit Aufnahmen machen. Auch kann man sich mit ausreichend technischem und Modellbaugeschick einen Copter nach Wunsch zusammenbauen. Die Frage ist aber, wofür? Verlockend ist, dass man sich mit den "einfachen" Geräten schnell als Luftbildfotograf betätigen kann. Das machen ja auch viele. Will man gewerblich unterwegs sein, benötigt man eine Allgemeinerlaubnis vom zuständigen Landesamt. Privat ist das eine andere Geschichte.
Wir unterscheiden uns von den meisten Anbietern, da wir auf technische Anwendungen fokussieren. Sicherlich hat alles am Ende des Tages mit Luftaufnahmen zu tun. Es ist aber ein großer Unterschied, ob ich ein Bild eines Hauses mache, oder eine Industrieanlage mit Realbild und Thermografie befliege. Zweiteres erfordert Erfahrung und Kenntnisse in der Anwendung der Kamera- und Thermografiegeräte, der richtigen Aufnahmenzeiten und – Positionen und zu verstehen, was der Auftraggeber wirklich benötigt. Dies gilt bei Rettungskräften, in der Land- und Forstwirtschaft, bei Vermessern und vielen anderen Branchen.
Abschließend unterscheidet uns auch, dass wir mit zahlreichen Unternehmen/Anwendern Innovationsprojekte durchführen. Dies erfordert auch die Kompetenz, spezielle Copter für spezifische Anwendungen mit unterschiedlichster Sensorik und Logik aufzusetzen.
BS: Welches sind momentan die häufigsten Einsatzgebiete Ihrer ‚Klein-Hubschrauber‘ und welche Vorteile für die Kunden ergeben sich daraus?
CK: Aktuell stehen Projekte an, welche den parallelen Einsatz von Thermografie und Realbild erfordern. Also zum Beispiel Begleitung von Projekten der energetischen Planung und Sanierung. Auch bringt es der Herbst mit sich, dass die Bäume kahl werden. Nun können auch Geländeinspektionen effizienter erfolgen, z.B. Zaunkontrollen. Unabhängig von der Jahreszeit, werden Unternehmen und Industriebetriebe immer sensibler bzgl. unterschiedlichster Sicherheitsthemen. Hier beraten wir und zeigen live, was man "so alles machen kann".
BS: Das heißt je nach Ausrüstung, gibt es so gut wie keine Grenzen für den Einsatz Ihrer Multicopter?
CK: Wir bewegen uns i.d.R. in der "Gewichtsklasse" bis 5 Kg. Hierfür gilt die Allgemeinerlaubnis, mit anderen Einsatzgrenzen. Sind wir schwerer, brauchen wir eine Einzelgenehmigung. Dann aber geht es bis max. 25 Kg. Flugzeiten sind auch ein wichtiges Thema. Insofern gibt es schon Grenzen. Allerdings kann man innerhalb dieser Grenzen mit unterschiedlichster Ausrüstung sehr viel tun.
BS: Wobei wir bei einem aktuellen Thema wären: die Reichweite. wie lange kann so ein Gerät durchschnittlich in der Luft bleiben und inwieweit könnte eine verlängerte Flugzeit zu noch mehr Nutzen beitragen?
CK: Bei normaler Auslegung erreichen unsere Multicopter eine Flugzeit von 10 – 25 Minuten. Das ist für zahlreiche Anwendungen durchaus ausreichend. Zumal das wechseln der Akkus sehr schnell geht. Denkt man aber an großflächige Überprüfungen, Vermessungen oder zeitintensive Wildtierbeobachtung, möchte man nicht mittendrin zum Akkuwechsel abbrechen. Daher sind längere Flugzeiten von großem Vorteil. Außerdem erschließen sich dann gleichzeitig auch weitere, neue Einsatzfelder.
BS: Und dies ist dann auch der Grund, warum Sie über die Open Innovation Plattform BrainSourcer nach neuen Wegen suchen. Um das etwas zu erläutern: Sie wollen Ihren Multicoptern Flügel verpassen, um so mit Hilfe der Aerodynamik deren Flugzeiten erheblich zu verlängern. Sozusagen eine Kombination des besten zweier Welten. Ist dies wirklich so neu, oder gibt es nicht schon solche Ansätze? Ich denke da an die bemannte Luftfahrt, wie Senkrechtstarter oder sogenannte Traghubschrauber.
CK: Richtig, wir möchten beides kombinieren. Und ja, das gibt es schon. Das US Militär hat ein solches (bemanntes) Fluggerät. Auch gibt es Modell(bau)projekte, welche in diese Richtung gehen. Der Beweis, dass es funktioniert, ist also erbracht. Wir kennen jedoch aktuell kein marktfähiges Produkt, welches bei den uns vorschwebenden Einsatzgebieten verwendet werden könnte.
BS: Das bedeutet es müssen bestimmte technische Vorgaben genau eingehalten werden und vor allem sollen die Kosten im Rahmen bleiben. Sicherlich kein einfaches Unterfangen aber äußerst spannend.
CK: So zumindest stellen wir uns das vor. Ob dies gelingt, zeigt hoffentlich die Challenge. Ich bin in jedem Fall sehr optimistisch. Eigentlich gibt es die notwendigen Komponenten bereits. Es gilt nun, ein tolles Konzept daraus zu bauen.
Man kann gespannt sein, welche Ergebnisse bei dieser Challenge herauskommen. Eines ist jedoch sicher, wenn es gelingt ein Konzept zu finden, das den erwähnten Anforderungen entspricht, so dürfte der Markt dafür riesig sein.
Mehr zu der Herausforderung unter <a href="http://brain-sourcer.com">http://brain-sourcer.com</a>
und über Copting: <a href="http://www.copting.de">http://www.copting.de</a>
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Partner Alexander von Rebenstock
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