Schnell und günstig "Made in Germany"
18.01.2012
Maschinenbau
Produktion in China war lange Zeit das Zauberwort der Industrie. Doch inzwischen mehren sich die Stimmen, die für den Produktionsstandort Deutschland plädieren. Von Qualität bis Umwelt reichen die Argumente in der Diskussion. So führt beispielsweise der anhaltende Wirtschaftsboom in China dazu, dass der Lebensstandard der Menschen steigt. Arbeiter nutzen ihre Berufserfahrung, um in besser qualifizierte Jobs zu wechseln. Anreiz, sie zu halten, sind höhere Löhne, was zu Kostensteigerungen führt, die entweder beim Auftraggeber zu Buche schlagen oder durch Einsparungen an anderer Stelle aufgefangen werden. Das wiederum kann sich sehr schnell in der Qualität niederschlagen. Das gleiche droht, wenn die eingearbeitete Belegschaft der Produktionsbetriebe durch neue billigere Hilfskräfte ohne Erfahrung ersetzt werden muss. Etwaige Mängel werden erst nach dem Eintreffen der Lieferung in Deutschland festgestellt oder haben nach dem Einbau in Geräte oft kostspielige Folgen für das produzierende Unternehmen. Dann ist es zu spät. Ärger oder Rechtstreitigkeiten mit dem Hersteller bzw. Distributor sind die Folge. Das vermeintlich günstig produzierte Teil kann so sehr teuer werden.
Nachhaltige Entscheidungen treffen
Das Für und Wider einer Produktion im Fernen Osten muss jeder einzelne Auftraggeber für sich selbst abwägen und danach seine Entscheidung treffen. Wie sich die Problematik aus der Sicht eines deutschen Herstellers darstellt, zeigt das nachfolgende Gespräch mit Christian Helmig, Inhaber der HEMAL Kunststofftechnik in Hohenbrunn bei München. Das Spezialunternehmen für die individuelle Fertigung und Entwicklung von Kunststoff-Spritzguss-Teilen in Kleinserien fertigt sowohl Hohl- als auch Flachteile für die Branchen Elektro- und Medizintechnik sowie Maschinen-, Geräte- und Modellbau.
Kann ein deutscher Produktionsbetrieb überhaupt mit der Fertigung in China konkurrieren?
Christian Helmig: Ja, er kann. Natürlich nicht in allen Bereichen. Doch die Produktion von Kunststoff-Spritzgussteilen in Kleinserien entwickelt sich immer mehr zur Domäne deutscher Spezialanbieter. Während bei hohen Stückzahlen kaum jemand an der Herstellung in China vorbei kommt, überwiegen bei kleineren Mengen die Vorteile der Produktion im eigenen Land.
Und die wären?
Christian Helmig: In der Kleinserie, auf die wir uns spezialisiert haben, gilt die Binsenweisheit "Zeit ist Geld" noch stärker als in anderen Bereichen. Denn je weiter entfernt vom eigenen Firmenstandort Entwicklung und Produktion erfolgen, umso schwieriger wird die Eingliederung in die täglichen Arbeitsabläufe. Zeitverschiebung und Entfernung verursachen immer Aufwand und Kosten. Und nicht selten strapazierte Nerven. Kunden schätzen den direkten Dialog und ein schneller Informationsfluss ist die beste Vorarbeit. Persönliche Besuche schaffen Vertrauen. E-Mail und Scype können da nicht mithalten. Ein Original-Muster in der Hand lässt sich eben nicht durch Zeichnungen oder Fotos ersetzen.
Zeichnungen und Muster aus der Hand zu geben ist ja auch ein Sicherheitsrisiko ...
Christian Helmig: Natürlich. Allerdings produzieren wir meistens Einzelkomponenten, die in Maschinen oder Spezialgeräten verbaut werden. Da ist die Gefahr eines unerlaubten Nachbaus auch bei der Produktion in China nicht groß. Wer jedoch komplexere Produkte dort fertigen lässt, tut gut daran, die Einzelteile auf verschiedene Fabriken aufzuteilen oder die Endmontage in einem anderen Betrieb vornehmen zu lassen. Einfacher wird das ganze dadurch aber nicht. Dieses Vorgehen bedarf schon einer sehr guten Koordination. Gerade in solchen Fällen ist die Fertigung in Deutschland eine echte Alternative.
Nochmals zurück zum Thema Zeit. Wie lange dauert es denn bei Ihnen von der Freigabe zur Produktion.
Christian Helmig: Ganz verallgemeinern kann man das nicht. Wenn wir von vorneherein wissen, dass ein bestimmter Termin eingehalten werden muss, beziehen wir das selbstverständlich in unsere Angebot mit ein und berücksichtigen das bei der Kapazitätsauslastung der Maschinen. Passt alles, läuft sofort die Produktion an, besteht noch Verbesserungsbedarf zeigt der Techniker mögliche Lösungen auf. Auch Alternativen und Weiterentwicklungen, die sich manchmal erst in diesem Stadium ergeben, können so schnell realisiert werden. Wir verstehen uns nicht nur als Produzent, sondern auch als Dienstleister und agieren sehr flexibel.
Nicht nur Zeit ist Geld. Es fallen ja ganz konkret Produktionskosten an - wie können Sie da mit den großen Herstellern aus Fernost konkurrieren.
Christian Helmig: Meist sind es ja erst die sehr hohen Stückzahlen die das Verlagern nach Asien attraktiv machen. Bei Kleinserien fällt das weniger ins Gewicht. Unsere schlanke Unternehmensstruktur kommt uns sehr zugute. Die Fixkosten können so auf einem niedrigen Level gehalten werden. Außerdem haben wir ein Baukasten-System entwickelt, das eine kostengünstige Produktion ermöglicht. Unsere Maschinen laufen auch am Wochenende ohne Sonntagszuschlag ... ;-). Da außerdem weder Zölle noch Frachtkosten anfallen - geliefert wird frei Haus - können wir durchaus auch preislich konkurrieren.
Gibt es noch andere Gründe, die für eine Fertigung in Deutschland sprechen?
Christian Helmig: Sicher - Präzision ist so ein Stichwort. Ich denke da an eine Kundenanfrage, die eine Genauigkeit von 0,05 Millimetern verlangte. Eigentlich fast eine Unmöglichkeit im Kunststoffspritzguss. Doch nach eingehender Beratung, auch mit meinem langjährigen Werkzeugmacher, haben wir die Herausforderung angenommen. Wer wagt, gewinnt ...
Welche Rolle spielt der Umweltschutz bei der Entscheidung?
Christian Helmig: Eher untergeordnet, wenngleich immer mehr Unternehmen Wert darauf legen. Auch in China gibt es inzwischen Emissionsauflagen, deren Einhaltung logischerweise nicht zum Nulltarif erfolgt. Bis allerdings unsere Standards erreicht sind, wird noch viel (Ab-)Wasser die Flüsse hinab fließen. Unsere strengen Umweltauflagen garantieren eine saubere Produktionstechnik. Zudem verbrauchen bei uns gefertigte Teile keine Energie für lange Transporte - von der Lieferzeit ganz zu schweigen. Nachhaltigkeit ist durchaus ein Argument pro Deutschland.
Sie sehen als deutscher Spritzgusshersteller also gelassen in die Zukunft?
Christian Helmig: Durchaus. Ich bin seit über 30 Jahren in diesem Geschäft. Wer auf "Made in Germany" setzt, geht kein Risiko ein - zumindest im Nischenmarkt der Kleinserien. Oftmals kommt es nur darauf an, dass Unternehmen aus gewohnten Strukturen ausbrechen. Ich weiß, wie schwer das sein kann. Doch wer in der Kleinserie einen neuen Weg geht und einmal den Versuch wagt, mit einem deutschen Unternehmen eine Partnerschaft einzugehen, der gewinnt langfristig in diesem Bereich klar und deutlich.
Warum es sich lohnt,
Kleinserien in Deutschland fertigen zu lassen:
- übersichtliche Strukturen
- direkter Dialog
- schneller Informationsfluss
- kurze Reaktionszeiten
- pünktliche Lieferung
- keine Zölle und Formalitäten
- Entwicklung und Produktion aus einer Hand
- Zertifizierung und umweltverträgliche Produktion
http://www.hemal.de
HEMAL Kunststofftechnik
Friedrich-Bergius-Str. 15c 85662 Hohenbrunn
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MM-PR GmbH
Markt 21 95615 Marktredwitz
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