Klopfen an der Tür des atomaren Dorfes
08.07.2016
Medien & Kommunikation
Frankreichs atomares Dorf steht gewaltig unter Druck. Die beiden vom Staat beherrschten Konzerne, die auf den Bau und Betrieb von Nuklearanlagen spezialisierte AREVA und die Elektrizitätsgesellschaft EDF stecken in existenziellen Krisen. Die vom Pleitegeier bedrohte AREVA zeigt sich beim Neubau von Atomkraftwerken zunehmend überfordert. Das liegt auch an den wachsenden Sicherheitsanforderungen. Auf der anderen Seite setzen die billigen Strompreise und die Marktfreigabe des Stromhandels die hoch verschuldete EDF weiter unter Druck. Deswegen ist EDF eigentlich ausserstande - wie vom Staat gewünscht -, den Kernanlagenbau von AREVA zu übernehmen.
Hat Frankreich mit der Atomenergie, von der die Stromversorgung zu 70 Prozent abhängt, aufs falsche Pferd gesetzt? Hat der Staat, der über Jahrzehnte seine schützende Hand darüber ausgebreitet hat, versagt? Wie sieht es um die wirtschaftliche Zukunft des atomaren Clusters in der Normandie auf der Halbinsel Cotentin aus, wo Brennstäbe aufbereitet, AKW"s betrieben und gebaut werden, ein Endlager für leicht- und mittelradioaktive Abfälle liegt und Atom-U-Boote vom Stapel gehen? Das hätte Martin Arnold die Verantwortlichen gerne gefragt. Doch er stiess auf eine Mauer des Schweigens, selbst in der Bevölkerung und bei lokalen Politikerinnen und Politikern scheint es ein unausgesprochenes Schweigegebot zu geben. Offiziell werden Sicherheitsgründe und Terrorgefahr vorgeschoben. Aber viele Menschen wollen generell nicht über die Kernenergie und ihre Problematik sprechen. Zu gross ist die Angst um den Verlust der wirtschaftlichen Prosperität, die die atomare Wirtschaft von Staates Gnaden dieser Randregion beschert hat. Ein Bild der Lage vor Ort hat er sich trotzdem gemacht. Manche werden es einseitig nennen, weil er - zwangsläufig - fast ausschliesslich mit Menschen gesprochen hat, die der Atomenergie kritisch gegenüberstehen, oder, wie die auf Strahlungsmessungen spezialisierte Organisation ACRO, der übermächtigen Stimme der Atomwirtschaft mit einer unabhängigen, wissenschaftlich haltbaren Gegenstimme begegnen - und mit Dialogbereitschaft. Der Tag scheint nicht mehr allzufern, an dem dieser Dialog unabwendbar sein wird. Die nicht nur in Frankreich verschlossenen Türen der atomaren Dörfer müssen geöffnet werden.
Die Redaktion von http://www.mensch-und-atom.org (http://www.mensch-und-atom.org) hat diesen Dialog auf ihre journalistische Fahne geschrieben. Wir werden auch in Zukunft an die Türen jener klopfen, die nicht reden wollen. Wie wichtig und konstruktiv zugleich dieser Dialog sein kann, zeigt das Streitgespräch, das die grüne Schweizer Politikerin Regula Rytz und der Nuklearingenieur Horst-Michael Prasser geführt haben. Die Meinungen zur Zukunft der Atomenergie gingen weit auseinander. Während Prasser vor allem die Machbarkeit einer Energiewende ausschliesslich mit erneuerbaren Energien in Frage stellt, sieht Rytz, aus ethischen und wirtschaftlichen Gründen, keine Alternative dazu. Es war ein Gespräch auf Augenhöhe. Urs Fitze hat es geleitet und aufgezeichnet.
Hier der Link zum Streitgespräch:
Wissenschaft gegen Politik (http://www.mensch-und-atom.org/index.php/de/diskussion/item/155-wissenschaft-gegen-politik)
Beiträge aus dem Dossier Normandie:
Bombiger Ehrgeiz (http://www.mensch-und-atom.org/index.php/de/wiederaufbereitung/item/158-bombiger-ehrgeiz)
Frankreich wollte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Atommacht werden. Damit war der Weg zu einer von der Atomenergie abhängigen Gesellschaft vorgespurt.
Guy Vastel, freiwilliger Strahlenkontrolleur (http://www.mensch-und-atom.org/index.php/de/250-david-boilley-nuklearphysiker-praesident-acro-3)
Flamanville: Schwieriger Neubau (http://www.mensch-und-atom.org/index.php/de/wiederaufbereitung/item/159-flamanville-schwieriger-neubau)
Die Wiederaufbereitungsanlage La Hague hat einen zweifelhaften Ruf. Einerseits hat sie die ganze Umgebung reich gemacht, andererseits wird die ganze Umwelt im geringen, aber stetigen Ausmass verstrahlt. Neu ins Gerede gekommen ist das AKW Flamanville, das nur ein paar Steinwürfe entfernt liegt. Dort bringt man den Bau eines neuen Reaktors offenbar nicht fertig.
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