SepNet Studiengruppe erhält diesjährigen Roger-Bone-Preis
23.11.2016
Medizin, Gesundheit & Wellness
Der Roger-Bone-Preis wird jährlich für eine herausragende Publikation auf dem Gebiet der klinischen Sepsis Forschung an junge Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum vergeben. Benannt ist der Preis nach dem US -amerikanischen Intensivmediziner Roger C. Bone (1941-1997), der unter anderem für seine Sepsis Definition als "Invasion von Mikroorganismen und/oder deren Toxine in den Blutkreislauf, begleitet von Reaktionen des Körpers auf diese Invasion" bekannt ist - eine Definition der Sepsis, die noch heute ihre Gültigkeit besitzt.
In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 280.000 Menschen an einer Sepsis, knapp 70.000 versterben. Damit ist die Erkrankung hierzulande die dritthäufigste Todesursache und einer der Hauptverursacher für Sterbefälle auf Intensivstationen. Die schwerste Verlaufsform - der septische Schock - führt bei der Hälfte der Patienten zum Tod. In der aufwändigen klinischen SISPCT-Studie, die nun von der Deutschen Sepsis Gesellschaft ausgezeichnet wurde, sollten zwei wichtige Fragestellungen in der Behandlung dieser Patienten geklärt werden:
Eine entscheidende Ursache für die hohe Sterblichkeit bei Sepsis ist die Fehlfunktion mehrerer Organe, auch wenn sie ursprünglich nicht von der auslösenden Infektion betroffen waren. Es wird vermutet, dass die Entstehung von Sauerstoffradikalen hierbei eine wichtige Rolle spielen könnte. Hier könnte die hoch-dosierte Gabe von Selen vorteilhaft sein, da Selen die körpereigenen Prozesse zur Elimination von Sauerstoffradikalen unterstützt. Die SISPCT-Studie untersuchte daher, ob die intravenöse Gabe von Selen die Sterblichkeit bei Sepsis vermindert.
In einer zweiten Fragestellung wurde der Biomarkers Procalcitonin untersucht. Die Messung der Konzentration dieses Biomarkers im Blut von Patienten wird bereits in der Sepsis-Diagnose eingesetzt. Es lässt sich mit wiederholten Procalcitonin-Messungen aber auch der Behandlungserfolg beurteilen. Es wurde daher untersucht, ob ein Maßnahmenkatalog anhand des Procalcitoninverlaufs die Patientenbehandlung optimiert und somit die Sterblichkeit vermindert.
Die Ergebnisse ihrer Studie, die in den Jahren 2009-2013 an insgesamt 33 Intensivstationen in Deutschland mit 1089 Patienten durchgeführt wurde, haben die Wissenschaftler der SepNet Critical Care Trials Group in der Juli Ausgabe des JAMA Internal Medicine, eines führenden Fachjournals der Amerikanischen Gesellschaft für Medizin, vorgestellt (1). Sie zeigten dabei auf, dass trotz Wiederherstellung normaler Selen-Konzentrationen im Blut durch Gabe von Natriumselenit die Sterblichkeit nach 28 Tagen unverändert blieb. Für das bereits bei Sepsis-Patienten vielerorts eingesetzte Selen gibt es daher nun keine Grundlage mehr. Die Steuerung der Antibiose durch Procalcitonin führte erwartungsgemäß zu einem leicht reduzierten Einsatz von Antibiotika, hatte jedoch ansonsten keinen weiteren Einfluss auf die Sterblichkeitsrate bei schwerer Sepsis und septischem Schock. Die Ergebnisse untermauern die Notwendigkeit weiterer Forschung, um zu verstehen, warum so viele Menschen an der Sepsis versterben, genau welche Rolle der Einsatz von Antoxidantien spielt und welche Rolle Biomarker in der Therapieoptimierung haben könnten.
Priv.-Doz. Frank Bloos, Oberarzt am Universitätsklinikum Jena ist Erstautor der Veröffentlichung und Mitglied der SepNet Studiengruppe: "Die Ergebnisse der SISPCT-Studie haben unser Wissen über die Sepsis um wichtige Bausteine erweitert, auch wenn die getesteten Strategien nicht den erhofften Durchbruch gebracht haben. Wir wissen nun, dass eine Selenbehandlung aller Sepsis-Patienten nicht zielführend ist. Dies wirft naturgemäß neue Fragen auf. Gibt es andere Antioxidantien, die besser wirken? Spielen Sauerstoffradikale überhaupt eine entscheidende Rolle in der Sepsis? Auch Behandlungsentscheidungen anhand des Procalcitonins führten nicht zu einer Verbesserung unserer Patienten. Auch hier wird nun weitere Forschung notwendig werden. Die Ergebnisse der SISPCT-Studie zeigen auch, wie schwierig es ist, Behandlungen für dieses komplexe Krankheitsbild zu finden."
Die Verleihung des Roger-Bone-Preises findet mit freundlicher Unterstützung der Cytosorbents Europe GmbH während des diesjährigen DIVI-Kongresses im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, dem 30.11.2016, 12:30 - 14:00 Uhr im Saal 4 des Congress Centrums Hamburg (CCH) statt.
.
(1)Bloos et al. Effect of Sodium Selenite Administration and Procalcitonin-Guided Therapy on Mortality in Patients with Severe Sepsis or Septic Shock. A Randomized Clinical Trial . JAMA Intern Med. 2016 Sep 1;176(9):1266-76. doi: 10.1001/jamainternmed.2016.2514
http://www.sepsis-stiftung.de
Sepsis Stiftung
Erlanger Allee 101 07747 Jena
Pressekontakt
http://www.sepsis-stiftung.de
Sepsis Stiftung
Erlanger Allee 101 07747 Jena
Diese Pressemitteilung wurde über PR-Gateway veröffentlicht.
Für den Inhalt der Pressemeldung/News ist allein der Verfasser verantwortlich. Newsfenster.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Weitere Artikel von Holger Ruchatz
15.12.2016 | Holger Ruchatz
NHS England setzt nationale Aufklärungskampagne gegen Sepsis fort
NHS England setzt nationale Aufklärungskampagne gegen Sepsis fort
07.12.2016 | Holger Ruchatz
Film über die Gefahren der Blutvergiftung mit Medienpreis der Deutschen Sepsis Gesellschaft ausgezeichnet
Film über die Gefahren der Blutvergiftung mit Medienpreis der Deutschen Sepsis Gesellschaft ausgezeichnet
01.11.2016 | Holger Ruchatz
Hydrokortison bei der Entwicklung von septischem Schock
Hydrokortison bei der Entwicklung von septischem Schock
12.09.2016 | Holger Ruchatz
Häufigkeit von Sepsis kann durch Impfen reduziert werden
Häufigkeit von Sepsis kann durch Impfen reduziert werden
Weitere Artikel in dieser Kategorie
28.11.2024 | Abnehmen im Liegen GmbH
Black Friday Special mit Abnehmen im Liegen
Black Friday Special mit Abnehmen im Liegen
28.11.2024 | Praxisklinik für zahnärztliche Chirurgie und Implantologie
Aktuelle Entwicklungen in der modernen Endodontie, und wie Patienten davon profitieren
Aktuelle Entwicklungen in der modernen Endodontie, und wie Patienten davon profitieren
28.11.2024 | SeniorenLebenshilfe
Eine neue Lebenshelferin startet in Salzwedel: Frau Jenny Hartung begleitet Senioren zu Hause
Eine neue Lebenshelferin startet in Salzwedel: Frau Jenny Hartung begleitet Senioren zu Hause
28.11.2024 | Klinikum Lippe GmbH
Elternabende im Klinikum Lippe: Werdende Eltern erhalten umfassende Unterstützung
Elternabende im Klinikum Lippe: Werdende Eltern erhalten umfassende Unterstützung
28.11.2024 | Klinikum Lippe GmbH
Das Klinikum Lippe begrüßt neuen Chefarzt für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin
Das Klinikum Lippe begrüßt neuen Chefarzt für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin