Tier-Antibiotikaeinsatz reduzieren – Ziel von Tiermedizin und Landwirtschaft
23.12.2022
Medizin, Gesundheit & Wellness
Die Menge eingesetzter für Tiere zugelassene Antibiotika in der Nutztiermedizin wurde innerhalb der letzten 10 Jahre um rund 65 % verringert. Dies ist allein dem gewissenhaften und verantwortungsbewussten Handeln von Tierärzten und Landwirten zu verdanken. „Wir haben allesamt in den letzten 20 Jahren sehr viel über den Einsatz von Arzneimitteln und besonders Antibiotika in der Tierhaltung gelernt, was vorher selten wissenschaftlich untersucht und in der Praxis kaum bekannt war. Das hat sich heute grundlegend geändert. Im Jahr 2021 konnte im Vergleich zu 2017 ein Rückgang der Antibiotikaanwendung von nahezu 20 Prozent erzielt werden, wie Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) belegen.
Im Tierarzneimittelgesetz (TAMG) wird geregelt, dass der Einsatz von Antibiotika bei Rindern, Schweinen, Hühner oder Puten zur Lebensmittelgewinnung zu dokumentieren und an die zuständigen Landesbehörden übermittelt werden muss. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat diese Daten im Zeitraum von 2018 bis 2021 ausgewertet. Fakts: Bei allen Tieren wurden 2021 im Vergleich zu 2017 mindestens 18% weniger Tier -Antibiotikaanwendungsmengen und Therapiehäufigkeiten beobachtet, was einer Reduktion von rund 78 Tonnen geringerer Antibiotika-Einsatz bedeutet ( minus 18%).
Diese BfR- Zahlen zeigen, dass die nationale Antibiotikaminimierungsstrategie wirkt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat unter Zustimmung des Bundesrates nun in einem Gesetzgebungsverfahren das TAMG aktuell noch einmal verschärft; das Reduktionskonzept soll sich weiter etablieren. Zusätzlich wurden die Antibiotika Colistin, Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation in das Antibiotika-Minimierungskonzept mit aufgenommen. Die Einführung von Gewichtungsfaktoren erhöht die Anzahl der Behandlungstage auf das Dreifache beim Einsatz von kritischen Antibiotika wie z. B. Colistin, wodurch die Therapiehäufigkeit fälschlicherweise erhöht wird und viele Tiere jetzt nicht mehr die nötigen therapeutischen Maßnahmen erhalten.
Das Landwirtschaftsministerium scheint nicht anzuerkennen zu wollen, dass das Antibiotikaminimierungskonzept seit 10 Jahren sehr erfolgreich greift. Tierärzte und Landwirte haben sich seit vielen Jahren klar zum Ziel bekannt, den Antibiotikaeinsatz auf das therapeutisch notwendige Maß zu begrenzen. Auch die pauschale politische Forderung der Antibiotikareduktion um 50 % wird ohne jegliche Bezugsgröße im aktuellen Gesetz aufgeführt. Pressemeldungen des Landwirtschaftsministeriums sprechen immer noch vom „übermäßigen Antibiotikaeinsatz in Tierhaltungen...“, ohne den bisherigen Erfolg der Antibiotikareduzierung um 65% der letzten 10 Jahre anzuerkennen . Hier scheinen politisch populistische Aussagen wichtiger zu sein als wissenschaftliche Fakten. Es werden bewusst „Fake-News“ veröffentlicht, um sich wohl in der Wählergunst positiv darzustellen. Eine Minimierung des Antibiotikaeinsatzes auf Null ist weder möglich noch zielführend. Institutionen, wie z.B. die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) im münsterländischen Steinfurt, suchen den intensiven Kontakt mit dem LM-Ministerium, dem auch die Tiermedizin angegliedert ist, aber es werden oft „Zeitgründe“ u. co. vorgeschoben, um sich nicht der Diskussion mit Nutztierärzten stellen zu müssen. „Das ist mehr als peinlich und zeigt die Ignoranz und Überheblichkeit“, so Gründer und Leiter der Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA), Fachtierarzt für Schweine und Agrarwissenschaftler Ernst-Günther Hellwig.
Vergleichen wir den Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin, scheinen wir in einer „anderen Welt“ zu leben. Oft werden Antibiotika ohne klinische Untersuchung des Patienten, ohne Keimnachweis und Resistenztest verschrieben; die Dosierungen sind bei vielen Humanantibiotika nicht angepasst worden usw. . Die „One Health Strategie“ bei der Therapie von Infektionskrankheiten ist zwar allen Fachleuten bekannt, wird allerdings in der Tier- und Humanmedizin leider noch nicht gleichberechtigt behandelt. Die Diskussion dieser wichtigen Strategie füllt aber seit vielen Jahren einen wichtigen Teil der AVA-Fortbildungen.
Die Agrar- und Veterinär- Akademie (AVA) führt seit über 20 Jahren erfolgreich Fort- und Weiterbildungen durch, um die Tierärzteschaft über den neuesten Stand der tiermedizinischen und landwirtschaftlichen Wissenschaften zu informieren. Ab dem 10. Januar 2023 bietet der AVA im Rahmen einer Online-Seminarreihe das erste Thema „Umsetzung von Tiergesundheit, Tierschutz, Verbraucherschutz und Tierarzneimitteleinsatz im Rahmen des neuen EU-Tiergesundheitsrecht in Zusammenarbeit der Nutztierpraktiker und den Veterinärbehörden“ an. Hier werden Prof. Dr. Wilfried Hopp und Dr. Arno Piontkowski, zwei hoch anerkannte im Veterinärstaatsdienst stehende Persönlichkeiten, den Seminarteilnehmern Rede und Antwort stehen. Am 17. Januar folgen zwei praktische Beiträge zur Rindergesundheit mit den Tiermedizinern Dr. Annette Lorch und Dr. Hugo Hauschulte. Das Programm der AVA-Fortbildungen, ebenso das Anmeldeprocedere, ist auf der AVA-Homepage unter www.ava1.de nachzulesen. Es lohnt sich ganz sicher.
Die AVA ist eine Fortbildungsgesellschaft mit dem Ziel der Aus- und Weiterbildung und der Verteilung von Informationen für den landwirtschaftlichen und tiermedizinischen Bereich. Gleichzeitig ist die AVA ein Forum für Landwirte und Tierärzte, die die Herausforderungen der Produktion gesunder Nahrungsmittel in den nächsten Jahrzehnten in den Blick nimmt.
Ziel der Agrar- und Veterinär-Akademie ist es, die Probleme der modernen, nachhaltigen Landwirtschaft und Tierhaltung zu erörtern. Wir wollen gemeinsam Wege finden, um tiergerecht, praxisbezogen und verbraucherorientiert zu arbeiten. AVA-Fortbildungen helfen Arzneimittel einsparen! Ernst-Günther Hellwig, Gründer und Leiter der AVA, Steinfurt, Burgsteinfurt
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