Small-Fiber-Neuropathie und Fibromyalgie können anfänglich verwechselt werden
05.06.2023
Medizin, Gesundheit & Wellness
Die sogenannte Small-Fiber-Neuropathie ist eine neurologische Erkrankung der kleinsten unmyelinisierten Nerven in der Peripherie, also in den vom Körper am weitesten entfernt liegenden Bereichen. Diese ganz spezielle Unterform einer Polyneuropathie tritt in der Regel ab dem 50. Lebensjahr auf, kann allerdings in seltenen Fällen auch früher beginnen, weiß der Leiter der bundesweit tätigen Selbsthilfeinitiative zu Muskel- und Nervenerkrankungen, Dennis Riehle (Konstanz), der bereits mit 31 Jahren an der SFN erkrankte und darauf hinweist, dass die Schädigung insbesondere die in den obersten Hautschichten liegenden Nerven betrifft und aufgrund ihrer sensiblen Komponente anfänglich leicht mit einer Fibromyalgie-Erkrankung verwechselt werden kann: "Insgesamt ähneln sich die Schmerzen bei beiden Störungsbildern, weshalb ohne eine weitere Differentialdiagnostik kaum eine genaue Aussage darüber getroffen werden kann, um welche Krankheit es sich handelt", erklärt der heute 37-jährige Journalist hierzu. Zunächst stehen ziehende und brennende Missempfindungen im Vordergrund, die nicht wirklich von vom myofaszialen Schmerz unterschieden werden können. Doch während es sich bei SFN um eine neurologische Erkrankung handelt, ist die Fibromyalgie dem schmerzmedizinischen Fachbereich zuzuordnen. Wenngleich diskutiert wird, ob die Small-Fiber-Neuropathie eine ursächliche Rolle bei der Entstehung der Fibromyalgie spielen kann, bleiben doch Unterschiede in Herkunft und Behandlung der beiden Erkrankungen. Entsprechend merkt Riehle an, dass nicht nur das Gesamtbild der Beschwerden entscheidend ist, sondern auch das Ergebnis der orientierenden Untersuchungen: "Im Gegensatz zu einer ausgeprägten Polyneuropathie sind bei der SFN die Elektroneurografie und die Elektromyografie lange Zeit unauffällig. So muss die Diagnose zumeist anhand der Auswertung einer Hautbiopsie gestellt werden".
Ein Verdacht auf Small-Fiber-Neuropathie ergibt sich bei oberflächlichem Schmerzempfinden, das meist reißend und stechend in den Händen, Unterarmen, Füßen und Unterschenkeln beginnt. "Die Missempfindungen sind dabei vorerst socken- und handschuhförmig begrenzt und eine motorische Beteiligung liegt nicht vor. Somit sind vorerst keine Gangstörungen zu beobachten. Viel eher sind die Gefühlsstörungen wegweisend, die der Betroffene schmerzhaft wahrnimmt, was dann zur Verwechslungsgefahr mit der möglichen Fibromyalgie führen kann. Der Unterschied ist vor allem, dass sich die Schmerzen bei letzterer Erkrankung wesentlich auf den gesamten Körper verteilen und dabei punkthaft ausgehend an Sehnenansätzen am stärksten sind. Gleichzeitig kommt es bei der SFN selten zu den bei der Fibromyalgie bekannten Begleitsymptomen wie Müdigkeit, Morgensteifigkeit oder kognitiven Störungen". Gemäß Riehle ist die Small-Fiber-Neuropathie nur sehr langsam fortschreitend, ihr Ursprung bleibt - wie bei vielen Polyneuropathien - oftmals unklar: "Sicherlich sollte immer eine diabetische Komponente geprüft werden, gleichsam ein etwaiger Vitamin B-Mangel, etwaige Infektionen, Medikamentennebenwirkungen, immunologische Systemerkrankungen oder auch Schilddrüsenprobleme. Gemeinsam ist den beiden Krankheitsbildern, dass sie damit oft nur symptomatisch behandelt werden können, meint Dennis Riehle, welcher auch der überregionalen Selbsthilfeinitiative zu Fibromyalgie und Chronischem Erschöpfungssyndrom (CFS/ME) vorsteht: "Vor allem geht es um Schmerzbehandlung, Ernährungsumstellung, Physiotherapie, möglicherweise auch ergänzende Psychotherapie mit der hilfreichen Gabe von milden Antidepressiva. Denn zumeist fällt es Betroffenen schwer, mit der Diagnose einer chronischen Erkrankung umzugehen, wenngleich die Prognose bei SFN günstig ist", meint der Psychologische und Sozialberater abschließend.
Die Selbsthilfeinitiative bietet eine kostenlose Psychologische, Sozial- und Ernährungsberatung unter http://www.selbsthilfe-riehle.de an.
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