Posttraumatische Belastungsstörung: Wenn der Einsatz Folgen hat
26.06.2023
Medizin, Gesundheit & Wellness
Düsseldorf, 26.06.2023 - Der Einsatz für unsere Gesellschaft kann Folgen für die psychische Gesundheit haben: Rund 3 % aller Soldatinnen und Soldaten leiden laut Statistiken der Bundeswehr nach dem Einsatz unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) . Jährlich kommen etwa 200 Neuerkrankte hinzu. Laut einer repräsentativen Befragung von Civey im Auftrag der INVICTUS GAMES DÜSSELDORF 2023 presented by Boeing messen 62,1 % der Deutschen psychischen Erkrankungen inzwischen eine große Bedeutung in unserer Gesellschaft zu - rund 88 % der Befragten haben schon einmal von PTBS gehört.
PTBS kann nach traumatischen Erlebnissen auftreten, etwa nach lebensbedrohlichen Situationen, katastrophalen Ereignissen oder wenn Personen großes Leid mit ansehen müssen. Typische Symptome, wie beispielweise Schlafstörungen, Flashbacks, Reizbarkeit, Überforderung in Alltagssituationen oder emotionale Abgestumpftheit, können sich bereits unmittelbar, manchmal aber auch erst Monate oder sogar Jahre nach dem traumatischen Ereignis zeigen.
Besondere Risiken begünstigen die Entstehung von PTBS
Frauen sind laut Deutscher Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN ) zwei- bis dreimal häufiger von einer PTBS betroffen als Männer, ältere Menschen eher als jüngere. Nochmals häufiger betroffen sind Menschen, die wie beispielsweise Verteidigungs- und Einsatzkräfte besonderen Risiken ausgesetzt sind. Der Civey-Umfrage zufolge ist sich die Bevölkerung dieser besonderen psychischen Belastung bei Einsätzen in Konflikt- und Katastrophengebieten bewusst: Nach Opfern von Gewalt (54,5 %) schätzen sie das Risiko einer PTBS-Erkrankungen bei Soldatinnen und Soldaten (47,3 %) sowie Rettungskräften der Blaulichtorganisationen (33,8 %) am höchsten ein.
Sichtbare und unsichtbare Barrieren mit Unterstützung überwinden
Die Bundeswehr hat ein Hilfsangebot aufgebaut, das sich speziell an Soldatinnen und Soldaten, zivile Kräfte und ehemalige Bundeswehrangehörige mit einsatzbedingten psychischen Leiden richtet. Das international einzigartige Einsatz-Weiterverwendungsgesetz legt die Grundlage dafür, einsatzgeschädigten Soldatinnen und Soldaten ins Leben zurückzuhelfen und sie nach Möglichkeit wieder in den Dienst zu integrieren. Da die Symptome psychischer Erkrankungen oft verzögert und deshalb teilweise erst nach dem Ende der Dienstzeit auftreten, greift das Gesetz auch für bereits aus der Bundeswehr ausgeschiedene Betroffene.
Die Invictus Games sind für an Körper und Psyche verletzte Soldatinnen und Soldaten sowie Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen und ihre Family & Friends ein wichtiger Schritt zur Rehabilitation und zu mehr Teilhabe am Leben. Das Teilen persönlicher Erlebnisse sowie das Solidaritätsgefühl über Grenzen hinweg führt häufig zu einer spürbaren Entlastung und unterstützt die Rehabilitation. Ramona , Polizistin und Teilnehmerin der Invictus Games 2023, schätzt, dass dieses Jahr auch Einsatzkräfte an den Spielen teilnehmen können: "Auch bei der Polizei gibt es viele Einsatzgeschädigte, die nicht sichtbar verwundet sind und nicht wahrgenommen werden. Ich bin dankbar, diesem Thema ein Gesicht und eine Stimme zu geben."
Eine Kultur des Hinschauens entwickeln
Seit 2012 hat die Bundeswehr rund 2000 PTBS-Neuerkrankungen erfasst, wobei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. Das liegt auch daran, dass PTBS häufig zeitverzögert auftritt und einige Zeit zwischen dem Auftreten erster Symptome bis zur endültigen Diagnose vergeht. "Das Tabuthema "psychische Erkrankung" hat mich viel Energie gekostet, mich zu outen und mir selbst einzugestehen, dass ich mir Hilfe suchen muss", sagt Daniel , Panzergrenadier und Teilnehmer der Invictus Games 2023. Viele Sensibilisierungs- und Informationsmaßnahmen, so auch der Tag der Posttraumatischen Belastungsstörung am 27. Juni, haben bereits zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beigetragen: Heute nehmen mehr betroffene Soldatinnen und Soldaten medizinische Hilfe in Anspruch.
"Wir müssen immer wieder auf diese Thematik und auf die Menschen, die ihre Gesundheit in Erfüllung ihres Dienstes verloren haben, hinweisen. Ihnen gilt unsere besondere Wertschätzung und Anerkennung. Wir dürfen nicht wegsehen, sondern müssen vielmehr eine Kultur des Hinschauens erreichen", sagt Generalarzt Dr. Jörg Ahrens, Beauftragter PTBS des Bundesministeriums der Verteidigung.
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