Wachsende Unsicherheit durch Lieferengpässe
14.03.2024
Medizin, Gesundheit & Wellness
Konstanz, März 2024. Seit einigen Jahren kommt es vermehrt zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln. Ob Antibiotika, Schmerzmittel, Fiebersäfte oder Krebsmedikamente - vieles war und ist auch derzeit nicht lieferbar, was die Patientenversorgung erschwert oder sogar gefährden kann. "Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, verzeichnete 2023 1.426 Meldungen von Lieferengpässen, was einen Anstieg von 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Für 2024 sind dem BfArM bereits im Februar über 479 Meldungen bekannt (Stand: 27.02.2024)", stellt Chakib Lemzouri, Leiter Gesundheitspolitik und Tender der Bracco Imaging Deutschland GmbH, heraus. "Von Lieferengpässen bedroht sind auch Kontrastmittel, die für viele lebensentscheidende Diagnosen essenziell sind."
Strukturelle Probleme
Zu den möglichen Gründen der Medikamenten-Engpässe zählen die Globalisierung und Konzentration auf wenige Herstellungsstätten, Produktions- und Lieferverzögerungen für Rohstoffe oder auch ein erhöhter Bedarf bei beispielsweise verstärktem Infektionsaufkommen. "Aktuell sehen wir vor allem ein strukturelles Problem: Die Preise für Arzneimittel und auch für Kontrastmittel, die von den Krankenkassen erstattet werden, sind häufig viel zu niedrig. In Deutschland und Europa lassen sich deshalb viele pharmazeutische Produkte nicht mehr wirtschaftlich produzieren", betont Lemzouri. Folglich hängt die Versorgung hierzulande immer öfter von Herstellern aus dem Ausland, oftmals Asien, und somit von langen Lieferketten ab.
Gefahr durch Exklusivausschreibungen
Dass bei Lieferproblemen nicht immer auf andere Hersteller vor Ort zurückgegriffen werden kann, liegt unter anderem an sogenannten Exklusivausschreibungen im Ein-Partner-Modell. Diese werden in einigen Regionen Deutschlands von gesetzlichen Krankenkassen durchgeführt. Dabei wählen die Krankenkassen den günstigsten Hersteller aus, der als einziger in der jeweiligen KV-Region Kontrastmittel regelhaft beliefern darf. "Bei ihrer Wahl achten die Krankenkassen nicht darauf, welches Kontrastmittel sich für Patienten am besten eignet, sondern allein, welches am billigsten ist. Qualität, Patientensicherheit, Umweltaspekte, Produktionsstandorte und auch die Lieferkettensicherheit werden nicht berücksichtigt", erläutert Lemzouri. "Wenn Vertragsärzte nicht den bezuschlagten, preisgünstigsten Anbieter verordnen, drohen ihnen gegebenenfalls Konsequenzen im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen."
Zeit zu handeln
Vielen Patienten ist in den letzten Jahren zunehmend bewusst geworden, was es bedeutet, wenn alltägliche Medikamente fehlen. "Lieferprobleme bei Kontrastmitteln bekommen die meisten von ihnen hingegen gar nicht mit. Um aber überhaupt zu wissen, welche Krankheit therapiert werden muss, bedarf es zuvor häufig bildgebender Diagnoseverfahren und somit oftmals auch Kontrastmittel. Für eine sichere Patientenversorgung gilt es daher auch die Gefahr von Lieferengpässen bei Kontrastmitteln zu minimieren. Deshalb haben wir gegen diese Ausschreibungspraxis bereits Klage beim Sozialgericht Konstanz eingereicht", betont Lemzouri abschließend.
(Bildquelle: Bracco Imaging Deutschland GmbH)
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