"Chancenarmut wird Gesellschaft auf die Füße fallen"
20.11.2018
Politik, Recht & Gesellschaft
Stuttgart, 20. November - Zu den Rechten von Kindern und Jugendlichen zählt, dass sie sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen und mitbestimmen können. Vielen Kindern ist diese Teilhabe aber verwehrt: Jedes 5. Kind wächst im reichen Baden-Württemberg in Armut auf oder ist von Armut bedroht. Sie haben weniger Möglichkeiten, ihre Talente zu entwickeln. Ihre Chancen auf Bildung sind deutlich eingeschränkt. Damit Kinder Teilhabe erfahren können, haben regionale Kinderstiftungen an neun Orten in ganz Württemberg Jungen und Mädchen eingeladen, kreativ zu werden und ein Kunstobjekt zu schaffen. Unter der Fragestellung "Was macht Kinder stark" wurden über 150 Kinder und Jugendliche unter Anleitung von Kunstpädagogen und Künstlern künstlerisch tätig. Heute, am Tag der Kinderrechte, präsentierten sie in der Staatsgalerie Stuttgart bei der Ausstellungseröffnung "Kinder. Kunst. Politik.", was ihnen Kraft, Spaß, Selbstverwirklichung und Zukunft gibt. Künstlerisch umgesetzt wurde dies etwa in selbstgeschneiderten Kleidern, Skulpturen aus Naturmaterialien oder Krafttieren aus Pappmasche. Schülerinnen und Schüler aus Heidenheim übten eigens für die Ausstellung in der Staatsgalerie einen Song ein, den sie im Vorfeld in einem Studio produzierten.
Im Sinne von Partizipation kamen die jungen Menschen in der Staatsgalerie über ihre Kunst mit Erwachsenen ins Gespräch und setzten ein sichtbares Zeichen an die Politik: Auch Kinder machen sich stark für ihre eigenen Anliegen. Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, würdigte das Engagement der jungen Menschen bei der Eröffnung der Ausstellung: "Dieses Projekt zeigt, wie sich gesellschaftliche Entwicklung und Kunst verbinden lassen. Nicht zuletzt durch solche besonderen künstlerischen Projekte tragen wir dazu bei, auf die Kinderrechte aufmerksam zu machen und diese zu stärken."
Mit der Ausstellung beendete die Caritas Rottenburg-Stuttgart ihr Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen. Das gesamte Jahr nahm der katholische Wohlfahrtsverband zum Anlass, das Thema Kinderarmut auf seine Tagesordnung zu setzen. Grundlage ist seine Initiative MACH DICH STARK, mit der der Verband Menschen, Organisationen und Institutionen in dem Anliegen vereinen will, allen Kindern eine gute persönliche Entwicklung und Teilhabe zu ermöglichen. "Arm an Chancen zu sein, das hat Folgen", so Pfarrer Oliver Merkelbach, Caritasdirektor der Diözese Rottenburg-Stuttgart. "Wenn wir nichts unternehmen, wird diese Chancenarmut der Gesellschaft massiv auf die Füße fallen. Wir als Caritas wollen diese Ungleichheit angehen und den Gestaltungswillen Vieler bündeln."
Getragen wird dies Initiative MACH DICH STARK bis jetzt maßgeblich von Kinderstiftungen in Württemberg. "Können Kinder - wie bei diesem Kunstprojekt - mitwirken und ihre Ideen einbringen, macht sie das stark", so Angelika Hipp-Streicher, Fachleiterin Familie und Integration der Caritas-Region Bodensee-Oberschwaben. "So erfahren sie, dass sie selbst etwas für ihre Zukunft bewirken können. Denn Kinder sind von ihrer Persönlichkeit her mit guten Ideen ausgestattet."
Um viele Menschen im Kampf gegen Kinderarmut zu vereinen, hat die Caritas Rottenburg-Stuttgart einen Aufruf gestartet, die Idee von MACH DICH STARK als Erstunterzeichner weiterzutragen. 75 Personen aus Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sind diesem Aufruf gefolgt. Sie wollen mit Überzeugung und Fantasie ihren Beitrag leisten, um Kinderarmut aus der Welt zu schaffen. Zu den Erstunterzeichnern gehören Künstler wie Walter Sittler, Christoph Sonntag oder Eric Gauthier, der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Gökay Sofuoglu, oder Firmenvertreter der Bäckerei Katz. Die Namen der Erstunterzeichner wurden bei der Vernissage vorgestellt, außerdem bestand für die Besucher der Ausstellung die Möglichkeit, diesen Aufruf ebenfalls zu unterzeichnen.
Weitere Informationen unter: http://www.mach-dich-stark.net/
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Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
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