Unangekündigte Kontrollen decken Vielzahl an Mängeln in niedersächsischen Schlachthöfen auf
23.01.2019
Politik, Recht & Gesellschaft
Nachdem während unangekündigter Kontrollen auf 18 niedersächsischen Schlachthöfe in 14 Betrieben Mängel festgestellt wurden, fordert das Deutsche Tierschutzbüro die sofortige Ansetzung solcher Kontrollen in allen Schlachthöfen bundesweit. Nachdem zunächst Medien über die Kontrollergebnisse berichteten, wurden diese Anfang der Woche auch durch das niedersächsische Landwirtschaftsministerium verifiziert. Die Tierrechtler sehen darin eine erneute Bestätigung, dass immer wieder aufgedeckte skandalöse Zustände in Schlachthöfen keine Einzelfälle, sondern Teil des Systems sind. Sie kritisieren, dass viel zu wenig unangekündigte und zu oberflächliche Kontrollen durchgeführt werden und dabei das Tierwohl hintenangestellt wird. Daher fordert das Deutsche Tierschutzbüro bundesweite unangemeldete Kontrollen aller Schlachthöfe, da davon ausgegangen werden kann, dass die Zustände deutschlandweit ähnlich sind. "Dass in 14 von 18 kontrollierten Schlachthöfen Mängel festgestellt wurden ist schockierend aber leider nicht überraschend. Kontrollen wie die jetzige müssen unverzüglich in allen Schlachthöfen stattfinden und in Zukunft regelmäßig wiederholt werden", so Fabian Steinecke, Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros.
Neben erheblichen Mängeln bei Sauberkeit und Zustand der Anlagen, gab es auch in zehn Fällen Auffälligkeiten in Sachen Tierschutz. Das Landwirtschaftsministerium nannte unter anderem fehlende Sachkunde beim Personal beziehungsweise fehlende entsprechende Nachweise und unzureichende Kontrollen bei der Betäubung von Tieren. Im Bereich Technik und Betäubung fielen 14 der Betriebe mit Mängeln auf. Medienberichte sprachen von in Einzelfällen so schweren Problemen, dass eine ordentliche Betäubung der Tiere fraglich erschien. Durchgeführt wurden die Kontrollen von den jeweiligen Kreisämtern und dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). Zu den Konsequenzen für die betroffenen Schlachthöfe machte das Landwirtschaftsministerium keine Aussagen.
Die Kontrollen gelten als Reaktion auf die Veröffentlichung von Undercover-Bildmaterial aus drei niedersächsischen Schlachthöfen durch Tierrechtsorganisationen Ende 2018. Das Videomaterial zeigte tierquälerische Zustände und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in Betrieben in Bad Iburg, Oldenburg und Laatzen. Während der Schlachthof in Laatzen weiter läuft, ist der Standort in Bad Iburg direkt im Anschluss an die Veröffentlichungen geschlossen worden. Die Anlage in Oldenburg ist momentan stillgelegt. Im Anschluss an die Aufdeckungen kündigte die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast verschiedene Maßnahmen und Verbesserungen in Bezug auf die Zustände in den über 300 Schlachthöfen Niedersachsens an. Das Deutsche Tierschutzbüro fordert sofortige zielführende und wirkungsvolle Schritte hin zu mehr Tierschutz. "Wir brauchen endlich mehr als nur leere Worte oder populistische Ankündigungen, wie die Einführung einer Videoüberwachung, die keinerlei Wirkung zeigen. Die Politik und verantwortliche Ämter müssen endlich für mehr Tierschutzmaßnahmen einstehen und nicht nur für die Interessen der Agrarlobby", so Fabian Steinecke.
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