Schulen als Vorreiter für innovative Förderkonzepte bei Legasthenie und Dyskalkulie prämiert
28.02.2020
Politik, Recht & Gesellschaft
Am 27. Februar 2020 wurden in Berlin drei Schulen prämiert, die sich in ganz besonderer Weise für die Förderung und Unterstützung von Kindern mit einer Legasthenie und/oder Dyskalkulie einsetzen. "Wir sind sehr beeindruckt von den Bewerbungen der Schulen, die zeigen, dass es auch in Zeiten des Lehrkräftemangels möglich ist, Schüler*innen ganz individuell zu fördern und ihre Stärken zu entwickeln", sagt Tanja Scherle, Bundesvorsitzende des BVL. Die Jury aus den beiden Verbänden, sowie einer 16-jährigen Schülerin mit Dyskalkulie, hat drei Schulen als Preisträger aus den bundesweit 24 Bewerbungen ausgewählt und den Gewinnern ihre hohe Anerkennung ausgesprochen.
Der 1. Preis (3.000 EUR) ging an die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Bonn, die ein umfassendes Konzept für Schüler*innen mit Legasthenie und Dyskalkulie entwickelt hat. Alle Schüler*innen werden in der 5. Klasse im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen getestet und erhalten bei Bedarf eine individuelle Förderung. Das gesamte Förderkonzept greift sehr gut ineinander, die Lehrkräfte wurden anforderungsgerecht qualifiziert und die Förderstunden sind fest im Stundenplan verankert. Ein Elternarbeitskreis wirkt aktiv an der Schule mit und setzt sehr viele wichtige Impulse.
Den 2. Preis (1.500 EUR) hat die Otto-Wels-Grundschule in Berlin-Kreuzberg erhalten. Hier wurde an einer "Brennpunktschule" sehr eindrücklich gezeigt, wie ein tragfähiges Förderkonzept mit der Unterstützung von "Rechenpaten" der Freien Universität Berlin aufgebaut wurde. Die Förderung der Kinder mit einer Rechenschwäche erfolgt durch dafür speziell qualifizierte angehende Grundschullehrer*innen der Freien Universität Berlin. Die wissenschaftliche Begleitung durch die Universität sichert die Qualität und die Nachhaltigkeit des Förderkonzeptes. Zusätzlich gelingt es durch dieses Modell, zukünftige Lehrkräfte in ihrer Förderkompetenz für rechenschwache Kinder zu qualifizieren.
Eine weitere Auszeichnung mit einem 3. Preis (500 EUR) ging an die Städtische Gesamtschule in Nettetal, die Schüler*innen ganzheitlich unterstützt, d. h. psychosozial, beim Lernen und/oder bei einer Legasthenie. Besonders hervorzuheben ist ein umfassender Leitfaden zum Nachteilsausgleich, der für alle Lehrkräfte verbindlich ist. Sehr eindrucksvoll sind die stärkenorientierte Unterstützung und der wertschätzende Umgang mit den Schüler*innen durch die Lehrkräfte der Schule.
"Die 24 Bewerbungen, bei bundesweit ca. 32.580 allgemeinbildenden Schulen, zeigen uns, welchen Kraftakt es kostet, Kinder bestmöglich schulisch zu unterstützen und zu gesunden Persönlichkeiten zu entwickeln. Wir wünschen uns, dass sich diese Vorzeigebeispiele auch auf andere Schulen übertragen, um allen Kindern gleiche Bildungschancen zu geben und ihnen seelisches Leid durch Selbstwertzweifel, die sie mitunter ein Leben lang begleiten, zu ersparen. Kein Kind darf "aussortiert" werden. Hier ist die Bildungspolitik der Länder gefordert, damit es auch anderen Schulen gelingt, ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden", sagt Rainer Becker, Vorstand der Deutschen Kinderhilfe.
Weitere Informationen zum Schulwettbewerb und zur Legasthenie und Dyskalkulie sind im Internet unter https://www.bvl-legasthenie.de abrufbar.
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