Schneiteln, Blondvieh, Perchtenläufe und Ribelmais
27.09.2016
Umwelt & Energie
Das Schneiteln, das Schneiden von Bäumen zur Gewinnung von Futterlaub oder Streue, war bis vor einem Jahrhundert im ganzen Alpenraum verbreitet. Die Pflege und Anordnung der Bäume auf den Weideflächen und der sachgerechte Schnitt erforderten viel Fachwissen, das heute weitgehend verloren gegangen ist. Deshalb kann das Schneiteln heute nicht mehr empfohlen werden. Bei unsachgemässem Schnitt kann es zu schweren Schädigungen kommen.
Nachlesen lässt sich die Geschichte des Schneitelns auf http://www.fundus-agricultura.wiki. (http://www.fundus-agricultura.wiki) Die Online-Enzyklopädie ist im Sommer 2015 freigeschaltet worden. Die Datenbank basiert auf dem Wiki-Prinzip. Das heisst: Jede fachkundige Person kann ehrenamtlich ihr Wissen einbringen. Die einzige Bedingung ist die Bereitschaft, sich einer inhaltlichen Diskussion zu stellen. Fachkommissionen sorgen dabei für die Qualitätssicherung. http://www.fundus-agricultura.wiki ist in die vier Kategorien Pflanzen, Tiere, Kulturtechniken und Brauchtum und weitere Unterkategorien gegliedert. Es gibt eine Selektionsmöglichkeit über die Grossregionen der Alpen. Die Beiträge in den jeweiligen Kategorien folgen einer vorgegebenen Struktur, zusätzlich werden für einen schnellen Überblick die wichtigsten Fakten zusammengefasst. Auf eine Autorenkennzeichnung wird verzichtet. Die Suchfunktion erlaubt das Stöbern nach beliebigen Stichworten. Präsentiert werden dabei die Ergebnisse aus dem gesamten Textmaterial. Rund 50 ehrenamtliche Autorinnen und Autoren schreiben mit. Die Themenpalette reicht vom Waldviertler Blondvieh über den Rheintaler Ribelmais bis zur Dreifelderwirtschaft oder dem Perchtenlaufum.
Doch es gibt noch viel zu tun. Das traditionelle landwirtschaftliche Wissen im Alpenraum ist überaus reich. Man denke nur an die Kastanienselven, die mit verschiedenen Sorten bepflanzt waren, um eine ganzjährige Versorgung mit dem "Brot der Armen" zu gewährleisten. Im Kanton Tessin haben sich bis zu 1000 Jahre alte Kastanienbäume erhalten, die über Generationen gehegt und gepflegt worden waren - ein fast vergessener agrarhistorischer Schatz in einer immer weniger genutzen Kulturlandschaft. Ähnlich vielfältig waren etwa die Apfelsorten im Alpenraum, und während bei den Nutztieren heute wenige Rassen dominieren, gab es früher in fast jeder Talschaft eigene "Schläge". Manche dieser alten Sorten und Tierrassen erfahren derzeit ein kleines Comeback. Das ist vor allem dem Engagement besorgter Pionierinnen und Pioniere zu verdanken, die seit den 1980er-Jahren eine Trendwende schafften. Das Schlimmste, der totale Verlust einer über viele Jahrhunderte gewachsenen genetischen Vielfalt zum Nutzen der Landwirtschaft, scheint damit abgewendet. Doch der Schutz von Pflanzensorten und Tierrassen ist nicht gewährleistet, wenn Produktionsmethoden, Kulturtechniken und Brauchtum in Vergessenheit geraten. Daher ist es essentiell für eine nachhaltige Lebenderhaltung der Agro-Biodiversität, das traditionelle bäuerliche Wissen zu sammeln und zu erhalten. Mit den innerhalb eines guten Jahres erstellten ersten 350 Beiträgen auf http://www.fundus-agricultura.wiki ist ein Anfang gemacht. Gesucht werden weitere Freiwillige, die mit eigenen Beiträgen in ihren Fachgebieten zum Erhalt dieses grossen Kulturerbes beitragen.
Kasten:
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Registrierung auf der Webseite http://www.fundus-agricultura.wiki (http://www.fundus-agricultura.wiki)für eine der vier Kategorien Pflanzen, Tiere, Kulturtechniken und Brauchtum. Es sind auch Mehrfach-Registrierungen möglich. Danach erhalten Nutzerinnen und Nutzer mit e-mail ein Passwort mit einer Anleitung.
http://www.fundus-agricultura.wiki
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Neugasse 30 9000 St. Gallen
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