Pressemitteilung von Uwe Pagel

Preissenkungsverfügung in Baden-Württemberg: Vorbote der Liberalisierung beim Wasser?


Umwelt & Energie

Nach den Preissenkungsverfügungen der hessischen Landeskartellbehörde gegenüber Wasserversorgern hat nun auch die Landeskartellbehörde Baden-Württemberg gegenüber der Energie Calw GmbH eine entsprechende Verfügung ausgesprochen. Rückwirkend für die Jahre 2008 und 2009 soll das Unternehmen seinen Wasserpreis um 35 Prozent senken und die Mehrerlöse den Kunden zurückerstatten. "Das Vorgehen der Kartellbehörden zeigt die klare Tendenz in Richtung einer Preisregulierung, wie sie aus der Praxis für die Netzentgelte bei Strom und Gas bekannt ist. Dort sind die Kalkulationsgrundsätze inzwischen normiert, im Gegensatz zum Wasser", fasst Hagen Förster, Geschäftsführer der VISOS GmbH, die aktuelle Entwicklung zusammen. Er empfiehlt den Wasserversorgern deswegen dringend, ihre Erlös- und Kostenstruktur transparenter zu gestalten. "Solange es keine Normierung gibt, müssen Wasserversorger sich mit Argumenten munitionieren, die für eine Kartellbehörde nachvollziehbar sind. Nur so können sie unberechtigte Vorwürfe entkräften", so Förster.
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigt eine unabhängige, selbst initiierte Untersuchung der VISOS GmbH am Beispiel Baden-Württemberg: Dort ermittelte das Beratungsunternehmen auf Basis der Wasserpreistabelle der Landeskartellbehörde deutliche Senkungspotenziale für 79 Unternehmen. Im Fall Calw lag die Berechnung der VISOS bei 31 Prozent - also fast exakt bei dem Wert, der nun von der Landekartellbehörde festgelegt wurde.
Die Kartellbehörden vermuten offenbar, dass zahlreiche Wasserversorger ihre Preise auf fehlerhaften Grundlagen kalkulieren. Dabei argumentieren die Behörden unterschiedlich. Während in Hessen das so genannte Vergleichsmarktkonzept herangezogen wurde, bezieht sich die aktuelle Verfügung der baden-württembergischen Kartellbehörde in erster Linie auf die Kalkulationsmethode selbst. VISOS empfiehlt den Wasserversorgern deswegen, zunächst über eine detaillierte Prozesskostenanalyse die eigenen Kostenstrukturen transparent zu machen.
Auf dieser Basis lässt sich auf einfache Weise eine Positionsbestimmung ableiten. Über Benchmarks mit anderen, vergleichbaren Unternehmen, wird schnell deutlich, ob die eigenen Preise signifikant nach oben oder unten abweichen. Gleichzeitig können mit Hilfe der Prozesskostenanalyse Einsparungspotenziale erkannt und Maßnahmen abgleitet werden, wie etwa Prozessoptimierungen oder Möglichkeiten der Kostensenkung durch Kooperationen mit anderen Versorgungsunternehmen bei Services oder der Systemintegration.
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