Ballbesitz ist nicht alles - Laufstrecke auch nicht
05.06.2014
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Sind Ballbesitz und Laufstrecke entscheidend für Siege im Fußball? Solchen Fragen sind die Success Drivers GmbH, Köln und das Center for Sports Management (CSM) der Leibniz Universität Hannover in einer gemeinsamen Studie nachgegangen.
Die Success Drivers GmbH ist eine Managementberatung mit Schwerpunkt auf der Analyse von Ursachen für den Managementerfolg. Die neuartige Methode der Success Drivers GmbH, die heute bereits Unternehmen wie Audi, T-Mobile oder L'Oreal für sich nutzen, kann nun Joachim Löw und seinem Aufgebot in Brasilien zugutekommen.
In Kooperation mit dem CSM entwickelte das Kölner Unternehmen die ScopeMatrix, ein Tool zur Identifikation von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen im Fußball auf der Basis statistischer Daten. Dazu gehören die Fehlpassquote, Laufgeschwindigkeit und Passgenauigkeit, die Anzahl der Ballkontakte, der Ecken und Flanken und viele andere mehr.
Vergleicht man siegreiche Mannschaften mit Verlierer-Teams, fällt auf, dass die Sieger oft mehr Ballkontakte aufweisen. Ist das der wahre Erfolgstreiber? Hier förderte die Kausalanalyse überraschende Erkenntnisse zu Tage. "Die ScopeMatrix zeigte deutlich, dass die Zahl der Ballkontakte nicht ursächlich zum Sieg führt, sondern dass die entscheidende Spieldominanz eher einer überlegenen Passquote zu verdanken ist", erklärt Dr. Steffen Schmidt vom CSM. Interessant, zerplatzt doch damit ein allgemeiner Glaubenssatz, an den viele Fachleute und Fans beharrlich glauben.
"Wer sich im Management von Unternehmen oder Fußballmannschaften auf den Vergleich von Kennzahlen konzentriert, wird schnell in die Irre geleitet. Genau das zeigt Frank Buckler sehr unterhaltsam in seinem gerade erschienen Buch "Das Ende der Kennzahlen-Illusion". Dabei wissen Statistiker schon lange: Korrelation ist nicht Kausalität", meint Dr. Frank Buckler, Geschäftsführer der Success Drivers GmbH und setzt hinzu: "Nur, weil der Storch im Frühjahr aus Afrika heimkehrt, wenn zeitgleich die meisten Babys geboren werden, bringt der Klapperstorch nicht die Kinder."
Das gleiche Phänomen greift bei der "gelaufenen Gesamtdistanz" der Mannschaften. "Viele Trainer denken, dass ein höheres Laufpensum automatisch mehr Torchancen nach sich zieht", bestätigt Matthias Limbach vom CSM. Im Gegensatz dazu deckte die Methode aus Köln auf, dass die Gesamtdistanz keineswegs ein kausaler Hebel für den späteren Sieg darstellt, die mittlere Laufgeschwindigkeit hingegen schon. Doch die spannendsten Ergebnisse nennt die Success Drivers GmbH in Ihrer Veröffentlichung nicht "Wir wollen, dass die Ergebnisse Jogi und nicht den Holländern in die Hände fallen", so Dr. Frank Buckler. Gut so! Bleibt nur zu hoffen, dass Joachim Löw diese Steilvorlage nutzt und mit Bravour verwandelt.
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