Werden ethisch geschulte Manager und innovative Migrantenfamilien die deutsche Wirtschaft stabilisieren?
17.01.2011
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Seit der weltweiten Finanzkrise fordern Wirtschaftswissenschaftler, die Managerschmieden sollten nicht so sehr auf Zahlen, sondern mehr auf die Persönlichkeit schauen. Die Absolventen der Elite-Schulen seien zu unkritisch und auf die kurzfristige Renditesteigerung fixiert ausgebildet worden. Verantwortlich für die Krise seien die jungen "Master of Business Administration"-Absolventen (MBA), die es direkt von den Elite-Schulen an die Wall Street gespült habe und die jene komplexen Finanzprodukte entwickelt hatten, die das Finanzsystem an den Rand des Kollapses brachten. Diese einstigen Lieblinge des Finanzwesens nennt man heute nur noch "Master of Business Apocalypse". Was dabei schnell übersehen wird, ist, dass die Strukturen der Wirtschaft es waren, die in einem Überbietungswettbewerb mit sechsstelligen Einstiegsgehältern und Sonderbonis genau diese Art von Jung-Managern angelockt haben. Jetzt müssen die neuen MBA-Absolventen an den Elite-Schulen einen Eid leisten, dass sie der Gesellschaft dienen werden. Ob sie ihn einhalten können, hängt maßgeblich vom Umdenken in der Wirtschaft ab. "Ethisch erfolgreich zu wirtschaften", sagt Unternehmensberaterin Theresia Maria Wuttke, "ist wie Bio in der Landwirtschaft: Ressourcen nutzen und schonen und heute schon wissen, was morgen gebraucht wird. Das Gold in den Unternehmen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Kompetenzen."
Damit steht die Wirtschaft vor einer zweiten großen Herausforderung. Schon 2015 sollen in Deutschland etwa drei Millionen Arbeitskräfte fehlen - nicht nur Naturwissenschaftler oder Ingenieure, sondern ebenso Handwerker. Jeder fünfte Einwohner hierzulande stammt mittlerweile aus einer Migrantenfamilie. Und nur wenn sich unser Land für einen nach dem Bedarf gesteuerten Zuzug von internationalen Fachkräften entscheidet, können wir unseren Platz in der Staatengemeinschaft halten und das Inlandsprodukt bis zum Jahre 2020 sogar um bis zu 100 Milliarden Euro steigern.
So schreibt der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Klaus F. Zimmermann, in der Süddeutschen Zeitung (09.01.2011): "Schon heute stützen Zuwanderer in Deutschland die Sozialsysteme, indem sie mehr einzahlen, als sie zurückerhalten. Ebenso stabilisieren sie bereits heute Beschäftigung und Wachstum: Sie erfüllen nämlich Jobprofile, die hierzulande entweder fehlen oder zu denen deutsche Arbeitnehmer nicht bereit sind. Multiethnisch aufgestellte Unternehmen, in denen Zuwanderer den betrieblichen Alltag durch ihre Erfahrungen ergänzen, gehören zu den Gewinnern. Denn ihre offenere Firmenkultur ist förderlich für Innovationen."
Es geht also nicht darum, anders denkende und anders lebende Menschen auszugrenzen, sondern sie in unser Land zu integrieren. Das ist keine Aufgabe, die sich einfach an die Politik abgeben lässt, sondern sie steht vor jedem Einzelnen von uns. Und um wieder an die Eingangs erwähnten jungen Absolventen der Elite-Schulen zu erinnern: wir brauchen Führungskräfte, die die zukünftigen Aufgaben nachhaltig lenken und fördern können. So zeigt Theresia Maria Wuttke in ihrer Arbeit in den Unternehmen: "Unser Leben verläuft dynamisch und organisiert sich im Wesentlichen selbst. Wir Menschen brauchen eine klare Verbindung zu unserer Seele, denn hier sind die Quellen unserer Kraft und Dynamik, die uns ständig mit Energie versorgen und der Motor für Entwicklung sind. Wenn die Unternehmerin und der Unternehmer persönliche Größe vorleben und gleichzeitig Raum geben, dass Menschen sich in ihre Ganzheit hinein entfalten, entsteht eine echte Verbindung - zwischen den Menschen und zum Unternehmen." Die Ausbildung des Charakters steht somit notwendigerweise vor dem Eid, der abgelegt wird. Hier haben alle Beteiligten ihre Hausaufgaben zu machen, nicht nur die jungen MBAs, sondern auch die, die sie ins Rennen geschickt haben. Anstatt von Schuld zu sprechen, erscheint es sinnvoll, Verantwortung neu zu definieren: Jeder ist für das, was er tut oder auch nicht tut, verantwortlich.
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Theresia Maria Wuttke
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