VW muss endlich weg von seiner "Das Auto"-Arroganz
21.07.2016
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Von Ansgar Lange. "Bei Volkswagen darf kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. In der Wolfsburger Konzernzentrale muss radikal aufgeräumt und im Kopf umgeparkt werden, um mal einen griffigen Werbeslogan der Konkurrenz zu zitieren. Geschieht dies nicht, dann ist der Schaden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von VW, für die deutsche Automobilbranche und die gesamte deutsche Wirtschaft immens. Schließlich ist VW nicht irgendein x-beliebiges Unternehmen aus einer relativ kleinen Großstadt in Niedersachsen, sondern quasi das deutsche Vorzeigeunternehmen". Mit diesen Worten reagiert der Automobil- und Personalexperte Michael Zondler vom Beratungsunternehmen CENTOMO http://www.centomo.de auf die jüngsten Enthüllungen rund um VW.
"Dieselgate" entwickelt sich immer mehr zu einer Never Ending Story: Aktuell sieht sich der "Staatskonzern", bei dem der Einfluss von Politik und Gewerkschaften beachtlich ist, mit neuen Klagen von US-Staaten konfrontiert. "Der Vorwurf: Das Unternehmen habe schlau und zynisch betrogen - mit Mitwissen des heutigen Konzernchefs", so tagesschau.de.
Dieselgate wird zur unendlichen Geschichte
"Der VW-Abgasskandal ist an sich schon schlimm genug. Man gewinnt den Eindruck, dass hier schon fast kriminelle Energie am Werk gewesen ist. Was mich aber fast noch mehr entsetzt, ist die Art und Weise, wie VW darauf reagiert. Der Konzern macht kommunikativ alles falsch, was man nur falsch machen kann. Wolfsburg reagiert nur und agiert nicht. Informationen werden lediglich auf Druck und scheibchenweise geliefert. Die Kunden in den USA und in Deutschland werden unterschiedlich behandelt. Die Manager wirken nicht wie reuige Sünder, sondern höchstens wie ertappte Sünder, denen die "Das Auto"-Arroganz weiterhin ins Gesicht geschrieben zu sein scheint", so Zondler.
Doch nicht nur die Kommunikationsstrategie sei eine einzige Katastrophe. "Als Personalberater konstatiere ich mit Fassungslosigkeit, wie man bei VW mit Mitarbeitern umgeht. Es ist eine Frechheit, dass man zunächst versuchte, die Verfehlungen einigen einzelnen Ingenieuren in die Schuhe zu schieben, die gleichsam ohne Wissen anderer fröhlich vor sich hin manipuliert hätten", sagt der CENTOMO-Chef. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman hingegen behauptet, die Manipulationen seien Teil eines vorsätzlichen und systematischen Plans von Dutzenden Mitarbeitern, Führungskräften und leitenden Angestellten gewesen, "bis hin zu den höchsten Ebenen, einschließlich des ehemaligen Chefs Martin Winterkorn", schreibt tagesschau.de.
Katastrophale Kommunikationsstrategie
Zondler versteht nicht, dass die Presse bei der Berichterstattung über Volkswagen noch so viel Zurückhaltung walten lässt. "Es geht nicht darum, einen Konzern kaputt zu schreiben. Viele Käufer werden sowieso weiter VW kaufen, weil sie Rabatte locken oder sie ihrem Autohaus vertrauen. Der Konzern baut ja auch ohne Frage gute Autos. Allerdings wird VW mit der Denke, die man dort derzeit an den Tag legt, nicht fit für die Zukunft sein. Dem alten Diesel-Dampfer aus Wolfsburg werden die Konkurrenten künftig das Leben schwerer machen. Wer krampfhaft am Diesel festhält und permanent in juristischen Auseinandersetzungen in den USA steckt, kann sich nicht genügend auf Mobilitätskonzepte der Zukunft wie das autonome und teilautonome Fahren etc. fokussieren", so Zondler.
Hans Zippert nimmt den Fall VW derweil in der Welt mit Humor. Auch bei VW habe es in der Vergangenheit einige kleine Notlügen gegeben, weil man den Kunden nicht enttäuschen wollte, "der ja unbedingt ein Dieselauto mit 200 PS und den CO2- und Abgaswerten eines Fahrrades kaufen wollte". Nur deshalb sei die "kleine Schummelsoftware eingebaut" worden", "die jetzt dem Konzern und ihrem großherzigen Ex-Chef Winterkorn so viel Ärger macht".
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