"Ab vom Main-Stream": RKW-Schiffstour zeigte Erfolge mit und wegen Vielfalt im Betrieb
06.06.2017
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Bei einer Schiffstour auf dem Main in Frankfurt hat das RKW Kompetenzzentrum zahlreiche Persönlichkeiten aus Unternehmen zusammengebracht, die aus eigener Sicht erzählten, was Vielfalt für sie im Berufsleben bedeutet. Die Veranstaltung "Ab vom Main-Stream" hatte das Ziel, die Aufmerksamkeit von Unternehmen auf positive Erfahrungen und Erlebnisse mit Vielfalt zu lenken - sie zu ermutigen, diese Vielfalt im eigenen Betrieb zu fördern und zu verankern. Von ihren Erfahrungen berichteten unter anderem eine trans* Unternehmerin, eine blinde Psychotherapeutin, ein Kleinunternehmer mit Mitarbeitern aus 15 Nationen sowie ein Investmentbanker, der sich im Alter von 53 Jahren beruflich noch einmal komplett neu orientiert hat. Rund 100 Gäste nahmen teil an der Schifffahrt von Frankfurt nach Offenbach und zurück.
"Bei Vielfalt denken viele an Abweichungen von der Norm, an Unbekanntes oder gar Bedrohliches", erklärt Dr. Mandy Pastohr, Leiterin des Fachbereichs Unternehmensentwicklung und Fachkräftesicherung beim RKW Kompetenzzentrum. "Mit unserer Schiffstour haben wir gezeigt, dass Vielfalt eine Bereicherung ist. Wir haben unsere Gäste im wahrsten Sinne des Wortes dazu eingeladen, den festen Boden unter den Füßen zu verlieren, einen Blick ab vom Mainstream zu wagen und miteinander ins Gespräch zu kommen."
Selbstverpflichtung unterschrieben:
Mit der Unterschrift unter die Charta der Vielfalt hat das RKW Kompetenzzentrum unterstrichen, dass das Motto der Veranstaltung auch für das RKW gilt: die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Unternehmenskultur in Deutschland voranbringen und ein Arbeitsumfeld schaffen, das frei von Vorurteilen ist. "Vielfalt im Betrieb positiv anzugehen steht nach wie vor hoch im Kurs - für uns selbst und für Unternehmen. Die Schiffstour war rasch ausgebucht und die Rückmeldungen am Deutschen Diversity-Tag ausgesprochen positiv", resümieren Dr. Mandy Pastohr und Sarah Gerwing, Diversity-Expertin im RKW Kompetenzzentrum. "Wir bleiben dran!" Der Deutsche Diversity-Tag wurde vor fünf Jahren von der Charta der Vielfalt ins Leben gerufen, einer Unternehmensinitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen. Bereits mehr als 2.450 Unternehmen und Organisationen haben die Selbstverpflichtung unterschrieben.
Persönliche Vielfalt und Vielfalt als Geschäftsmodell "ab vom Main-Stream":
In fünfminütigen Interviews erzählten Gäste ihre eigene Geschichte von persönlicher Vielfalt oder Vielfalt als Geschäftsmodell. Für Nicole Faerber, seit über 20 Jahren Unternehmerin im Bereich Soft- und Hardwareentwicklung, ist Vielfalt schlicht "eine Bereicherung". Nicht mehr als Mann, sondern als Frau, lebt Faerber nun nach außen, was bereits lange ihre innere Gewissheit war. Sie hat es sich zur Philosophie gemacht, Dinge, die eine scheinbar allgemeingültige Deutung haben, umzudeuten, neu zu interpretieren, anders zu nutzen oder auch anders zu sehen. "Dies betrifft meine persönliche allgemeine Einstellung, meine Arbeit, meine Herangehensweise an Neues und auch meinen Umgang mit Problemen." Neben ihrem Beruf berät sie ehrenamtlich Trans*Menschen.
Für Veränderungen ist es nie zu spät. Ein Beispiel dafür, dass auch jenseits der 50 eine Neuorientierung im Beruf möglich ist, ist Thomas Laux. Der 55-Jährige hat vor zwei Jahren sein eigenes Unternehmen gegründet und dafür seinen bisherigen Beruf als Vertriebsleiter für Investmentfonds aufgegeben. Laux betreibt einen Hausbootverleih auf der Lahn und interpretiert Diversity als "bunt, bereichernd, abwechslungsreich und belebend." "Mit seiner ungewöhnlichen Geschichte belegt Herr Laux eindrücklich, dass man auch "ab vom Main-Stream" erfolgreich sein kann", sagt Sarah Gerwing.
Ihr Verständnis von Vielfalt und Argumente für eine vielfältige Belegschaft legten auch Berkant Albayrak und Nuray Sturm von der Dietzenbacher Brillanz GmbH dar. Das Multikulti-Kleinunternehmen im Bereich Autopflege und Smart Repair beschäftigt Mitarbeiter aus 15 Nationen. "Die Kolleginnen und Kollegen sind teilweise der deutschen Sprache nicht mächtig, aber wir sprechen trotzdem eine einheitliche Sprache - und sind durch die Vielfalt reich an Wissen, an Eindrücken und an Freude", erklärt Geschäftsführer Albaryak.
Auf der rund dreistündigen Fahrt zu Wort kam auch Svenja Fabian, die von Geburt an blind ist und als Psychotherapeutin arbeitet. Unternehmen, die in Sachen Vielfalt Flagge zeigten, waren unter anderem der Ambulante kultursensible Pflegedienst (AHP), der Frankfurter Szenekiosk Yok Yok sowie das Software-Unternehmen //SEIBERT/MEDIA aus Wiesbaden.
Wie man diese positiven Wirkungen von Vielfalt im Unternehmen nachhaltig verankern kann, besprachen die Gäste auf drei Themeninseln. Auf der Insel "INQA-Check Vielfaltsbewusster Betrieb" sprach das RKW mit den Gästen über den Einbezug vielfältiger Blickwinkel und Fähigkeiten im Unternehmen. Auf der Insel "Vorurteile im Betrieb. Weniger Sprachlosigkeit, mehr Argumente für ein gutes Betriebsklima" gaben das RKW Kompetenzzentrum, der Verband binationaler Familien und Partnerschaften sowie International HuMan Power Tipps für ein vielfaltsförderndes Betriebsklima und stellten ihr gleichnamiges Workbook vor. Auf der dritten Insel gab die Geschäftsstelle der Charta der Vielfalt Auskunft über Beteiligungsmöglichkeiten am nächsten Deutschen Diversity-Tag.
Bildquelle: RKW Kompetenzzentrum
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