Deutscher Verbrauchrschutzring e.V.(DVS): Schiffsfonds verlieren weiter Wasser unter dem Kiel - Anleger fürchten um ihr Geld
08.02.2011
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Erfurt, 8. Februar 2011. Die ehemals als Steuersparmodell beliebten Schiffsfonds werden für Anleger immer mehr zur Zitterpartie. So bangen derzeit die Anleger eines Beteiligungsmodells von Nordcapital um ihr Geld. Der Branchenriese Korea Line (zweitgrößter koreanischer Betreiber von Bulkern, also Massengut-Frachtern) beantragte Gläubigerschutz. Das heißt: Sollte das Gericht in Seoul dem Insolvenzverfahren zustimmen, müsste Korea Line die Charterraten an die Fonds nicht mehr zahlen. Im schlimmsten Fall würden die Anleger ihr investiertes Kapital verlieren. Und das sind rund 500 Millionen US-Dollar.
Die Sprecherin von Nordcapital ist noch zuversichtlich, dass die hochverschuldete Reederei schnell wieder aus dem Gläubigerschutz herauskommen könnte und die betroffenen Fonds keine größeren Blessuren davontragen würden. Die vielen Konjunktive in den Erklärungen machen aber deutlich, dass Schiffsfonds keineswegs risikolos sind. Schon in den Jahren 2008 und 2009 hat der Deutsche Verbraucherschutzring e. V. (DVS) gewarnt. Wie eine Prophezeiung werden manchen Anlegern die Worte von Claudia Lunderstedt-Georgi - der Geschäftsführerin des DVS in Erfurt - in den Ohren klingen. "Leidtragende sind mal wieder die Anleger, die statt der versprochenen Rendite mit dem Totalverlust ihrer Anlagen rechnen müssen.", ein Zitat vom 22. Januar 2009! Daran ändert sich auch heute nicht viel: "Der DVS hat schon seit vielen Jahren vor zu hohen Erwartungen und Risiken der Schiffsfonds gewarnt. Fonds, die ihr Kapital über mehrere Schiffe streuen, mindern das Anlagerisiko. Im Falle Nordcapital jedoch wurde der Großteil der Bulker an eine einzelne Reederei verchartert. Dadurch wird dem Einzelnen ein sehr hohes Risiko aufgeladen," so Claudia Lunderstedt-Georgi in der vergangenen Woche.
Schifffahrt - Schiffsfonds = Schiffbruch?
Dass es bei der Schifffahrt auf und ab geht, hat nicht nur mit dem Wellengang zu tun. Seit Jahrzehnten wechseln sich Pleiten und Gewinne ab. Und trotz ansteigender Globalkonjunktur erlitt ein Großteil der hiesigen Schifffahrt mit Finanzierungsmodellen über Schiffsfonds Schiffbruch.
Mitte letzten Jahres kontrollierten deutsche Eigner mehr als ein Drittel der Containerschiff-Weltflotte. Dass man diese Position inne hatte, liegt aber nicht nur an der Geschäftstüchtigkeit. Unterstützung gab es von der Politik. Mit der sogenannten Tonnage-Steuer, die in den 90er Jahren eingeführt wurde, wurden Schifffahrtsgewinne faktisch steuerfrei. Somit wurden die Containerschiffe interessant für Kleinanleger und Banken. Diese "Insel der Glückseligen" gibt es seit der Krise aber nicht mehr. Das Geld der Banken fließt nicht mehr und auch die Begeisterung der Politik verblasst.
Banken werfen den Anker - Finanzierungssystem muss sich ändern
Schifffonds finanzieren Schiffe für Charter-Reedereien. Diese wiederum vermieten die Schiffe an große Linien. Bedienen die Fonds oder die Reedereien ihre Kredite nicht mehr, so wollen die Banken künftig direkt an die Chartereinnahmen - ein Novum. Das Finanzierungssystem muss sich also ändern. Ob dies künftig über sogenannte Blind Pools oder gar über Aktien geschehen soll, weiß noch niemand.
Vorsicht: Manche Schiffsfonds sind nur Seemannsgarn
Noch vor vier Jahren schien die Schifffahrt auf einer Erfolgswelle zu schwimmen. Anfang 2007 jubelte der Spiegel mit der Schlagzeile "Der globale Handel boomt und die Schiffe sind die Leistungsträger". Auch das Handelsblatt lobte: "Ohne das Schiff hätte es in den letzten Jahren keine so dynamische Globalisierung gegeben". Heute fallen die Charterraten, Reedereien stehen vor der Insolvenz. Die Schifffahrt segelt mit kräftigem Gegenwind. DVS-Geschäftsführerin Claudia Lunderstedt-Georgi weiß, dass es neben seriösen Anbietern von Schiffsbeteiligungen auch viele schwarze Schafe gibt. "Seien Sie vorsichtig, wenn Sie neue Schiffsbeteiligungen eingehen wollen. Die Renditeversprechen sollten Sie kritisch und sehr genau prüfen. Wer mit seiner Beteiligung auf ruhiger See schippern möchte, sollte sich den Rat von Experten holen. Der DVS hat schon seit Jahren eine Arbeitsgruppe mit Spezialisten, Rechtsanwälten und Steuerberatern. Immer wieder werten wir die Daten von Schiffsfonds aus und prüfen die rechtlichen Möglichkeiten der Anleger."
Weiter Informationen dazu unter http://www.dvs-ev.net.
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