Von Cádiz nach Frankfurt, Koblenz und Lörrach als Busfahrer
14.11.2019
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Cádiz, Spanien im September 2019. Lernen für Deutschland: Unter diesem Motto stand der Sprachkurs in Cádiz. Die andalusische Hafenstadt ist ein guter Standort, um Deutsch-Sprachkurse zu veranstalten. Denn an der spanischen Atlantikküste ist die Nachfrage nach Arbeit sehr groß. Hier ist jeder Dritte ohne Arbeit und jede Stellenausschreibung willkommen. Ein guter Grund, weshalb sich die Personalvermittler von TTA in Cádiz präsentierten. Mehr als 80 Busfahrer stellten sich vor. Alle verfügten über einen Busführerschein und die 95er-Bescheinigung. Die Fahrer freuten sich über die insgesamt 34 Stellenausschreibungen und waren sichtlich nervös. Der Personalvermittler Oliver Nordt: "Man merkte, dass die Fahrer ein großes Interesse haben. Wenn ein Fahrer überhaupt Arbeit in der Region bekommt, dann lediglich für die Hälfte des Lohnes in Deutschland". Die deutsch-spanische Firma TTA (https://www.tta-personal.de/) wurde willkommen geheißen. Brachte sie doch Arbeit in die krisengeschüttelte Region.
Was aus deutscher Sicht wie ein Wunder wirkt, ist in Cádiz normal: auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben sich mindestens 20 Fahrer. "Natürlich können wir nicht zwischen 20 Bewerbern pro Stelle zurückgreifen, so der Vermittler Vicente Milán, "aber zwischen drei Fahrern pro Stelle können wir schon auswählen". Für deutsche Verhältnisse sind das paradiesische Zustände. Beklagen sich doch die meisten Busunternehmer über einen veritablen Bewerberschwund. Die, die sich vorstellen, wollen "nur den Stempel fürs Jobcenter", so der Busunternehmer Kunz aus Thüringen. Ein echtes Interesse an der Arbeit könne er nicht erkennen.
Ganz anders sieht die Situation in Andalusien aus. Geradezu "dankbar" und freundlich zeigten sich die spanischen Fahrer. Ein "hohes Gut", findet Oliver Nordt. Neben der sprichwörtlichen Freundlichkeit und dem andalusischen Charme erhalten deutsche Busunternehmen motivierte Fahrer, die sich über eine langfristige Jobperspektive in Deutschland freuen.
Am 16.09.2019 startete der Deutschkurs in Cádiz. Sechs Wochen wurde intensiv Deutsch gelernt und am Ende konnten einige bereits die ersten Scherze auf Deutsch. Olga, die Deutschlehrerin, berichtete von einer guten Stimmung. "Natürlich haben die Fahrer ein wenig Angst, viele waren noch nie in Deutschland. Jedoch merkt man eine riesige Freude". Gehören doch finanzielle Sorgen der Vergangenheit an. Den Fahrern "viel ein Stein vom Herzen", als sie erfuhren, dass sie am Projekt teilnehmen durften.
Neben diesem Kurs organisierte die Firma TTA auch in anderen spanischen Städten berufsvorbereitende Sprachkurse. "Wir achten darauf, dass die Mischung stimmt". Neben Cadíz kommen die Fahrer aus Sprachkursen in Madrid und Gijon. "Es ist wichtig, dass wir in verschiedenen Regionen rekrutieren", so Nordt. Die Mischung sorgt für den Erfolg in Deutschland. TTA Personal organisiert mehr als zehn Sprachkurse und vermittelt über 100 Fahrer pro Jahr. Dieses Mal nahmen die Fahrer ihren Dienst in Koblenz, Duderstadt, Frankfurt und Lörrach auf. Damit verfügt Deutschland über weitere 34 Fahrer aus Spanien und der nächste Kurs ist bereits in Planung. Im Dezember starten die nächsten Kurse in Madrid und Valencia. "Auch dieses Mal werden wir über 30 Fahrer vermitteln".
Die letzten Arbeitsmarktzahlen aus Spanien sprechen dafür, dass man in Spanien auch in Zukunft gutes Personal finden wird. In Deutschland wird anderseits der Bedarf weiterhin steigen. Die letzten Beschlüsse der Bundesregierung sollen den öffentlichen Personennahverkehr stärken, um das infrastrukturelle Loch der Bahn zu kompensieren. Der Bedarf an Fahrern wird weiterhin steigen.
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