Change 2020
25.11.2019
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Best-Practice oder Try-and-Error - zwei gängige Möglichkeiten, mit denen Unternehmen dem täglichen Change begegnen. Zwei Vorgehen, um ständige Veränderungen zu bewältigen, um sich der Digitalisierung nicht völlig schutzlos ausgeliefert zu fühlen. Dabei greifen Führungskräfte gerne nach jedem Strohhalm, stürzen sich auf moderne Tools wie Agil, Scrum oder Design Thinking. "Eines vergessen sie dabei", warnt Dr. Marion Bourgeois (https://www.drbourgeois.de/), "Methoden können nur dann greifen, wenn wir uns unserer Aufgabe bewusst sind und wissen, in welchem System wir uns befinden sowie welche Struktur das zu lösende Problem hat. Gibt es einen klaren Ursachen-Wirkungs-Zusammenhang ist ein Best-Practice-Ansatz sehr hilfreich. Befinden wir uns aber in einem chaotischen Kontext, in dem B nicht mehr logischerweise auf A folgt, wir in keinster Weise absehen können, was wann passiert, müssen wir mit Try-and-Error agieren. Dann, und genau dann, kann Agilität sehr hilfreich sein. Methode und Tools müssen also immer zum Problem passen - und da kommen die Menschen ins Spiel! Kein Programm kann das lösen. Keine KI ist schlau genug. In einem disordered Raum hilft kein Autopilot. Menschen müssen abwägen und entscheiden, welche Vorgehensweise der jeweiligen Situation am besten entspricht."
Die fortschreitende Digitalisierung macht Menschen Angst ...
Marion Bourgeois hat Mitarbeiter und Führungskräfte von Unternehmen gefragt, was das Schlimmste wäre, was sie am meisten befürchten, wenn es um die fortschreitende Digitalisierung geht und was dadurch passieren könnte. Die Antwort lautete häufig: Es ist die Angst, die Menschlichkeit zu verlieren. Wir befürchten, dass es beispielsweise durch KI bald überhaupt keine Balance mehr gibt zwischen uns als menschlichen (und bekanntermaßen unperfekten) Wesen und der (so viel perfekteren) "Natur" der Technologie, dass die Vercomputerisierung und Verdigitalisierung den Menschen einfach irgendwann ablöst. Wollen wir die Menschen in Zukunft mitnehmen, müssen wir diese Ängste berücksichtigen - vor allem in der Führung. Und dafür gibt es einige Möglichkeiten und Strategien, an denen wir schon jetzt arbeiten sollten, um der zunehmenden Digitalisierung immer wieder einen Konterpunkt zu setzen - mit unserer Menschlichkeit. Denn genau die wird gebraucht, um technische Lösungen sowohl zu entwickeln als auch umzusetzen. Wir brauchen Experten - und zwar nicht nur einzelne, sondern deren Zusammenwirken, um den immer mehr werdenden komplexen Strukturen (vgl. Cynefin-Framework), beispielsweise in der zunehmenden Technisierung und Technologisierung, gewachsen zu sein.
... dagegen hilft mehr menschliche Interaktion
Eine Idee ist es, Orte festzulegen und zu gestalten, an denen man sich bewusst persönlich trifft, also eine Balance zwischen digitalen und menschlichen Berührungspunkten zu schaffen. Eine Vernetzung über Plattformen im Internet oder Social Media, die zum persönlichen Kennenlernen oder gemeinsamen Tun aufrufen, kennen wir beispielsweise von Dating-Portalen oder Hobby-Netzwerken/Gruppen. Wichtig ist es dabei, Skills in beide Richtungen auf- und auszubauen, also sowohl die Fähigkeiten, mit der Technik umzugehen, aber auch Kompetenzen, um nicht vollkommen von der Technologie abhängig zu sein. Dabei kann uns die Digitalisierung gute Dienste leisten - wenn wir die Zeitersparnis, die wir durch sie gewinnen, für mehr menschliche Interaktion einsetzen.
Fluch oder Segen? Allheilmittel oder Jobkiller? Die Fragen stellen sich nach Meinung von Dr. Marion Bourgeois nicht: "Wandel und Digitalisierung sind Fakt. Erkennen wir diese Tatsache an, können wir es gemeinsam schaffen, die Herausforderung nicht nur auf technischer Ebene zu lösen, sondern vor allem uns als Menschen dabei nicht zu verlieren. Die Technologie wird zum Ermöglicher, aber wir Menschen bleiben die Gestalter. Nutzen wir 2020 also, um die Diskussion zur Digitalisierung immer wieder zurück zum Menschen zu führen. Dann können wir uns nicht nur behaupten, sondern werden gemeinsam weiterwachsen, uns sozusagen technisch und menschlich transformieren."
Bildquelle: @pixabay
https://www.drbourgeois.de/
Dr. Marion Bourgeois
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