Blechverarbeiter investiert in eigene Großlackiererei
07.03.2011
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Um den Kunden mehr Service zu bieten, entschied sich die ms Blechtechnologie im letzten Jahr für eine eigene Lackiererei, in der zum Teil sehr große Werkstücke aus Stahl, Aluminium oder Sonderwerkstoffen beschichtet werden können. Inzwischen hat sich die Lackiererei regional gut etabliert, und die Qualität der Oberflächen konnte durch die eigene Anlage deutlich verbessert werden.
Das Unternehmen ms-Blechtechnologie aus Gerstetten-Dettingen ist seit 2003 im Bereich der Blechver- und -bearbeitung tätig. Darüber hinaus hat sich das schwäbische Unternehmen auf Laserschneiden und Laserbearbeitung spezialisiert und bietet zudem die Herstellung von Schweißkonstruktionen und -baugruppen an. Gefertigt werden unter anderem Zyklone, Blechverkleidungen, Metallbaugruppen und Zulieferteile für den Maschinenbau. Ein Spezialgebiet des Betriebes stellen Blechwannen inklusive Abdeckungen und Edelstahlbehälter sowie ein Baukastensystem für Rohrleitungen für den Anlagenbau dar.
Die Auftraggeber, die die gesamte Bandbreite vom Kleinunternehmer bis zur Großindustrie umfassen, stammen überwiegend aus den Bereichen Maschinen-, Anlagen und Fahrzeugbau. ms Blechtechnologie setzt auf moderne Umformtechnik, einen hohen Automatisierungsgrad sowie eine fertigungsbegleitende Prüfung und Messung, um eine gleichbleibend hohe Qualität sicherzustellen.
Um den Kunden mehr Service und ein größeres Leistungsspektrum zu bieten, entschloss sich die Geschäftsführung um Martin Klein im letzten Jahr, in eine eigene Lackiererei zu investieren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Werkstücke der Kunden an regionale Lohnbeschichter weitergeleitet worden. Das brachte jedes Mal einen immensen Aufwand mit sich, da die fertig geformten Teile beschriftet, konfektioniert und hin- und zurücktransportiert werden mussten. Zudem - und das war für das Unternehmen auf der schwäbischen Ostalb schließlich ausschlaggebend - ließ die Qualität und die Terminzuverlässigkeit allzu oft zu wünschen übrig. "Wir wollten das besser machen und unseren Auftraggebern ein perfektes Finish anbieten", erklärt Axel Bobb vom Vertrieb die Beweggründe für eine Inhouse-Lackiererei. "Und wir waren sicher, dass sich eine eigene Lackiererei schnell rechnen würde."
70% Pulver, 30% Nasslack
Anfang 2009 gründete das Unternehmen dann die "ms Oberflächentechnologie" als Tochtergesellschaft. Im gleichen Ort fand sich eine rund 1000 m² große Werkhalle, in der zuvor ein Holzbetrieb tätig gewesen war. Innerhalb nur weniger Monate entstand hier ein modernes Beschichtungszentrum, in dem heute sowohl pulverbeschichtet als auch nasslackiert wird.
Vor der Inbetriebnahme waren umfangreiche Investitionen nötig. Man entschied sich für den Kauf einer gebrauchten Pulveranlage aus dem Hause Rapp. Parallel dazu erfolgte eine intensive Einarbeitungs- und Schulungszeit der Mitarbeiter, die nur zum Teil lackiererfahren waren. "Wir haben die Anlage zunächst umgebaut und erweitert, damit wir auch große Teile beschichten können. Die Pulveranlage nimmt den größten Teil der Halle ein. Im hinteren Bereich befindet sich eine Abtrennung, wo wir auch nasslackieren können", berichtet Bobb.
Der Schwerpunkt der Firma ms-Oberflächentechnologie liegt jedoch eindeutig in der Pulverbeschichtung. "Rund 70 % der Werkstücke, die wir beschichten, werden gepulvert. Wir bevorzugen dieses Verfahren, weil es deutlich umweltfreundlicher ist. Wir erzielen damit außerdem einen sehr hohen Korrosionsschutz - bis zur Korrosionsklasse C5, wenn das vom Auftraggeber gewünscht wird", erklärt Thomas Obermann, der seit August dieses Jahres die Bereichsleitung der Oberflächentechnologie übernommen hat. Obermann hat als langjähriger Fachmann der Beschichtungsbranche sowohl in der Industriebeschichtung als auch im Automotivebereich viel Erfahrung nach Gerstetten-Dettingen mitgebracht.
Maximale Werkstücke, schnelle Farbwechsel
Besonders punkten kann das junge Unternehmen damit, dass in der Lackiererei auch sehr große Werkstückgrößen (max. 7000 mm Länge, 2400 mm Breite, 2400 mm Höhe und ein Gewicht bis 1,5 t), wie sie häufig für Großteile und Sonderkonstruktionen erforderlich sind, beschichtet werden können. Ganz unterschiedliche Werkstückgeometrien und schnelle Farbwechsel in wenigen Minuten sind für Bobb und Obermann zusätzliche Vorteile der Inhouse-Anlage.
Da es weiterhin aber auch viele Anwendungen im Nasslackbereich, insbesondere der Dickschichtlackierung gibt, entschied man sich zusätzlich für eine Nasslackkabine. Sie ist ins Gesamtsystem eingebunden, so dass auch hier die gleichen Abmaße der Werkstücke möglich sind. "Bauteile werden an bereits bestehende Komponenten angebaut, die bereits lackiert sind. Oder die Teile gehen auf eine Baustelle. Wenn dann bei der Montage der Lack beschädigt wird, kann er ausgebessert werden", berichtet Thomas Obermann von den Gründen, warum trotz der aufwändigen Pulveranlage noch eine Nasslackkabine eingerichtet wurde. "Natürlich werden feuerverzinkte Werkstücke oder Gussteile fast immer nasslackiert, weil das Material porös ist oder großvolumige Lufteinschlüsse aufweist." Hinzu kommt, dass viele Kunden das Pulverbeschichtungsverfahren nicht kennen."
"Für uns ist zunächst einmal wichtig zu wissen, wo die Teile eingesetzt werden sollen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen bedingen unterschiedliche Beschichtungsverfahren, Vorbehandlungsverfahren, die Wahl unterschiedlicher Pulversorten mit verschiedensten chemischen und mechanischen Beständigkeiten. Es macht einen großen Unterschied, eine Designerleuchte oder einen Zaunpfahl zu beschichten, eine Schreibtischplatte oder eine Wandverkleidung, eine Blechteil für eine Baumaschine oder ein Blechteil im Schiffsbau", erklärt Axel Bobb seinen Kunden im Vorfeld. Und wenn er den Einsatzort der Teile kennt, dann ist das Verfahren sofort klar.
Als weiteren Service bietet ms auch das Abdecken und Abkleben und die Teilmontage von Werkstücken an, ebenso wie ein verkaufsfertiges Verpacken, der Versand zum Endkunden sowie einen Hol- und Bringservice.
Mehr Nachhaltigkeit durch Trockendampf
Bei der Anlagenkonzipierung wurde besonderer Wert auf den Bereich Umweltverträglichkeit und Umweltschutz gelegt. So wird die Teilevorbehandlung mit einem neuartigen Dampfreinigungsverfahren durchgeführt, bei dem die Bauteile mit zirka 140°C heißem Dampf (Trockendampf) behandelt werden. Aufgrund der hohen Temperatur werden Fette, Öle sowie andere Verschmutzungen zuverlässig entfernt. Durch den Einsatz von umweltfreundlichen Zusatzmitteln schließt sich nach dem Reinigen die Aufbringung einer Konversionsschicht (Phosphatierung) an. Eine reine Oberfläche reicht zwar häufig aus, durch die Konversionsschicht vergrößert sich durch ihre Rauigkeit die aktive Oberfläche, was insbesondere für den Bereich Korrosionsschutz erhebliche Vorteile bringt. Diese Dampfreinigung zeichnet sich durch ihren geringen Wasserverbrauch ohne giftige Zusätze aus. Zudem entsteht durch den 100 % gesättigten Dampf so gut wie kein Abwasser. Durch die hohe Temperatur des Dampfes trocknen die Bauteile sehr schnell ab, so dass auf den Einsatz eines Haftwassertrockners verzichtet werden kann. Dadurch wird eine weitere Umweltbelastung vermieden.
Schon kurz nach der Gründung der Oberflächentechnologie wurden die ersten externen Aufträge an den Betrieb herangetragen. Derzeit beträgt der Anteil externer Aufträge bereits 50 % - ein Zeichen für die fünf Mitarbeiter der ausgegründeten Firma, dass die Entscheidung für eine eigene Lackiererei richtig war.
Regine Krüger, Hannover
ms Oberflächentechnologie UG (haftungsbeschränkt), Gerstetten-Dettingen, Thomas Obermann, Tel.: ++49 (0) 73 24 300 630, E-Mail: t.obermann@ms-oberflaechentechnologie.de, http://www.ms-oberflaechentechnologie.de
http://www.ms-oberflaechentechnologie.de
ms Blechtechnologie Vertriebsgesellschaft mbH
Heerstr. 9 89547 Gersttetten-Dettingen
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Heerstr. 9 89547 Gersttetten-Dettingen
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