Der Traum von einer jungen, gut ausgebildeten Ingenieurin
15.06.2012 / ID: 65338
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Von Ansgar Lange +++ Frankfurt/Sindelfingen, Juni 2012. Eigentlich ist das Feuilleton der Raum für knackige Thesen, Weltuntergangsszenarien oder Grundsatzdebatten. Doch wenn gerade mal kein neues Gedicht von Günter Grass die Spalten im Kulturteil füllt, springt die Wirtschaft ein. So war es jüngst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) http://www.faz.net , die unter der dramatisierenden Überschrift "Lauter verlorene Männer" einen Beitrag über die immer weiblicher werdende Wirtschaft platzierte. Auf der Strecke bliebe dabei eine ganze Männergeneration zwischen 30 und 45. "Alphamädchen" und "Frauenförderer" könnten hingegen jubilieren.
Die zentrale These des FAS-Artikels lautet: "Bewerberinnen haben erstmals in der Geschichte einen Gender-Bonus bei der Jobsuche". Als besonders abschreckendes Beispiel wird die Telekom präsentiert, die vor zwei Jahren vorgeprescht sei und sich als erster DAX-Konzern bis 2015 eine Quote von 30 Prozent (hierzulande derzeit 12,5) verordnet habe. Erstmals stünden Personalberater vor dem Problem, qualifizierte Männer unterzubringen. "Die Zeiten sind schlecht für sie. Und es wird schlimmer", sagt Headhunter Andreas Halin http://globalmindgroup.de/index.html. "Männer können sich das leicht ausrechnen. Meinen die Unternehmen die Quoten ernst, können sie in den kommenden fünf Jahren kaum noch Männer im Management befördern."
Headhunter Halin: Männer im Management können kaum noch befördert werden
Michael Zondler, Gesellschafter und Geschäftsführer beim Sindelfinger Beratungsunternehmen centomo http://www.centomo.de , hält hingegen nichts von leicht hysterischen Debatten über die Frauenquote. Bisweilen handele es sich schlicht um "Gerede aus dem Elfenbeinturm", so der Personalberater im Interview mit dem Deutschlandfunk http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1778019/. Sein Unternehmen habe für eine Studie 1.300 Führungskräfte zu dem Thema befragt http://www.centomo.de/wp-content/themes/centomo/images/pdf/centomo-studie-2011.pdf. Die centomo-Studie zeige ein anderes Bild, als es jetzt in den Medien "sehr hochgekocht" werde. "Wenn man auf die nackten Zahlen schaut, dann gibt es in den DAX-Konzernen 1,6 Millionen Mitarbeiter in toto in Deutschland. Dem gegenüber steht aber eine arbeitende Bevölkerung von 40 Millionen. Betrachtet man nur die Führungskräfte, dann haben wir in Deutschland in den DAX-Vorständen 200 Vorstände - und dort reden wir hauptsächlich über die Frauenquote. Im Mittelstand ist das so gut wie kein Thema."
Zondler ist davon überzeugt, dass letztlich kein Aktionär oder Unternehmer Verständnis dafür hätte, wenn ein Ergebnis darunter litte, "nur weil man sich in der Personalabteilung einen Ingenieur durch die Lappen gehen lässt, weil er halt zufälligerweise das falsche Geschlecht hatte. Alles das ist sehr, sehr theoretisch." Wirtschaftlichkeit sei unterm Strich wichtiger als die Quote.
Personalberater Zondler: Elfenbeindiskurs über die Frauenquote betrifft nicht den Mittelstand
So hätten 80 Prozent der befragten Unternehmer oder Geschäftsführer gesagt, die Frauenquote sei für ihre tägliche Arbeit irrelevant. 70 Prozent davon seien der Ansicht, dass Quoten grundsätzlich das Leistungsprinzip außer Kraft setzten.
Laut FAS sieht die Situation aber wesentlich dramatischer aus. Quoten seien eine Gefahr für die Gesundheit der Männer. "Resignation, Angst und Zynismus der Männer am Arbeitsplatz werden ein Riesenthema", prophezeit Anette Wahl-Wachendorf, Chefin des Verbands der Betriebs- und Werksärzte. Gerade untersuche ihr Verband in einer Umfrage die Folge der Frauenquote auf die Seele der Männer. Laut FAS jammere öffentlich zwar kaum ein Mann. Keiner wolle in den Ruf kommen, Frauen ihre Rechte zu nehmen. Werde geklagt, folge die Quittung sogleich. "Egozentrische, weinerliche Besitzstandswahrung" sei das, sagt Thomas Sattelberger, der Erfinder der Telekom-Quote.
Sogar unter Ingenieuren holten Frauen rapide auf, so die Zeitung. Autokonzerne stellten fast 40 Prozent Jung-Ingenieurinnen ein, mehr denn je, und deutlich mehr als deren Anteil an den Absolventen: Der liege nur bei 17 Prozent. Zondler hingegen träumt "von der jungen, gut ausgebildeten, freundlichen und teamfähigen Ingenieurin" (so die Formulierung von Deutschlandfunk-Redakteur Jürgen Liminski). Die Begründung des Personalberaters fällt ökonomisch nüchtern aus. Bei manchen Automobilzulieferern seien die Auftragsbücher voll bis 2018. Bei allen technischen Themen, im Ingenieurswesen, bei der Energieeffizienz, in den Bereichen Gesundheit und Pflege, aber auch im Ökolandbau und im IT-Segment nehme der Fachkräftemangel deutlich zu. Dort werden in Zukunft also Frauen wie Männer benötigt - ob mit oder ohne Quote.
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