"Für die Ärzteschaft muss Gewissensfreiheit gelten!"
23.05.2011
Vereine & Verbände
Die Bundesärztekammer (BÄK) ist auf dem besten Weg, im medizin-ethischen Paternalismus zu verharren. Die leicht liberalisierten Formulierungen vom Februar, wonach der assistierte Suizid lediglich "keine ärztliche Aufgabe" sei, verhießen einen Hoffnungsschimmer auf ein am Selbstbestimmungsrecht des Patienten orientiertes, partnerschaftliches Selbstverständnis des Arztberufs. Dies hatte auch die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) mit einem am 2. Mai veröffentlichten Offenen Brief an die Delegierten des 114. Ärztetags (31. Mai bis 3. Juni 2011 in Kiel) unterstützt. Doch nun droht der totale Rückschritt: Den Delegierten des 114. Ärztetages soll von BÄK-Vizepräsident Dr. Frank-Ulrich Montgomery eine deutlich schärfere, angeblich "eindeutige" Formulierung zur Abstimmung vorgelegt werden, die lautet: "Ärztinnen und Ärzte haben Sterbenden unter Wahrung ihrer Würde und unter Achtung ihres Willens beizustehen. Es ist ihnen verboten, Patienten auf deren Verlangen zu töten. Sie dürfen keine Hilfe zur Selbsttötung leisten."
"Ein solches antiquiertes Selbstverständnis des Arztberufs über die obligatorische Kammer-Zugehörigkeit den Ärztinnen und Ärzten aufzuzwingen, richtet sich gleichermaßen gegen die Interessen von Patienten UND Ärzten", so DGHS-Präsidentin Elke Baezner. "Die Bundesärztekammer steht nicht über dem Gesetz. Es ist höchst bedenklich, damit indirekt Ärztinnen und Ärzten mit dem Damoklesschwert einer theoretisch möglichen Verurteilung bzw. dem Entzug der Niederlassungsbewilligung zu drohen. Die Bundesärztekammer hat die Bodenhaftung verloren. Standesrecht bricht nicht Bundesrecht!" Baezner verweist zudem auf die Volksabstimmung im Schweizer Kanton Zürich vom 15. Mai 2011. Mit einer überwältigenden Mehrheit von 85 Prozent hat die Bevölkerung zwei Volksinitiativen abgelehnt, die das Freiheitsrecht des Bürgers am Lebensende radikal beschränken wollten. Baezner: "Dieses klare Votum für Eigenverantwortung und Respekt vor dem Sterbewilligen sollte auch der Standesorganisation in Deutschland zu denken geben. Die Menschen wollen ihr Selbstbestimmungsrecht gewahrt wissen."
Längst hat sich nicht nur in der deutschen Bevölkerung, sondern auch in der deutschen Ärzteschaft die Einsicht breit gemacht, dass allein mit den Mitteln der Palliativmedizin nicht jedem Sterbenden optimal beigestanden werden kann. Baezner: "Wenn körperlich schwerstkranke Menschen den freiverantworteten Suizid wünschen, müssen sie auf den Arzt ihres Vertrauens bauen können." Nach einer von der Ärztekammer in Auftrag gegebenen Allensbach-Umfrage aus dem Sommer 2010 waren es immerhin über 30 Prozent der Ärzte in Deutschland, die eine Regelung für einen ärztlich assistierten Suizid unterstützen.
http://www.dghs.de
Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V.
Kronenstr. 4 10117 Berlin
Pressekontakt
http://www.dghs.de
Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) e.V.
Kronenstr. 4 10117 Berlin
Diese Pressemitteilung wurde über PR-Gateway veröffentlicht.
Für den Inhalt der Pressemeldung/News ist allein der Verfasser verantwortlich. Newsfenster.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Weitere Artikel von Wega Wetzel
21.12.2017 | Wega Wetzel
Künstliche Lebensverlängerung war rechtswidrig
Künstliche Lebensverlängerung war rechtswidrig
20.06.2014 | Wega Wetzel
"Absolut indiskutabel"
"Absolut indiskutabel"
27.05.2014 | Wega Wetzel
Hilfe zur Selbsttötung KANN eine ärztliche Aufgabe sein!
Hilfe zur Selbsttötung KANN eine ärztliche Aufgabe sein!
21.05.2014 | Wega Wetzel
"Mein Ende gehört mir!"
"Mein Ende gehört mir!"
05.05.2014 | Wega Wetzel
Die neue Pflege-Verfügung der DGHS
Die neue Pflege-Verfügung der DGHS
Weitere Artikel in dieser Kategorie
14.01.2025 | Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben e. V.
forsa-Umfrage zu Suizidhilfe: breite Zustimmung, aber große Unkenntnis der Rechtslage
forsa-Umfrage zu Suizidhilfe: breite Zustimmung, aber große Unkenntnis der Rechtslage
12.01.2025 | Nature as a Display e.V
Green-OOH: Standards und SDG-Ziele
Green-OOH: Standards und SDG-Ziele
08.01.2025 | TQ-Group
TQ spendet 2.500 Euro an zwei regionale Nachbarschaftshilfen
TQ spendet 2.500 Euro an zwei regionale Nachbarschaftshilfen
01.01.2025 | Kampfkunstschule Tiger Kwon
Sochin Ryu Kobudo: Tradition und Moderne bei Tiger Kwon
Sochin Ryu Kobudo: Tradition und Moderne bei Tiger Kwon
19.12.2024 | Bundesverband IT-Mittelstand e.V.
BITMi-Präsident Oliver Grün als Präsident des europäischen Dachverbandes des IT-Mittelstandes wiedergewählt
BITMi-Präsident Oliver Grün als Präsident des europäischen Dachverbandes des IT-Mittelstandes wiedergewählt