TUB: Grüne Leber - Pflanzen reinigen Gewässer von Schadstoffen
18.12.2013
Wissenschaft, Forschung & Technik
Sie filtern aus verunreinigten Seen, Teichen und Flüssen, aber auch aus Regenwasser Gifte, Schwermetalle und andere Schadstoffe heraus. Der Professor für Ökologische Wirkungsforschung und Ökotoxologie Stephan Pflugmacher Lima hat seinem System den griffigen Namen "grüne Leber" gegeben. Denn es sind Pflanzen, die die Reinigung der Gewässer übernehmen, Pflanzen wie Hornkraut, Tausendblatt und Wasserpest.
Für die Reinigung der Gewässer macht sich der Biologe den Stoffwechsel der Pflanzen zunutze: Sie nehmen aus dem Wasser Substanzen auf, wandeln sie um und verwenden sie zum Wachsen. "Im Prinzip eignet sich zum Entgiften jede Pflanze, die in Gewässern leben kann. Aber welche zum Einsatz kommt, hängt davon ab, mit welchen Schadstoffen das Gewässer belastet ist", erklärt Stephan Pflugmacher Lima.
Hinter diesem Wissen stecken 14 Jahre intensive Grundlagenforschung. "Wir müssen jede Pflanze "fragen", was sie kann, ihren Stoffwechsel analysieren und verstehen. Das ist enorm aufwendig", sagt der 48-Jährige, der seit 2010 an der TU Berlin lehrt und zuvor am Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei forschte. In seinem Labor am Ernst-Reuter-Platz findet sozusagen die "Rundumbefragung" statt, wird getestet, welche Pflanzen miteinander harmonieren. "Denn wenn das nicht der Fall ist, kann das zu einem "chemischen Krieg" führen, bei dem sich die Pflanzen gegenseitig am Wachstum hindern", so Pflugmacher Lima.
In schlichten Glasaquarien wachsen Hornkraut, Tausendblatt und Wasserpest heran. LED-Lampen simulieren die jeweiligen regionalen Lichtverhältnisse, wie zum Beispiel die im brasilianischen Recife, wo Pflugmacher Lima unter anderem forscht. In der Nacht streuen die Leuchten dann kaltes Mondlicht über die Bassins. In einer anderen Versuchsanordnung wird die terrassenartige Topografie von Reisfeldern simuliert. Mittlerweile wissen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Stephan Pflugmacher Lima sehr genau, welche Pflanze am besten Schwermetalle abbauen kann oder geeigneter ist, Blaualgentoxine oder polyaromatische Kohlenwasserstoffe unschädlich zu machen. "Die Pflanzen sind bei der Reinigung der Gewässer unsere Werkzeuge; unser Werkzeugkasten ist gut bestückt", sagt Pflugmacher Lima und fügt an, dass für die jeweiligen Systeme in unterschiedlichen Ländern immer nur dort einheimische Pflanzen eingepflanzt werden. "Wir schleppen keine Fremdlinge ein." Das zu erwähnen ist ihm wichtig.
Längst ist die "grüne Leber" so etwas wie ein Exportschlager geworden. In China ist sie dabei, den fünfgrößten See des Landes aus einer hochtoxischen Blaualgenbrühe wieder in ein natürliches Gewässer zu verwandeln. In Bolivien, Argentinien und Brasilien werden Seen und Regenwasser entgiftet. In Südkorea koordiniert Pflugmacher Lima ein landesweites Projekt zusammen mit dem Korea Institute of Science and Technology (KIST). "Seit anderthalb Jahren treten in Südkoreas Flüssen massiv Blaualgen auf", erzählt Pflugmacher Lima. Er hofft, die Flüsse mit seinen Pflanzenanlagen in einen solchen Zustand versetzen zu können, sodass sie in ein paar Jahren vielleicht wieder ausgebaut werden können.
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Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Stephan Pflugmacher Lima, Institut für Ökologie der TU Berlin, Fachgebiet Ökologische Wirkungsforschung und Ökotoxologie, Tel.: 030/314-29023, Fax: 030/314-29022, E-Mail: stephan.pflugmacher@tu-berlin.de, http://www.ecotoxicology-tu-berlin.com
http://www.tu-berlin.de
TU Berlin, Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
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