Copernicus präsentiert den European State of the Climate
09.04.2019
Wissenschaft, Forschung & Technik
Heute stellt der Copernicus Climate Change Service (C3S) neueste Ergebnisse über das Jahr 2018 in seinem jährlich erscheinenden European State of the Climate vor. C3S wird im Auftrag der Europäischen Union vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) implementiert. Mit zahlreichen relevanten Klimaindikatoren wird ein Überblick über das Klima des letzten Jahres im Kontext des Klimawandels gegeben.
Trend bestätigt: Erderwärmung schreitet weiter voran
Der European State of the Climate zeigt, dass 2018 eines der drei wärmsten Jahre Europas seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war. Alle Jahreszeiten waren überdurchschnittlich warm, der Sommer 2018 sogar der Wärmste aller Zeiten mit 1,2 °C über dem Durchschnitt.
Somit bestätigt auch das Jahr 2018 den Wärmetrend der letzten 40 Jahre. In Nord- und Zentraleuropa herrschte von Ende Frühling bis in den Herbst hinein ungewöhnlich warmes Wetter, mit den höchsten gemessenen Temperaturen seit mindestens 1950.
Lang andauernde Wetterereignisse in Europa
Nord- und Zentraleuropa erlebte zudem eine langanhaltende Dürre. Saisonaler Niederschlag war sowohl im Frühling, Sommer und Herbst bis zu 80 % unter Normalwert. Die Dürrephase erstreckte sich über die gesamte Vegetations- und Erntezeit und führte zu landwirtschaftlichen Verlusten, Einschränkungen in der Wasserversorgung und niedrigen Wasserständen in Flüssen. Im Gegensatz dazu erlebten einige Gebiete in Südeuropa den bisher feuchtesten Frühling und Sommer ihrer Geschichte.
Mehrere Kältephasen trafen Europa zu Beginn des Jahres 2018, die nahezu den gesamten Kontinent befielen. Februar und März waren die beiden einzigen Monate, in denen Temperaturen europaweit unter dem Durchschnitt lagen. Dabei gab es heftigen Schneefall in großen Teilen Europas, inklusive Großbritannien.
Die Anzahl extremer Niederschläge lag im letzten Jahr in Europa deutlich unter dem Durchschnitt, dennoch sind verschiedene spezifische Wettereignisse hervorzuheben: Eines davon war Ex-Hurricane Leslie, der im Oktober auf die Iberische Halbinsel traf und als stärkster Sturm in der Region seit 1842 in die Geschichte einging. Er führte zu kräftigem Niederschlag und Überschwemmungen in Nordspanien und Südwestfrankreich. Durch zeitweise heftige Regenfälle gab es zudem Anfang des Jahres 2018 in Paris schlimme Überschwemmungen.
Auswirkungen der warmen und trockenen Klimabedingungen
Mit den Temperaturen stiegen auch die Sonnenstunden. Teile von Zentral- und Nordeuropa hatten bis zu 40 % mehr Sonnenstunden als gewöhnlich. Deutschland erlebte 2018 sein sonnigstes Jahr aller Zeiten. In Südeuropa hingegen gab es durchschnittlich weniger Sonnenstunden.
Die Auswirkungen auf Gletscher waren enorm. Die europäischen Alpen erlitten den größten Umfangverlust. Zudem stiegen die Wassertemperaturen europäischer Seen auf die höchsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen 1995. Die Waldbrandgefahrenstufe war in vielen Teilen Nordeuropas überdurchschnittlich hoch, vor allem in Skandinavien und um die Nordsee. Die Waldbrände in Schweden wurden als die Schwerwiegendsten der Neuzeit deklariert. Als Folge der Waldbrände herrschten in Nordeuropa im Jahresdurchschnitt die höchsten Emissionswerte seit mindestens 2003.
Seit Beging der satellitengestützten Überwachung des Meereises trat im Winter 2018 zum ersten Mal eine größere offene Wasserfläche, genannt Polynya, im Norden Grönlands auf. Insgesamt bestätigt sich der Trend einer unterdurchschnittlich großen Meereisfläche in der europäischen Arktis. Damit zusammenhängend herrschten dort meist überdurchschnittlich hohe Temperaturen in nahezu allen Monaten des Jahres 2018. Im Sommer schmolz das Meereis um 30 % mehr als das langfristige Mittel.
Die Übersicht beinhaltet auch Daten über die drei Haupttreibhausgase - Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Es zeigt sich, dass die geschätzten globalen Strömungen von reinen Treibhausgasen in die Atmosphäre in den letzten Dekaden gestiegen sind. Dieser Trend setzte sich auch 2018 fort.
Kostenlose, nutzerfreundlich-aufbereitete und aktuelle Klimainformationen
Seit bereits 5 Jahren liefert das Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der EU eine nie dagewesene Fülle an Umweltinformationen für die öffentliche Hand sowie für die wachsende Informationswirtschaft.
"Zuverlässige Erdbeobachtungsdaten, wie im European State of the Climate, spielen eine entscheidende Rolle bei der Einschätzung des Zustands unseres Planeten", sagt Juan Garces de Marcilla, Director of Copernicus Services des ECMWF. "Mit seinen kostenlosen, nutzerfreundlichen und aktuellen Daten trägt Copernicus nicht nur zum Global Framework for Climate Services der World Meteorological Organization (WMO) bei, wir bieten Entscheidungsträgern, Organisationen und Unternehmen zudem wichtige Informationen für ihre zukünftige Planung - zum Wohl aller europäischen Bürger und darüber hinaus."
Freja Vamborg, Senior Scientist des Copernicus Climate Change Service (C3S) bei ECMWF und federführende Autorin des European State of the Climate, präsentiert die Ergebnisse auf einer Pressekonferenz im Rahmen der European Geosciences Union General Assembly (EGU) am Dienstag, 9. April 2019 um 14:00 Uhr.
Informationen, die auf neuesten Daten basieren
Der European State of the Climate wurde von C3S zusammengestellt. Zusätzliche Informationen kamen vom Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS), dem Copernicus Emergency Management Service (Copernicus EMS), dem Copernicus Marine Environment Monitoring Service (CMEMS), ECMWF und weiteren Partnern. Der Bericht deckt Daten über Europa sowie die europäische Arktis ab und vergleicht das Jahr 2018 in einem längerfristigen Kontext. Zusätzlich fasst er weltweite Information für wichtige Klimaindikatoren, wie Temperatur, Treibhausgase, Meereis, Gletscher und Meeresspiegel zusammen.
Der Inhalt des European State of the Climate basiert auf verschiedenen Datensätzen. Diese beinhalten sowohl Satelliten- und In-situ-Daten als auch Daten aus globalen "Reanalyse"-Computermodellen, die eine Kombination aus Algorithmen und zahlreichen historischen Datenquellen nutzen. Zudem sind Ergebnisse aus weiteren Computermodellen miteingeflossen. So wird sichergestellt, dass die Informationen auf neuesten Daten basieren und die aktuellsten Karten, Grafiken, und zahlreiche weitere Materialien zur Verfügung gestellt werden können.
Die kostenlosen und zuverlässigen Daten der Copernicus Services bieten wichtige Informationen für zahlreiche Branchen, wie die Landwirtschaft, öffentliche und humanitäre Hilfe, Gesundheitswesen, Versicherungen, Sicherheit, Tourismus sowie Städte- und Regionalplanung.
Copernicus trug zudem zum "Statement on the State of the Global Climate in 2018" der WMO bei, das im März 2019 erschienen ist. Dieser Bericht gibt einen weltweiten Überblick über das Jahr 2018.
Die komplette Pressekonferenz auf der EGU finden Sie hier: https://client.cntv.at/egu2019/pc5.
Den European State of the Climate finden Sie hier: https://climate.copernicus.eu/ESOTC
Für weitere Informationen oder falls Sie Interesse an einem Interview haben, wenden Sie sich bitte an: copernicus-press@ecmwf.int
Bildquelle: @ESA/Belspo
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