TU Berlin: Suche nach NS-Raubgut
21.11.2012
Wissenschaft, Forschung & Technik
Millionen von Menschen wie auch Bibliotheken wurden im Nationalsozialismus im Rahmen der Verfolgungen ihres Bücherbesitzes beraubt. Die Bibliothek der heutigen TU Berlin könnte davon profitiert haben. Um dieses Unrecht aufzuarbeiten und das NS-Raubgut zurückgeben zu können, gibt es an der Universitätsbibliothek seit November 2012 das Projekt "Untersuchung der 1945 aus der ehemaligen Luftkriegsakademie Gatow an die Universitätsbibliothek der TU Berlin übernommenen Bücher und Zeitschriften auf NS-Raubgut".
Zu den Verfolgungen aus rassischen, politischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen, denen Millionen von Menschen und auch Institutionen zwischen 1933 und 1945 ausgesetzt waren, gehörte die Entziehung ihrer Vermögen durch staatliche Stellen. Darunter befanden sich viele Bücher. Die Wehrmacht beschlagnahmte außerdem in besetzten Gebieten ganze Bibliotheken und schaffte die Bücher waggonweise in das Deutsche Reich. Dieses gestohlene Kulturgut wurde in Deutschland "verwertet": Es wurde von den Finanzämtern auf Auktionen verkauft und deutschen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung gestellt.
Die Bibliothek der ehemaligen Technischen Hochschule Berlin, der Vorgängerin der heutigen Technischen Universität Berlin, soll davon profitiert haben. Die erhaltenen Inventarverzeichnisse bis 1945 weisen verdächtige Lieferungen nach. Bibliothekare und Bibliothekarinnen waren lange Zeit davon überzeugt, dass die Universitätsbibliothek kein NS-Raubgut besitzt, weil fast der gesamte Buch- und Zeitschriftenbestand durch Kriegseinwirkungen und Beschlagnahmung nach Ende des Krieges verlorengegangen war. Inzwischen weiß man jedoch - auch durch Forschungen an anderen Bibliotheken wie zum Beispiel an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin -, dass im Rahmen des Wiederaufbaus solche ihren Eigentümern unrechtmäßig entzogenen Bücher durchaus auch nach 1945 in deutsche Bibliotheksbestände eingearbeitet wurden.
10.000 Bücher und Zeitschriftenbände wurden im Herbst 1945 mit Genehmigung der britischen Besatzungsmacht aus der ehemaligen Luftkriegsakademie Gatow in die Bibliothek der damaligen Technischen Hochschule Berlin gebracht und in den Bestand aufgenommen. Dies geht aus Akten des Universitätsarchivs der TU Berlin hervor. Es gibt Indizien dafür, dass die Luftkriegsakademie Raubgut aus den von Deutschland okkupierten Gebieten besaß. Die von dort übernommenen Bücher sind mit Hilfe der alten Inventarverzeichnisse im Gesamtbestand der Universitätsbibliothek, der heute 2,5 Millionen Medien umfasst, identifizierbar. Das Projektteam der NS-Raubgutforschung wird durch systematische Recherchen nach Besitzvermerken in den Büchern und in archivalischen Quellen zu klären versuchen, ob sich der Verdacht auf NS-Raubgut bestätigt. Alle Ergebnisse werden veröffentlicht.
Das Projekt wird vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung) gefördert.
Die Projekt-Website finden Sie unter folgendem Link:
http://www.ub.tu-berlin.de/index.php ?id=3399&F=5
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Angelika von Knobelsdorff, TU Berlin, Projektleiterin der NS-Raubgutforschung, Tel.: 030 / 314-76117, E-Mail: angelika.vonknobelsdorff@tu-berlin.de
http://www.tu-berlin.de
TU Berlin, Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Straße des 17. Juni 135 10623 Berlin
Pressekontakt
http://www.pressestelle.tu-berlin.de/menue/service_fuer_journalisten/
TU Berlin, Universitätsbibliothek
Fasanenstraße 88 10623 Berlin
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