Motivierter Nachwuchs? - Generation Z weist den Weg in die Zukunft
28.03.2018
Bildung, Karriere & Schulungen
* Intensiver Austausch über Ausbildung und Arbeit von morgen: Auszubildende, Berufe-Champions und Ausbilder bei WorldSkills Germany-Tagung "Sicher in die Zukunft"
* WorldSkills-Flagge, Symbol für internationalen beruflichen Wettkampf, wurde nach Aufenthalt auf der Weltraumstation ISS auf ihrem Weg um die Welt feierlich in Duisburg in Empfang genommen
Fellbach/Duisburg, März 2018 - Wie denken junge Menschen über die Zukunft? Über das Lernen von morgen? Haben Modelle, wie das duale Ausbildungssystem, ausgedient? Unter dem Motto "Von Lernenden lernen und Champions erleben" gab WorldSkills Germany, die Förderinitiative für nationale und internationale Berufswettbewerbe, gemeinsam mit CWS-boco in Duisburg jungen Menschen die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Vorstellungen vom Lernen der Zukunft mitzuteilen und mit den Tagungsteilnehmern in den Austausch zu treten. So sprach Cornelius Kress, Auszubildender bei der Festo AG & Co. KG und Sieger des WorldSkills Germany-Wettbewerbs "Digital Youngsters 2016/17", über seine Generation: "In der Generation Z gibt es auf jeden Fall Leute, die motiviert sind und auch willig sind, viel für die Zukunft zu tun. Gerade im Bereich Digitalisierung und neues Lernen kann man gut auch von jungen Leuten abschauen. Es ist nicht immer die Erfahrung, die so das Wahre ist, sondern man sollte auch für neue Dinge offen sein."
Die Tagung "Sicher in die Zukunft", die als Zukunftswerkstatt konzipiert war, startete mit einem Barcamp, auch "Unkonferenz" genannt. "Wir finden diese andere, offene Art des Gedanken- und Wissensaustauschs enorm wichtig. Deshalb führen wir zum Auftakt der Tagung nicht nur ein Barcamp durch, sondern binden in den Austausch erneut vor allem auch junge Menschen ein," erklärte Hubert Romer, Geschäftsführer von WorldSkills Germany. "In Diskussionen zum Lernen und Arbeiten der Zukunft fehlen in Deutschland häufig die Meinungen und Visionen derjenigen, die es betrifft: die jungen Fachkräfte. Deutschland braucht top ausgebildeten und motivierten Nachwuchs. Da ist es unerlässlich zuzuhören, was sich dieser eigentlich wünscht, für welche Werte die Generation Z steht und wie sich das in Ausbildungs- und Arbeitskonzepten der Zukunft abbilden lässt. WorldSkills Germany wird sich hier immer wieder einbringen und seine Arbeit mit jungen Menschen vorantreiben."
Das Barcamp ermöglichte den Teilnehmern sich auf Augenhöhe aktiv an Diskussionen und Workshops zu Themen rund um das Lernen und Arbeiten von morgen zu beteiligten. Auszubildende trafen auf Ausbilder und Personalverantwortliche und regten gemeinsam einen intensiven Wissensaustausch an, z.B. zu den Themen "Was motiviert junge Menschen vs. keine Lust auf gar nichts" und "Wie kann Lernen im Wettbewerb noch stärker in der beruflichen Bildung genutzt werden" sowie auch zur Digitalisierung in der Ausbildungs- und Arbeitswelt.
Berufe-Champions gaben Einblick in persönliche Entwicklung nach EM- / WM-Teilnahme
Rudolf Angerer, Goldmedaillengewinner bei der Weltmeisterschaft der Berufe 1983 und ehemaliger Bundestrainer im Skill KFZ-Mechatroniker, sowie Champions weiterer Europa- und Weltmeisterschaften der Berufe faszinierten die Anwesenden mit ihren ganz persönlichen Erfolgsgeschichten. "Was ich als Teilnehmer erlebt habe, wollte ich als Experte dann zurückgeben," sagte Angerer. "Es kümmert sich jemand um dich, du kannst Leistung zeigen und erlebst Besonderes." Daniel Christophersen, Exzellenzmedaillengewinner der WorldSkills Sao Paulo 2015 und der EM der Berufe, den EuroSkills Göteborg 2016 in der Disziplin Web Design and Development, konnte sich gleich zweimal auf internationaler Ebene beweisen: "Bei den WorldSkills in Brasilien waren das so viele Eindrücke, die habe ich erst später so richtig verarbeiten können. Die EuroSkills in Göteborg habe ich eher genutzt, um Kontakte zu knüpfen, mich mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Erst da habe ich begriffen, was das für eine große, globale Sache ist. Ich habe mit den WorldSkills gelernt, vielseitig zu sein, aus Fehlern zu lernen und über die eigenen Grenzen zu gehen. Das hilft im Job heute."
Duisburgs Bürgermeister Erkan Kocalar ehrte internationale Berufswettbewerbe
Zur "Nacht der Helden" sprach am Abend u.a. Duisburgs Bürgermeister Erkan Kocalar zu den Gästen. Er baute dabei die Brücke von der Internationalität der Stadt im Veranstaltungs- vor allem im Sportbereich hin zum beruflichen Wettkampf. "Es ist eine besondere Ehre zu wissen, dass hier in Duisburg 1961 die ersten internationalen Berufswettbewerbe auf deutschem Boden stattfanden. Darauf sind wir noch heute sehr stolz," so Kocalar. "Duisburg hat zahlreiche große und auch mittelständische Betriebe, die alle motivierte junge Fachkräfte als Nachwuchs benötigen. Es wäre toll, wenn künftig auch noch mehr junge Menschen aus Duisburg an nationalen und internationalen Berufswettbewerben teilnehmen und ihr Können in ihren Berufen zeigen."
Historischer Moment - WorldSkills-Flagge macht Station in Deutschland
Ein weiterer Höhepunkt und historischer Moment war der Empfang der WorldSkills-Flagge vor den zahlreichen Anwesenden. Ähnlich dem olympischen Feuer reist die Flagge auf ihrem Weg zur nächsten Weltmeisterschaft der Berufe in Russland, den WorldSkills Kazan 2019, derzeit durch ehemalige WorldSkills-Nationen. Nach ihrem Aufenthalt auf der internationalen Weltraumstation ISS machte sie nun auch in Duisburg Station, dem Ort, an dem 1961 die ersten internationalen Berufswettbewerbe auf deutschem Boden stattfanden. Bürgermeister Kocalar sowie Vertreter von WorldSkills Germany brachten repräsentativ für die drei bisher in Deutschland veranstalteten internationalen Berufswettbewerbe (1961 Duisburg, 1973 München und WorldSkills Leipzig 2013) Logos als Aufnäher auf die WorldSkills-Flagge an und verabschiedeten sie dann zur nächsten Station, Zwolle in den Niederlanden.
Fachgruppen diskutieren Zukunft der Ausbildung und Gewinnung von Fachkräften
"Sicher in die Zukunft" war am Freitag das große Thema der Veranstaltung. Gemeinsam mit Werner Münnich (Head of Central Product Management Textile Care CWS-boco Deutschland GmbH) beleuchtete Dirk Baykal (Projektmanager und CSR-Koordinator der CWS-boco Supply Chain Management GmbH) in einem Impulsreferat interaktiv die Punkte Risiken vs. Sicherheit, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Fachkräftenachwuchs und die Digitalisierung als Chance. Anschließend widmete sich Prof. Dr. Michael Heister (Leiter der Abteilung Berufliches Lernen, Programme und Modellversuche im Bundesinstitut für Berufsbildung) in einem Vortrag den Fragen, ob die jetzigen Berufsbilder und Berufsordnungen in der Zukunft noch Bestand haben und wie sich das Verhältnis der Lernorte Betrieb, Berufsschule und überbetriebliche Bildungsstätte verändern. "Wenn wir das Thema Wirtschaft 4.0 ernst nehmen, dann wird Fachwissen bei verbleibenden oder neu entstehenden Arbeitsplätzen immer wichtiger. Damit wird die Bedeutung des Lernortes berufliche Schule steigen," so Heister. "Aber es ist auch nicht zu vergessen: es wird sicher alles high-tech, aber vergessen Sie bitte die Jugendlichen dabei nicht." In daran anknüpfenden Workshops wurden diese Themen von weiteren Referenten vertieft sowie um zusätzliche WorldSkills-Themen ergänzt.
Mehr Informationen zur Weltreise der WorldSkills-Flagge lesen Sie weiter unten.
Weitere Statements von jungen Teilnehmern der Tagung:
"Ich glaube, was manchmal abschrecken kann, ist die Erwartungshaltung, ob das nun von Unternehmensseite ist oder von der älteren Generation. Das ist das, was manchmal verunsichert und dann wie wenig motiviert oder desinteressiert wirken kann. Es ist vielleicht so, dass man einfach nicht dieselbe Sprache spricht. Gerade viele Kooperationen, wo Alte und Jüngere dabei sind, wo man sich austauscht, wo ich von Erfahrungen lernen kann, wo ich aber auch meine neuen Ideen oder meine Jugendlichkeit mit einbringen kann, das ist ein guter Weg. Einfach miteinander reden." - Franziska Olbrich, Auszubildende bei der Festo AG & Co. KG, Sieger des WorldSkills Germany-Wettbewerbs "Digital Youngsters 2016/17"
"In der Generation Z gibt es auf jeden Fall Leute, die motiviert sind und auch willig sind, viel für die Zukunft zu tun. Die Alten können viel von uns lernen, wie man mit den neuen Dingen umgeht. Gerade im Bereich Digitalisierung und neues Lernen kann man gut auch von jungen Leuten abschauen. Es ist nicht immer die Erfahrung, die so das Wahre ist, sondern man sollte auch für neue Dinge offen sein." - Cornelius Kress, Auszubildender bei der Festo AG & Co. KG, Sieger des WorldSkills Germany-Wettbewerbs "Digital Youngsters 2016/17"
"Gerade für die Digitalisierung braucht es nicht nur die Stimme der Jungen, sondern es ist ein Gesamtverhalten. Man braucht schon die Erfahrung der Alten, aber diese müssen sich ein bisschen mehr daran gewöhnen, dass man auch mal über seinen Schatten springen muss und vielleicht das, was man schon immer so gemacht hat, mal anders gemacht werden muss." - Daniel Christophersen, Webentwickler bei YAY!Digital, Exzellenzmedaille bei den WorldSkills Sao Paulo 2015 und den EuroSkills Göteborg 2016
"Im Laufe der Zeit haben sich natürlich die Interessen komplett geändert. Die Technologien können uns viel helfen. Gerade deshalb ist unsere Generation hier schon sehr fortgeschritten in so manchen Punkten." - Steffen Ellerbrake, Mechatroniker bei der Elster GmbH, Europameister im Skill "Mobile Robotik" bei den EuroSkills Göteborg 2016 und Teilnehmer der WorldSkills Sao Paulo 2015.
Weitere Statements von WorldSkills-Champions:
Rudolf Angerer, Goldmedaille bei den internationalen Berufsmeisterschaften in Linz 1983 im Skill KFZ-Mechatroniker:
"Durch die Leistung, die bei einem nationalen Wettbewerb oder einer WM gezeigt wird, hilft man, der beruflichen Bildung eine angemessene Wertung zu geben. Nicht nur in der akademischen Bildung, auch in der Ausbildung wird Hervorragendes geleistet - um junge Menschen zu begeistern und den Fachkräftebedarf zu decken."
Franz Havlat, Gewinner einer Exzellenzmedaille bei den WorldSkills London 2011 im Skill KFZ-Mechatroniker und heutiger Bundestrainer:
"Die WorldSkills an sich sind gewachsen - bei den Teilnehmerzahlen, aber auch an Professionalität. Viel wurde an Anstrengungen investiert, das merkt man deutlich. Persönlich gehe ich nach den WorldSkills selbstbewusster an meine Arbeit. Was ich geleistet habe - darauf bin ich stolz."
Stefan Ellerbrake, Teilnehmer der WorldSkills Sao Paulo 2015 und Goldmedaillengewinner bei den EuroSkills Göteborg 2016 im Skill Mobile Robotik:
"Der Rückhalt in der Familie und in der Firma rund um die WM-Teilnahme war groß, insbesondere bei der langen Vorbereitung von fünf Monaten auf den Wettbewerb. Ohne dies wäre das alles nicht möglich gewesen."
"Ich habe gelernt, im Team zu arbeiten, mich intensiv und genau abzustimmen. Ich konnte berufliche Erfahrungen sammeln und von meinem Teampartner profitieren."
WorldSkills-Flagge reist um die Welt - die WorldSkills Flag Relay
Die internationale Reise der WorldSkills Flag Relay ("Staffellauf" der WorldSkills Flagge) startete am vergangenen Montag in Madrid, Spanien, wo einst 1950 die Berufswettbewerbe begannen. Die Zeremonie beinhaltete die offizielle Ankunft der WorldSkills-Flagge, die anschließend nach Deutschland weiterreiste und nun am Donnerstagabend in Duisburg in Empfang genommen wird.
An jeder Station wird die kommende Weltmeisterschaft der Berufe präsentiert, die WorldSkills Kazan 2019, die im August nächsten Jahres in Russland stattfindet. Der WorldSkills-Wettbewerb bringt die besten jungen Talente der beruflichen Bildung zusammen, die in mehr als 50 verschiedenen Disziplinen um den Weltmeistertitel zu kämpfen.
Die "Staffellauf" der WorldSkills-Flagge begann im vergangenen Jahr, als sie am 20. Oktober während der Abschlusszeremonie der WorldSkills Abu Dhabi 2017 an die nächste WorldSkills-Gastgeberstadt übergeben wurde. Die Flagge kam am nächsten Tag in Sotschi, Russland, an, wurde dann ins All geflogen und blieb mehr als zwei Monate an Bord der Internationalen Weltraumstation, bevor sie Ende Februar wieder auf die Erde zurückkehrte. Nach dem Auftakt in Madrid wird die Flagge um die Welt reisen, und in den 20 Ländern Station machen, in denen die WorldSkills-Wettbewerbe bisher stattfanden.
Nach Deutschland reist die Flagge in die Niederlande, die USA, Belgien, Südkorea, die Vereinigten Arabischen Emiraten, Österreich, Portugal, Finnland, Frankreich, Irland, Australien, Kanada, Schweiz, Brasilien, Italien, Großbritannien, Chinese Taipei und Japan. Die Flagge wird dann durch Russland und die Republik Tatarstan reisen, bevor sie während der Eröffnungszeremonie der WorldSkills Kazan 2019 offiziell übergeben wird.
Über WorldSkills Kazan 2019
Mehr als 1.500 Teilnehmer aus mehr als 70 WorldSkills-Mitgliedsländern werden an den WorldSkills Kazan 2019 teilnehmen. Die Wettkämpfe finden vom 23. bis 26. August 2019 in Kasan, Russland, statt. Weitere Informationen finden Sie auf: https://worldskills2019.com
Über WorldSkills International
WorldSkills wurde 1950 gegründet und ist eine globale Organisation, die handwerkliche, technologische und dienstleistungsorientierte berufliche Aus- und Weiterbildung in 79 Mitgliedsländern fördert. Diese arbeiten alle mit jungen Menschen, Pädagogen, Regierungen und zahlreichen Branchen zusammen, um die Fachkräfte und Talente von heute auf die Arbeit der Zukunft vorzubereiten.
WorldSkills bringt Jugendliche, die Wirtschaft und Pädagogen zusammen, um jungen Menschen die Chance zu geben, mit einander in den Wettbewerb zu treten, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen, wie sie die Besten im Beruf ihrer Wahl werden können. Von traditionellen Handwerksberufen bis hin zu vielfältig technologischen Berufen in der Industrie und im Dienstleistungssektor, hat WorldSkills, unterstützt von Partnern, der Wirtschaft, Regierungen, Freiwilligen und Bildungseinrichtungen, einen direkten Einfluss auf die Steigerung des fachlichen Wissens und wichtiger Kompetenzen in der ganzen Welt.
Bildquelle: @Stephan Brendgen
WorldSkills Germany Berufswettbewerbe WM der Berufe WorldSkills Kazan 2019 Hubert Romer Team Germany WorldSkills-Flagge Barcamp. Duisburg Berufe-Champions
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