Durch Dankbarkeit die eigene Resilienz steigern und Stress senken
03.04.2023
Bildung, Karriere & Schulungen
Wussten Sie, dass das bei weitem größte Resilienz-Programm vom US-Militär in 2009 gestartet wurde? Mit einem 140 Millionen US Dollar Budget möchte die Initiative "Comprehensive Soldier and Family Fitness" die Resilienz und den verbesserten Umgang mit Stress von Kriegssoldaten steigern.
Hunting the Good Stuff
Eine der effektivsten Interventionsmaßnahmen dieses Programms nennt sich "Hunt the good stuff" (dt. "Jagd auf das gute Zeug"), was im Militärjargon so viel bedeutet wie Dankbarkeit zeigen. Der Kern der Aufgabe besteht darin, täglich drei Dinge, Situationen oder Begegnungen aufzuschreiben, für die man wirklich dankbar ist. Auch wenn diese Übung vorerst banal klingen mag - Fakten belegen deutlich die Wirksamkeit dieser und ähnlicher Methoden. Beim Anwenden der Methode werden die neuronalen Strukturen stimuliert, die im Gehirn dafür verantwortlich sind, Dankbarkeit zu spüren.
Ihr Gehirn kann lernen, dankbar zu sein
Der wiederholte Stimulus stärkt diese Strukturen und macht sie einfacher zugänglich. Diesen neuronalen Prozess nennt man auch Priming. Bereits 1949 bezeugte der kanadische Psychologe Donald Hebb ein grundlegendes Gesetz, welches auch heute noch gilt: "What fires together, wires together" (dt. Was gemeinsam feuert, vernetzt sich dadurch.) Das bedeutet, dass die Neuronen verschiedener Gehirnareale, die regelmäßig und gleichzeitig stimuliert werden, verstärkt in Interaktion treten und schließlich eine unabhängiges Stimulationsmuster bilden.
Das Ergebnis ist eine erhöhte Stressresistenz und eine allgemeine Steigerung der Resilienz, mehr Ruhe, erholsamerer Schlaf, ein verbessertes Selbstmanagement und ein Anstieg in der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Gar nicht schlecht für eine höchstens zehnminütige, tägliche Übung, oder? Viele Menschen finden es - trotz der Einfachheit dieser Übung - ziemlich schwer, täglich drei dieser Dinge zu finden. Dies kann eine von zwei Dingen bedeuten: Sie befinden sich entweder in einer Opferrolle oder auf dem Ego-Trip.
Opferrolle oder Ego-Trip?
Wenn man sich niedergeschlagen, wütend oder verwirrt fühlt, wird dies meist von einer beträchtlichen Menge Selbstmitleid begleitet. Uns fällt es dann oft schwer, dankbar für etwas zu sein. Dankbarkeit selbst in solchen Moment zu zeigen ist trotzdem möglich, auch wenn es mentale Anstrengung erfordert. Die Übung zwingt uns dazu, uns dazu zu entscheiden diese Opfermentalität auf eine sanfte Weise zu verlassen - denn nur so können wir dankbar sein.
Ein weiterer Grund, warum es manchen Leuten schwerfällt, Dinge zu finden, für die sie dankbar sind, besteht darin, dass sie glauben, alles in ihrem Leben passiere ihretwegen. Diese etwas narzisstische Anspruchshaltung resultiert in einem Selbstbild, dass vor allem bei Führungspersonen oder Menschen während ihrer Karrierelaufbahn vorherrscht. Es ist hilfreich für diejenigen also zu verstehen, dass manche der Hauptgründe für ihren Erfolg außerhalb ihres Einflusses stehen. Dies trifft sicherlich auf das eigene Geburtsland, die Familie, in der man aufwuchs oder die eigene Hautfarbe zu. Auch der Zugang zur Bildung und zur Gesundheitsversorgung, die man in seiner Jugend zur Verfügung gestellt bekommt, steht meist außerhalb unserer Kontrolle. Weiterhin steckt immer auch etwas Glück hinter der eigenen Karriereentwicklung. Wir reden oft von "zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein" - ein Synonym für "Glück haben". Um also dankbar zu sein müssen wir diesen Ego-Trip beenden und eine etwas bescheidenere Sichtweise auf unser Leben übernehmen. Natürlich sind individuelle Leistungen und Erfolge wichtig. Aber es ist schlichtweg falsch zu glauben, dass es nichts gibt, wofür man dankbar sein kann.
Wie kann man mit Dankbarkeit die eigene Resilienz steigern:
Notieren Sie jeden Tag drei positive Ereignisse. Dies kann von den ersten Sonnenstrahlen am Morgen bis zu einem freundlichen Lächeln oder einer netten Unterhaltung reichen. Schreiben Sie neben jedes dieser positiven Ereignisse eine kurze Reflektion bezüglich:
- warum Sie dieses gute Ereignis erlebt haben
-wie Sie sich bei diesem Ereignis gefühlt haben
-wie Sie oder Andere zu diesem Ereignis beigetragen haben
-was Sie morgen tun können, damit dieses Ereignis noch einmal auftreten kann
Beispiel (aus dem US-Militär):
Datum: 9. Februar 2015
Gutes Ereignis: Ich habe einen Brief von zuhause bekommen und meine Tochter hat ein Bild von uns zusammen gemalt.
Reflektion: Ich habe eine tolle Familie und sie zeigen, dass sie mich vermissen, während ich weg bin.
Werde sie morgen anrufen, um mit ihnen etwas zu plaudern und zu zeigen, dass sie mir wichtig sind.
Karsten Drath von Leadership Choices weiß durch seine Coachingtätigkeit mit nationalen und internationalen Unternehmen, dass durch solche Übungen, die eigene Resilienz gesteigert werden kann und sich damit effektiv Stress im Alltagsleben senken lässt.
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