Mind the GAP - Wie die Digitalisierungslücke der Verlagsbranche geschlossen werden kann
26.10.2016
PC, Information & Telekommunikation
"Try harder" lautet war die zentrale Botschaft von Mark Thompson an die deutschen Verleger. Thompson ist President und CEO der New York Times (NYT) und damit maßgeblich für den herausragenden Erfolg der letzten Jahre verantwortlich. Dabei überzeugt die NYT im digitalen Bereich nicht nur durch eine Vielzahl unterschiedlicher Themen- und Plattformangebote, sondern auch mit einem inzwischen etablierten und deutlich wachsenden Bezahlangebot. Internationaler, agiler und personalisierter müssen die Inhalte seiner Überzeugung nach sein. Diese Ansicht vertritt auch Saim Alkan, CEO bei AX Semantics, der führenden selbstlernenden Automatisierungs-Software im Publishing-Umfeld. Dass das Kunststück gelingen kann, trotz meist überschaubarer personeller Ressourcen einem breiteren Publikum maßgeschneiderte Inhalte auszuliefern, davon ist Alkan fest überzeugt: "Hierfür ist allerdings neben einer guten Schreibe auch ein Technologieverständnis bei den Journalisten unbedingte Voraussetzung."
Analyse entlarvt Schwächen und zeigt akuten Handlungsbedarf
In einer zu den Medientagen München vorgelegten Kurzanalyse legt der Technologieanbieter aus Stuttgart den Finger in die Wunde der Verlagslandschaft. Schonungslos werden die verschiedenen Entwicklungen der letzten Jahre miteinander in Bezug gesetzt. Personeller Abbau in den Redaktionen, zunehmende Anforderungen und eine wachsende Anzahl zu bespielender Kanäle, um Leser zu erreichen, haben viele Verlage in eine Sackgasse geführt. Journalisten und Redakteure sind nicht nur überfordert, sondern mit Blick auf die Zukunft der Redaktionen auch frustriert. Sie fürchten eine Beschleunigung der negativen Entwicklungen. "Trotz jahrelanger Diskussion und der Suche nach Lösungen, scheint kein Ausweg in Sicht. Wir sind überzeugt, dass es diesen gibt - allerdings müssen die Verleger ihre weitverbreitete Technologieaversion ablegen", so Saim Alkan.
Zukunftsfähigkeit braucht Initiative - Verlegern fehlt es noch an beidem
Mark Thompson hat bei den Medientagen München den steinigen Weg der New York Times seit seinem Amtsantritt 2012 nachgezeichnet. Dabei hat er den deutschen Verlegern nicht nur Mut gemacht, dass es möglich ist, Reichweiten auszubauen und auch jüngere Zielgruppen mit digitalen Verlagsangeboten zu erreichen. Er hat vor allem auch deutlich gemacht, welcher Aufwand und welche Investitionen getätigt werden müssen, um letztlich erfolgreich zu sein. "Der Leidensdruck scheint immer noch nicht groß genug zu sein", konstatiert Saim Alkan. "Immer noch zucken Verlagshäuser zurück, wenn sie 20.000 Euro investieren sollen, um ihr Kernprodukt zukunftsfähiger zu machen. Selbst für vergleichsweise einfache Tests, mit denen neue Zielgruppen angesprochen und gebunden werden können, fehlt bislang leider der Mut."
Für 2017 wünscht sich nicht nur Alkan, dass das Motto der Medientage "Mobile & Me. Wie das Ich die Medien steuert" auch in den digitalen Angeboten der Verlagshäuser sichtbarer wird. "Der Weg kann nur über eine Personalisierung und einen Zuschnitt auf die Rezeptionssituation der Nutzer führen", so Alkan, der sich seit geraumer Zeit auch in der Ausbildung des journalistischen Nachwuchses als Dozent engagiert. In ihrer aktuellen Kurzanalyse nehmen die Stuttgarter dementsprechend nicht nur eine kritische Bestandsaufnahme vor, sondern zeigen auch Auswege aus dem verlegerischen Dilemma auf.
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