Pflanzenschutz auf Dachbegrünungen
27.03.2019
Garten, Bauen & Wohnen
Die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln ist auf begrünten Dächern in der Regel unzulässig, denn es besteht die Gefahr, dass sie über das Ablaufsystem in die Kanalisation gelangen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird auch in der Öffentlichkeit zunehmend kritischer wahrgenommen und diskutiert. Weil oft nicht nur der Schädling bekämpft, sondern natürliche und nützliche Gegenspieler der Schädlinge sowie Blütenbestäuber miterfasst werden. Ein Effekt, der damit genau das Gegenteil von dem bewirkt, was viele zur Anlage eines Gründaches motiviert: Der Natur ein wenig Fläche zurückzugeben und einen Lebensraum für eine Vielzahl von Flora und Fauna zu schaffen. Doch was tun, wenn die Pflanzen der Dachbegrünung von Schädlingen befallen sind?
"Ein typischer Schädling von vielen Kulturpflanzen ist der Dickmaulrüssler, der auch auf begrünten Dächern vorkommt. Obwohl er nicht fliegen kann, ist er ein guter Kletterer und Läufer und erreicht so oder auch bereits im Substrat von eingebrachten Pflanzen den Dachbereich." erklärt Helge Arp, Spezialist für den biologischen Pflanzenschutz bei der re-natur GmbH. Weil in Deutschland fast nur Weibchen auftreten, die sich ungeschlechtlich fortpflanzen, kann sich schnell eine große Population aufbauen. Die Larven des Dickmaulrüsslers sind die eigentlichen Übeltäter: Sie fressen unterirdisch an den Wurzeln und können dadurch großen Schaden verursachen, der bis zum Absterben der Pflanzen führen kann. Einen wirksamen Schutz bieten die räuberischen Fadenwürmer (Nematoden). Mit ihnen lassen die Dickmaulrüssler genauso wirkungsvoll bekämpfen, wie die gefräßigen Engerlinge vom Gartenlaubkäfer oder die Larven von Wiesenschnaken, die sich von Graswurzeln ernähren und ganze Rasenflächen stark schädigen können. Nacktschnecken, deren Eier auch mit eingebrachter Erde aufs Dach gelangen können, sind ebenfalls ein Zielorganismus von Nematoden. Das Prinzip ist bei allen Nematodenanwendungen gleich: Die Nematoden parasitieren den Zielorganismus und vermehren sich in ihm, wodurch sich eine gewaltige Armee an kleinen Helfern aufbaut und die Wirte ausschaltet. "Wichtig ist aber die richtige Auswahl der Nematoden-Art und der Einsatzzeitrum, damit die gewollte Wirkung erreicht werden kann." erklärt Helge Arp.
Begrünte Dachflächen können mit ihrem Pflanzenbestand einen wertvollen Beitrag zur Biodiversität leisten, wenn sie struktur- und artenreich angelegt sind und im Idealfall mit vielen anderen Dachgärten räumlich vernetzt sind. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei vielfältig und reichen von einer rein extensiven Begrünung über Zier- oder Nutzgärten hin bis zu parkähnlichen Anlagen. Damit das vom Menschen ausgewählte Pflanzensortiment Bestand hat, sind bereits bei der Anlage viele Faktoren zu berücksichtigen, um gesunde, vitale Pflanzen zu erhalten, die neben einem üblichen Pflegeaufwand bereits gute Widerstandskräfte gegenüber Krankheiten und tierischen Schädlingen aufweisen. Dazu zählen beispielsweise Sortenwahl, Substratwahl und -stärke sowie Nährstoff- und Wasserversorgung. Eine vorbeugende Ausbringung von Bodenhilfsstoffen (Mykorrhiza) zur Bodenverbesserung oder Pflanzenstärkungsmitteln fördern die allgemeine Pflanzengesundheit. Derart optimierte Standortbedingungen für die Pflanzen können die Häufigkeit und die Notwendigkeit von Pflanzenschutzmaßnahmen reduzieren, denn natürlich gibt es auch auf Gründächern Pflanzenkrankheiten und -schädlinge, welche die Kulturpflanzen befallen.
Auf so sensiblen Bereichen wie Dachbegrünungen punktet der biologische Pflanzenschutz damit, dass er bei sachgemäßer Anwendung für Menschen, Haustiere und die Umwelt vollständig unbedenklich ist. Nach einem Einsatz von Nützlingen gibt es keine Wartezeiten oder Betretungsverbote für die behandelten Flächen, ein Vorteil, der gerade bei öffentlich zugänglichen Gründächern wichtig ist. Zu den Nützlingen gehören neben Insekten und Milben auch mikroskopisch kleine Fadenwürmer, sogenannte Nematoden. Zu Millionen freigelassen, sind sie ein wichtiges Instrument für den biologischen Pflanzenschutz und können Pflanzenschädlinge in Rasenflächen oder an Kulturpflanzen mit beachtlichen Wirkungsgraden von mehr als 80 % reduzieren.
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