Pressemitteilung von Hemmann Tino

Kaum vermessen - schon vergessen: Berufsalltag eines Vermessers


Kunst & Kultur

Was gibt es Interessantes an einem Beruf, dessen Wissenschaft "Geodäsie" in Fachkreisen völlig zu Recht "die Mutter der Mathematik" bezeichnet wird? Der Leipziger und vorwiegend in Sachsen tätige Vermesser André Marcher sucht eine Antwort auf diese Frage.
In seinem Buch "Kaum vermessen - schon vergessen" macht er auf alte und neue Vermessungstechnik neugierig.
Über kleine Geschichten aus dem sächsischen Vermesseralltag beschreibt Marcher die Anfänge der Geodäsie in Sachsen, die Vermessung der Stadt Leipzig, die verschiedenen europäischen Höhensysteme und die sich daraus ergebenden Tücken. Er geht weiterhin auf die historische Kennzeichnung von Grenzen seit dem Mittelalter und die Chancen und Schwierigkeiten bei den Vermessungsarbeiten nach der politischen Wende 1989 ein.
So führt André Marcher den Leser auch ins Zittauer Gebirge und lässt ihn auf der Terrasse der Hochwaldbaude mit einem Bein in Tschechien, mit dem anderen in Deutschland sitzen. Am Steinernen Tisch unweit des Kurortes Rathen in der Sächsischen Schweiz erfährt man, was ein kurfürstliches Jagdgelage anno 1710 mit Vermessung zu tun hat. Über das Erzgebirge erklärt er, weshalb einige Grenzsteine früher sogar aus Marmor gefertigt wurden und führt Sie bei Schwarzenberg zum einzigen Denkmal, das in Sachsen jemals aus Anlass einer Vermessung aufgestellt wurde. Im vogtländischen Musikwinkel und im Dreiländereck Sachsen, Böhmen, Bayern ist er ebenfalls unterwegs. Hier erläutert er Hintergründe zu den ältesten noch erhaltenen Landesgrenzsteinen von 1544 und 1844.
Der Autor erklärt eine den meisten Lesern unbekannte Wissenschaft auf unterhaltsame und verständliche Art.
Marcher vermittelt zudem unaufdringlich sächsische Landesgeschichte, indem er zu Grenzsteinwanderungen einlädt. Das Leipziger Rosental, das Zwenkauer Eichholz, der Burgberg in Groitzsch, die Dahlener Heide am Schildberg, der Grenzsteinweg bei Gröditz oder die Erzgebirgsgrenze zum Vogtland bei Morgenröthe-Rautenkranz: All dass sind eher unbekannte Ziele, die jedoch mit dem nötigen Wissen eine ganz eigene Wirkung auf den Leser entfalten.
Auch von seinen Reisen nach Paris, Prag oder in die Schweiz bringt er Faszinierendes aus der Welt der Vermessung mit. Warum ist ein Meter eigentlich einen Meter lang, wer ließ sich das einfallen und wielang ist er tatsächlich? Was hat unsere Zeitvorstellungen mit Vermessung zu tun? Warum verläuft der Nullmeridian durch die Sternwarte Greenwich in London? Was ist eigentlich die Görlitzer Zeit und warum ist der Prager Meridian kein richtiger?
Interessant erscheinen die vielen kleinen Begegnungen und Beobachtungen des Vermessers mit seiner Klientel, dem einfachen und komplizierten Bürger, dem gefrusteten und glücklichen, dem Underdog und dem Überflieger. Genaue Beobachtungen ermöglichen Marcher eine liebevolle Darstellung seiner Landsleute mit all ihren Schwächen und Macken, aber auch ihrem Optimismus und Behauptungswillen.
Marcher stellt ein kleines Büchlein vor, das kurzweilig den einen oder anderen Sonntagsausflug in Sachsen anbietet, ob der Leser selbst aus Sachsen stammt oder nicht. Er bringt einen fast unbekannten Berufszweig nahe, ohne ihn zu glorifizieren.

André Marcher: "Kaum vermessen - schon vergessen"

ISBN 978-3-95488-132-1, Engelsdorfer Verlag, 2013, Taschenbuch, 190 Seiten, 12,00 EUR

Den Engelsdorfer Verlag finden Sie auf der Leipziger Buchmesse vom 14. bis 17. März 2013 in Halle 3 am Stand E308. Mehr unter http://www.engelsdorfer.verlag.de
Rezensionsexemplare können Medienvertreter direkt beim Verlag unter info@engelsdorfer-verlag.de bestellten!
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