Spannende Begegnung zwischen zeitgenössischer und historischer Photographie
07.09.2023
Kunst & Kultur
Drei parallele Ausstellungen sind in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Köln zu sehen. Die Photographien von Simone Nieweg (Ausstellungstitel: "Pflanzungen, Schuppen, Ackerland. Von der Arbeit in der Natur") und August Kotzsch ("Natur, Landschaft, Genre") zeigen landschaftliche Areale und die darin entdeckten Gestaltungen und Kleinode der Natur. Eine spannende Begegnung zwischen zeitgenössischer und historischer Photographie. Von Sora Park, August-Sander-Preisträgerin 2022, werden aktuelle Porträts und Stillleben präsentiert ("Bei mir, bei Dir. Porträts und Stillleben").
Für Simone Nieweg (*1962), Meisterschülerin von Bernd Becher an der Kunstakademie Düsseldorf, ist der Blick in die Natur und die vom Menschen nutzbar gemachten Bereiche bereits in den 1980er-Jahren der Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit. Schon damals beschäftigten sie drängende Fragen nach dem Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen. Mit ihren Farbphotographien, die sie im Rheinland, in mehreren Regionen Deutschlands und in Frankreich mit der Großbildkamera aufnimmt, macht sie auf die oft übersehenen Randgebiete unserer Ortschaften und Industriegebiete aufmerksam und zeigt, welche Ästhetik entsteht, wenn diese noch unverplanten Stellen begrenzt, meist in Eigeninitiative gärtnerisch oder landwirtschaftlich genutzt werden. Die Künstlerin hält fest, was dem Land Struktur und Kontinuität verleiht: alternative Kleingärten, Grabeland, Wiesenstücke, in Wildwuchs übergehende Felder, Gemüsebeete, gepflügte Acker im Winter oder blühende Obstbäume als Vorboten des Frühlings. Auch mit einfachen Mitteln errichtete Bauten, seien es Schuppen oder Kompostgestelle, sind als typische Elemente ihrer Landschaften zu entdecken.
August Kotzsch (1836-1910) gehört zu den frühen Meistern der deutschen Photographie und bietet ein historisches Pendant zu Simone Nieweg. Er nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die Natur seiner Heimatregion Loschwitz bei Dresden. Landschaftsausschnitte, Gartenwinkel, Stillleben, die Früchte der eigenen Ernte, aber auch Häuser und Höfe wurden zu seinen Motiven. Kleinode, die mit viel Liebe zum Detail ein realistisches wie romantisches Bild seiner Umgebung zeichnen. Zur Herstellung seiner Photographien bediente sich der Autodidakt und Winzerssohn Kotzsch eines komplizierten Verfahrens. Seine Negative fertigte er im Kollodium-Nassplattenverfahren an, seine Abzüge auf Albuminpapier. Insofern zeichnen sich seine Ansichten durch reizvoll changierende Sepiatöne aus.
Die Leihgaben stammen aus dem Nachlass von August Kotzsch in Zusammenarbeit mit KICKEN BERLIN. Hinzu kommen Exponate aus der hauseigenen Sammlung.
Für die Serie "Bei mir, bei Dir" hat Sora Park (*1991 Gimpo, Südkorea) 2022 den August-Sander-Preis erhalten. Über eine repräsentative Auswahl aus der prämierten Serie hinaus sind in der Ausstellung photographische Stillleben zu sehen: In ihrem Alltag vorgefundene Gegenstände und Materialien, die die Künstlerin als phantasievolle Objekte hervorzubringen weiß.
"Bei mir, bei Dir" zeigt junge Frauen und Männer aus dem studentischen und privaten Umfeld von Sora Park, die an der Universität Folkwang in Essen studiert. Entstanden sind überwiegend Einzelporträts, aufgenommen entweder in ihrer eigenen Wohnung oder in der der Dargestellten. Mit ihrer analogen Großbildkamera macht sie stets nur eine Belichtung, was die Intensität der ausgewogen komponierten Bildwerke noch einmal verstärkt. In der Serie führt Sora Park eine junge Generation des künstlerisch-kreativen Milieus wie eine entscheidende Lebensphase der Identitätsfindung vor Augen.
Am ersten Montag im Monat ist der Eintritt frei, am ersten Donnerstag im Monat geöffnet bis 21 Uhr, ab 17 Uhr freier Eintritt: Es finden besondere Programmpunkte statt. Öffentliche Führungen finden wöchentlich jeweils sonntags um 15 Uhr statt. Thematischer Schwerpunkt am ersten Sonntag des Monats. Darüber hinaus gibt es wieder ein umfangreiches Rahmenprogramm. Besonders hinweisen möchten wir auf die Künstlerinnengespräche mit Simone Nieweg am Donnerstag, 28. September und mit Sora Park am Dienstag, 10. Oktober, jeweils um 19 Uhr in der Ausstellung. Darüber hinaus findet ein Filmabend zum Thema am Donnerstag, 26. Oktober um 19 Uhr im Kölner Filmhaus statt.
Im November gibt es einen Ausstellungswechsel: Auf die Präsentation von Sora Park folgen Photographien von Laurenz Berges.
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