Karl Blossfeldt - Photographie im Licht der Kunst
02.09.2024
Kunst & Kultur
Erstmals seit zwei Jahrzehnten wird das Oeuvre von Karl Blossfeldt (1865-1932) in diesem Umfang präsentiert. Eindrucksvoll entfaltet sich ein photographisches Werk, das im Kontext der Kunstausbildung entstand und erst wenige Jahre vor Blossfeldts Tod als eigenständige künstlerische Haltung entdeckt wurde. Heute zählt es zu den Klassikern der Photographiegeschichte und wird in einem Atemzug mit etwa August Sander und Albert Renger-Patzsch genannt. In der Rezeption gelten Blossfeldts Photographien vor allem als prototypisch für die Neue Sachlichkeit und das Neuen Sehen.
Die in der Ausstellung insbesondere präsentierten 271 Originalabzüge von Karl Blossfeldt und die dazugehörigen 13 Bronzen entstanden im Kontext der künstlerischen Lehre an der Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Sie entstammen einem Konvolut von unter anderem über 600 Originalphotographien aus dem Archivbestand der Universität der Künste Berlin, Vorgängerinstitution benannter Unterrichtsanstalt. Dort wurde Blossfeldt selbst als Bildhauer ausgebildet und unterrichtete später in dieser Schule das Fach "Modellieren nach lebenden Pflanzen". Um seinen Studierenden die Formenvielfalt und Details der botanischen Welt nahezubringen, erarbeitete er kontinuierlich neue Pflanzenbilder. Seine Motive wählte er dabei vor dem Hintergrund seiner botanischen und kunsthistorischen Kenntnisse aus. Er durchstreifte das Berliner Umland und den dortigen botanischen Garten. Die genaue Beobachtung der vegetabilen Formen und die freie künstlerische Umsetzung sollten als Anregungen für Entwürfe im Bereich der angewandten Kunst und Architektur dienen.
Die Photographie entwickelte sich für Karl Blossfeldt als ein elementares Ausdrucksmittel, das er mit eigens gefertigter Apparatur gezielt für seine Zwecke einsetzte. Das von ihm vor der Aufnahme gelegentlich teils stark bearbeitete Pflanzenmaterial lichtet er in vielfacher Vergrößerung und vor neutralem hell- oder dunkeltonigem Hintergrund ab. Es entstanden Aufnahmen von großer formaler Kraft, die zudem den Variationsreichtum der Pflanzenwelt plastisch vor Augen führt. Entsprechend bewundernd war die scharfsinnige Reaktion von Walter Benjamin auf die Photographien des Lichtbildners: "Unendlich gross ist die Mannigfaltigkeit der Formen in der Natur. Von den rund zwei Milliarden Menschen, die auf der Erde leben, gibt es keine zwei, die einander völlig gleich sind. Dasselbe gilt auch für die gesamte Pflanzen- und Tierwelt. Überall Varianten, überall Abarten eines Grundtyps." (Walter Benjamin: "Neues von Blumen", in: Die Literarische Welt, 23. November 1928)
Letztlich haben sich Blossfeldts Werke über ihre Funktion als Lehrstücke hinaus als eigenständige Kunstwerke behauptet. Sie gehen vom Gegenständlichen aus und führen in eine abstrahierend typisierende Bildsprache, die zu vielen Assoziationen einlädt. Insbesondere die noch zu Lebzeiten Blossfeldts erschienenen Publikationen "Urformen der Kunst", 1928, und "Wundergarten der Natur", 1932, zeigen, wie intensiv Karl Blossfeldt sein Themenfeld erforscht hatte und wie sehr er die ästhetischen Ausdrucksmöglichkeiten der Pflanze wie ihre rätselhaft magische Ausstrahlung wertschätzte.
Es erscheint ein umfangreicher, den Berliner Blossfeldt-Bestand vorstellender Katalog im Schirmer/Mosel Verlag (600 Seiten, 733 farbige Abb., EUR 98, d/e, Texte Gabriele Conrath-Scholl, Angela Lammert, Norbert Palz, Dietmar Schenk, Claudia Schubert), Publikation und Ausstellung basieren auf der langjährigen Kooperation der Universität der Künste, Berlin mit der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln.
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Johanna Langenhoff - Ich oder so
August-Sander-Preis 2024
Den vierten August-Sander-Preis erhält Johanna Langenhoff (* 2000), seit 2021 studierend an der HAW Hamburg, für die Serie "Ich oder so". Diese ist vor dem Hintergrund existenzieller Fragen der Identitätsfindung und Geschlechterzugehörigkeit entstanden. "[...] die Photographien [eröffnen] einen Gesprächsraum, in dem ich über mich - meinen Prozess, meine Gefühle des Nicht-Dazugehörens, die Momente des Verständnisses, die Unsicherheit, das Gefühl, mich definieren zu müssen oder die fehlende Endgültigkeit dieser Definition "non-binary" - sprechen kann", so Johanna Langenhoff zur Intention.
Sehnsucht, Erinnerung und gegenwärtige Wahrnehmung sind zentrale Momente, geprägt von der Suche nach Verortung und individuellem Ausdruck. Die Motive bewegen sich zwischen (Selbst-) Porträts und Körperdarstellungen, zwischen Landschafts- und Raumausschnitten, zwischen konkreten und abstrakten Formstudien. Johanna Langenhoff spricht in "Ich oder so" nicht nur persönliche, sondern auch hochaktuelle Fragestellungen nach gesellschaftlicher Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz an.
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Der August-Sander-Preis wird von Ulla Bartenbach und Prof. Dr. Kurt Bartenbach gestiftet und alle zwei Jahre ausgelobt.
Als Medienvertreter*in laden wir Sie herzlich zum Pressepreview am Mittwoch, 4. September um 11 Uhr ein (Bitte akkreditieren Sie sich zum Presserundgang online: https://myconvento.com/public/event_register/do_register/6325934 ).
(Bildquelle: Courtesy Universität der Künste, Berlin)
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