ERGO Verbraucherinformation "Wie Knochenmarkspenden Leben retten"
26.04.2011
Medizin, Gesundheit & Wellness
Es ist wie ein Puzzlespiel mit Millionen von Teilen: Für die meisten Leukämie-Patienten besteht die einzige Chance in einer Übertragung gesunder Stammzellen. Doch die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Spender zu finden, liegt in einer Spannbreite von 1:20.000 und eins zu mehreren Millionen. Es kommt also auf jeden Einzelnen an. Warum potenzielle Lebensretter keinen aufwendigen medizinischen Eingriff fürchten müssen, erklärt Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der DKV Deutsche Krankenversicherung.
Die meisten Menschen schieben den Gedanken an Krankheit und Tod weit von sich. Die Idee, sich als Knochenmarkspender registrieren zu lassen, kommt vielen daher erst gar nicht. Dabei ist das Risiko, selbst an Blutkrebs zu erkranken, gar nicht so gering: In Deutschland erhält alle 45 Minuten jemand die Diagnose Leukämie. "Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist auf eine Knochenmarkspende angewiesen", weiß der Mediziner Dr. Wolfgang Reuter von der DKV. "Doch nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender." Für alle anderen beginnt ein Wettlauf um Leben und Tod: In weltweit vernetzten Datenbanken wird deshalb nach möglichen Spendern gesucht. Bei der größten von ihnen, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS, sind fast 2,4 Millionen Menschen registriert. Am 28. Mai feiert die Organisation ihr 20-jähriges Gründungsjubiläum.
Mühsame Suche nach dem "genetischen Zwilling"
Bei gesunden Menschen entwickeln sich aus den Stammzellen des Knochenmarks alle Arten von Blutzellen. Jede von ihnen hat eine lebenswichtige Aufgabe: Die roten Blutkörperchen transportieren den Sauerstoff durch den Körper, die weißen bekämpfen Infektionen. Die Blutplättchen tragen zur Gerinnung des Blutes bei. Bei Leukämie verdrängen krankhafte Zellen die gesunden Blutstammzellen im Knochenmark. Die Folge: Der Körper kann keine gesunden Blutkörperchen mehr entwickeln. "Die eigenen, kranken Zellen werden durch eine Chemotherapie vernichtet. Dann müssen dem Patienten neue, gesunde Stammzellen zugeführt werden", erklärt der DKV Experte. "Diese Übertragung gelingt jedoch nur, wenn die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger genau übereinstimmen." Gebraucht wird also ein "genetischer Zwilling". Bei jedem fünften Patienten bleibt die Suche nach einem passenden Spender erfolglos.
Spende ohne Operation möglich
Als Spender kommt jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren in Frage. Mit einer Speichelprobe kann man sich einfach bei einer der Spenderdateien registrieren lassen. Etwa bei jedem fünften erfassten Spender kommt es in den nächsten zehn Jahren zu einer Übereinstimmung. "Entgegen der landläufigen Meinung ist bei der Entnahme der Stammzellen keine Operation nötig", betont DKV Mediziner Dr. Wolfgang Reuter. Stattdessen bekommt der Spender Medikamente, die dafür sorgen, dass vermehrt Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut geschwemmt werden. Die Entnahme selbst läuft ab wie eine einfache Blutspende; bis auf die Tatsache, dass nur die Stammzellen herausgefiltert werden. Eine zweite Möglichkeit ist die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm. "Es ist ein kleiner Eingriff, der unter Vollnarkose vorgenommen wird", sagt der Fachmann. Das Knochenmark regeneriert sich innerhalb von zwei Wochen. Die Risiken sind nach Einschätzung des Experten dabei sehr gering: "Es kann zu leichten Kopf- und Gliederschmerzen kommen, die jedoch nach wenigen Tagen vergehen. Das einzige, was nach einer Knochenmarkspende auf jeden Fall bleibt, ist das Gefühl, einem anderen Menschen das Leben gerettet zu haben."
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