Brustrekonstruktion nach Krebsdiagnose
09.07.2015
Medizin, Gesundheit & Wellness
Diagnose "Brustkrebs" - ein Schock für jede Frau. Je nachdem, wie weit der Krebs fortgeschritten ist, müssen unterschiedliche Therapien und Eingriffe vorgenommen werden. Das Entsetzen ist wohl am größten, wenn keine brusterhaltenden Operationen durchgeführt werden können und somit eine Brustamputation notwendig ist, wie es bei etwa 30 Prozent aller Brustkrebspatientinnen der Fall ist. Ein Verlust der Brust oder eines großen Teils davon stellt für viele Frauen eine immense psychische Belastung dar, denn die Brust wird in der Körperwahrnehmung unmittelbar mit Schönheit und Weiblichkeit verbunden. Eine dauerhafte Lösung bietet eine plastisch-chirurgische Brustrekonstruktion, die den Betroffenen Selbstbewusstsein, Lebensqualität und vor allem ihre Weiblichkeit zurückgibt. Dr. Jens Altmann, Facharzt für Plastische Chirurgie und Leitender Arzt der Bodenseeklinik Prof. Dr. Mang, informiert über die verschiedenen Operationsverfahren.
Falls die Betroffenen sich für eine Brustrekonstruktion entscheiden, stellt sich primär die Frage, wann dieser Eingriff vorgenommen wird. Abhängig von der Art der Krebserkrankung, zusätzlichen medizinischen Behandlungen, wie Bestrahlung, und dem Behandlungsplan sowie den Wünschen der Patientin kann die Brustrekonstruktion sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Außerdem ist abzuklären, welches Verfahren angewendet wird: Die Brust lässt sich entweder mittels eines Implantats, durch die Entnahme von körpereigenem Gewebe aus Bauch, Gesäß oder Rücken - oder per Kombination aus diesen beiden Methoden - wieder aufbauen. In jedem Fall ist für die Wahl der passenden Methode ein ausführliches Beratungsgespräch mit einem Experten unverzichtbar.
Der richtige Zeitpunkt für eine Brustrekonstruktion
Bei einer primären Brustrekonstruktion wird die Brust in einem einzigen chirurgischen Eingriff entfernt und rekonstruiert. Dieser Eingriff ist aber nur möglich, wenn die Krebs-Therapie mit der Brustamputation abgeschlossen ist. Sollten jedoch noch weitere Behandlungsmaßnahmen, wie eine Chemotherapie oder eine Nachbestrahlung, nötig sein, empfiehlt es sich, den Wiederaufbau der Brust in einem späteren Eingriff (sekundäre Brustrekonstruktion) durchführen zu lassen. Denn diese Behandlungsmethoden beeinträchtigen die Durchblutung des Operationsgebietes und somit auch die Wundheilung. Zudem steigt das Risiko einer Kapselfibrose (kapselartige Verhärtung bei Einsatz eines Implantats), die zu einer Deformierung der neuen Brust führen kann. "Bevor ein Wiederaufbau der Brust erfolgen kann, sollte der Abschluss der Chemotherapie oder Nachbestrahlung mindestens sechs Monate zurückliegen", erläutert Dr. Altmann. Für den Wiederaufbau der Brust sind meist mehrere Eingriffe nötig, vor allem, wenn die Form und die Größe der Brust der gegenseitigen Brust angepasst und die Brustwarze wiederhergestellt werden soll. Hier sei noch zu erwähnen, dass sich eine Brustrekonstruktion keineswegs nachteilig auf die Heilungschancen des Brustkrebses auswirkt.
Brustwiederaufbau mit Implantaten
Eine sehr beliebte und häufig angewendete Methode ist die Implantatrekonstruktion. Dabei wird das Brustimplantat idealerweise unter die Haut im Brustbereich oder unter den Brustmuskel gesetzt. Ist nach der Krebsoperation zu wenig Haut übrig geblieben oder ist diese zu straff, wird die so genannte Expander-Technik angewendet. Ein Expander ist ein Implantat mit einem Ventil, über das nach und nach Kochsalzlösung von außen injiziert wird. Somit werden die Brusthaut und die Brustmuskulatur langsam gedehnt. Nach einigen Monaten kann dann ein bleibendes Implantat eingesetzt werden. Die Implantatrekonstruktion gilt als technisch einfach und hinterlässt in der Regel kaum sichtbare Narben. Jedoch kann es neben den herkömmlichen Operationsrisiken auch zu einer Kapselfibrose kommen.
Brustwiederaufbau mit Eigengewebe
Bei einem Brustaufbau mittels körpereigenen Gewebes wird Haut-, Fett- und gegebenenfalls Muskelgewebe entweder verpflanzt oder verschoben. Das Gewebe wird aus Bauch, Rücken oder Gesäß entnommen. Prinzipiell lassen sich dabei zwei Vorgehensweisen unterscheiden: Zum einen kann eine Lappentransplantation angewendet werden, bei der der Gewebelappen mit seinen versorgenden Blutgefäßen verpflanzt wird. Zum anderen ist eine freie Transplantation möglich: Der behandelnde Arzt entnimmt ein Gewebestück zuerst komplett, setzt es in die Brustregion ein und schließt es dann wieder an die Blutgefäße an - und rekonstruiert so die Brust. Diese Verfahren zeichnen sich dadurch aus, dass die Brust besonders natürlich aussieht und sich entsprechend anfühlt. Sie passt sich an die Veränderungen des Körpers, wie Gewichtszunahme, an. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt, bleiben auch Abwehrreaktionen aus. Dennoch ist dieser Eingriff um einiges komplizierter und aufwendiger als eine Implantatrekonstruktion und leider muss dabei an den Entnahmestellen mit sichtbaren Narben gerechnet werden.
Die Wahl der Methode: Fachgerechte Beratung ist alles
"Die Wahl der Operationstechnik ist von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig, wie dem Wunsch des Patienten, dem Gesundheitszustand, den lokalen Gegebenheiten und der abgeschlossenen Brustkrebsbehandlung. Aus diesem Grund ist eine ausführliche, fachkundige Beratung unabdingbar", betont Dr. Altmann. Das Team der Bodenseeklinik verfügt über ausgewiesene Spezialisten auf dem Gebiet der Brustrekonstruktion und findet gemeinsam mit den Betroffenen individuelle Behandlungsmethoden, um ein besonders natürliches Ergebnis zu erzielen und den Patientinnen so ihre verlorene Lebensqualität zurückzugeben.
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