Katholische Schwangerenberatung: Jede dritte Klientin thematisiert schwierige Wohnsituation
21.09.2018
Politik, Recht & Gesellschaft
Stuttgart, 21. September - Die Zahl der Beratungsfälle in den Schwangerschaftsberatungsstellen der Caritas und beim Sozialdienst Katholischer Frauen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist in den Jahren 2015 bis 2017 um mehr als 12 Prozent angestiegen. Von den im Jahr 2017 beratenen 7381 Frauen thematisierten fast 30 Prozent ihre schwierige Wohnsituation. Fast 20 Prozent waren auf Wohnungssuche. "Sowohl in der Stadt wie auf dem Land fehlt adäquater und bezahlbarer Wohnraum für junge Familien. Auch für Ratsuchende mit mittlerem Einkommen ist es nahezu unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden", so Birgit Wypior, Referentin beim Caritasverband Rottenburg-Stuttgart. Einzelne Beratungsstellen sprechen von einer dramatischen Verschlechterung.
"Nach der Geburt eines Kindes brauchen Familien eben häufig eine größere Wohnung", so Wypior. Lässt sich keine Wohnung finden, verbleiben Familien oft in viel zu beengten, oft qualitativ schlechten Wohnungen. Teilweise können Mütter oder Paare nach der Geburt ihres Kindes nicht aus der Wohnung der Eltern oder Schwiegereltern ausziehen. "Die Aussichtslosigkeit, die Situation zu verändern, wirkt auf manche Schwangere zermürbend."
Ratsuchende im SGB-II-Bezug mieten zwangsläufig Wohnungen an, die über der Mietobergrenze des Jobcenters liegen. Im Extremfall kann das bei Zahlungsverzug zu Räumungsklagen führen. Die Beratungsstellen melden zurück, dass Familien auch Nebenkostenabrechnungen nicht mehr finanzieren können. "Teilweise nehmen Energieanbieter keine Rücksicht auf Schwangere oder Kinder im Haushalt und sperren relativ schnell die Energiezufuhr", so Wypior.
Manche Familien gehen trotz eines geringen Einkommens nach langem, erfolglosem Suchen dazu über, ein Eigenheim zu erwerben. Dann reicht oft eine kleine Veränderung in der Erwerbs- und Einkommenssituation und das angespannte Finanzkonzept wird zur Schuldenfalle. Wohnungen im ländlichen Raum sind in der Regel für Familien mit höheren Mobilitätskosten und reduzierter Infrastruktur verbunden.
"Auch wenn immer wieder behauptet wird, die Zunahme an anerkannten Flüchtlingen sei für den Engpass am Wohnungsmarkt verantwortlich, so können wir dem nur nachdrücklich widersprechen", so Caritasdirektorin Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock. Nicht die Anzahl an geflüchteten Menschen sei die Ursache der Wohnungsnot, sondern Versäumnisse und Fehlentscheidungen im sozialen Wohnungsbau in den letzten 20 Jahren. "Wohnen muss wieder neu als Grundrecht anerkannt werden. Es gehört daher zur Aufgabe des Sozialstaates, Rahmenbedingungen für eine ausreichende Versorgung von Wohnraum zu schaffen", so Holuscha-Uhlenbrock.
In der Diözese Rottenburg-Stuttgart sind 56 Beraterinnen und Berater in knapp 35 Vollzeitstellen in 15 Beratungsstellen an 39 Standorten in Trägerschaft des Caritasverbandes der Diözese Rottenburg-Stuttgart und des Sozialdienstes katholischer Frauen in der Katholischen Schwangerschaftsberatung tätig.
Mit ihrer Jahreskampagne 2018 "Jeder Mensch braucht ein Zuhause" macht die Caritas bundesweit darauf aufmerksam, dass Wohnungsknappheit in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Weitere Informationen unter http://www.zuhause-f ür-jeden.de.
Schwangerenberatung Schwangerschaftsberatung schwierige Wohnsituation fehlender Wohnraum größere Wohnung Räumungsklagen Engpass Wohnungsmarkt Wohnungsbau Wohnen als Grundrecht
http://www.caritas-rottenburg-stuttgart.de
Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
Strombergstraße 11 70188 Stuttgart
Pressekontakt
http://www.caritas-rottenburg-stuttgart.de
Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
Strombergstraße 11 70188 Stuttgart
Diese Pressemitteilung wurde über PR-Gateway veröffentlicht.
Für den Inhalt der Pressemeldung/News ist allein der Verfasser verantwortlich. Newsfenster.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Weitere Artikel von Eva-Maria Bolay
09.10.2020 | Eva-Maria Bolay
Welthospiztag: Ehrenamtliche bringen ein Stück weit Normalität und Alltag in die Hospize
Welthospiztag: Ehrenamtliche bringen ein Stück weit Normalität und Alltag in die Hospize
01.10.2020 | Eva-Maria Bolay
Am Wohnort in lebenswerten Umfeld alt werden: dauerhaftes Quartiersmanagement gefragt
Am Wohnort in lebenswerten Umfeld alt werden: dauerhaftes Quartiersmanagement gefragt
18.09.2020 | Eva-Maria Bolay
Wir dürfen diese Menschen nicht der Hoffnungslosigkeit überlassen
Wir dürfen diese Menschen nicht der Hoffnungslosigkeit überlassen
14.09.2020 | Eva-Maria Bolay
"Vielfalt ist das Wesensmerkmal einer Demokratie"
"Vielfalt ist das Wesensmerkmal einer Demokratie"
09.09.2020 | Eva-Maria Bolay
Fernsehlotterie unterstützt Caritas-Projekte in Württemberg
Fernsehlotterie unterstützt Caritas-Projekte in Württemberg
Weitere Artikel in dieser Kategorie
27.11.2024 | ARAG SE
ARAG Recht schnell...
ARAG Recht schnell...
26.11.2024 | StrategieSchmiede GmbH i.G.
Inklusion Digital: Barrierefrei für Alle
Inklusion Digital: Barrierefrei für Alle
26.11.2024 | Lohnsteuerhilfe Bayern e. V.
Ein Rentenbeginn vor Jahresende spart Steuern
Ein Rentenbeginn vor Jahresende spart Steuern
26.11.2024 | GRIN Publishing GmbH
Selbstbestimmtere Alternativen zu Alten- und Pflegeheimen
Selbstbestimmtere Alternativen zu Alten- und Pflegeheimen