Sensible Patientendaten werden mit Excel-Listen postalisch übermittelt, geht's noch?
19.08.2020
Politik, Recht & Gesellschaft

Der sogenannte Pretest "QS-Verfahren Ambulante Psychotherapie" verstößt aus Sicht des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerkes (DPNW) eklatant gegen grundlegende Prinzipien des Datenschutzes. Für den Fragebogen sollen hochsensible Patientendaten offengelegt werden. Die Daten, die von teilnehmenden Therapeuten in einer ausgedruckten Exceltabelle eingetragen werden sollen, sind unter anderem: Name, Adresse, Geburtsjahr, Diagnosen, Behandlungsform und Behandlungsergebnisse, Komorbiditäten. Alles in unverschlüsselter "Reinform". Diese Datenerfassung sei zwingend notwendig für den Versand und den Empfang der Fragebögen an beziehungsweise von den Patienten. Es wird zwar versichert, die Daten würden anonymisiert, im Kleingedruckten findet man aber, dass die Daten auch für andere Zwecke genutzt werden dürfen.
Dem DPNW-Vorsitzenden Dieter Adler verschlägt es die Sprache: "Einen solchen frechen Versuch, den Patientendatenschutz vom Tisch zu fegen, habe ich noch nicht erlebt. Die Verwaltung der Korrespondenz muss entweder durch die Praxen selbst oder durch eine neutrale Organisation wie die Landespsychotherapeutenkammern, erfolgen." Das Argument des IQTIG, nur so könne der Versand gewährleistet werden, kann Dieter Adler nicht akzeptieren. Folglich hat der DPNW einen Brief an den Datenschutzbeauftragen Ulrich Kelber gesendet und um Stellungnahme gebeten.
Die Infomappe gibt zudem wenig Aufschluss darüber, wer sich hinter dem Subunternehmen INFO GmbH in Berlin verbirgt. Dorthin sollen die sensiblen Patientendaten gesendet werden.
Und auch der Umstand, dass Patienten freiwillig an der Befragung teilnehmen können, rechtfertigt nicht die offene Übermittlung von Patientendaten, so der DPNW. Dieter Adler meint dazu: "Patienten bringt das schnell in einen Loyalitätskonflikt. Da werden sich viele aus Dankbarkeit nicht trauen, "Nein" zu sagen."
Der DPNW Vorsitzende Dieter Adler möchte die Reform der Qualitätssicherung in der Psychotherapie gerne unterstützen, rät aber allen Kolleginnen und Kollegen und auch Patienten dringend von der Teilnahme am Fragebogen in der vorliegenden Form ab: "Wir würden gerne mitmachen und auch bei der Gestaltung mitwirken. Aber nicht so!"
Ausgrenzung von Kinder- und Jugendpsychotherapeuten
Ein weiterer Punkt der zum Unmut beim DPNW führt ist das komplette Ausschließen der Kinder- und Jugendpsychotherapeuten. Der DPNW-Vorsitzende Dieter Adler kocht vor Wut: "Es ist eine Frechheit, dass die Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten ebenso ausgeschlossen werden wie die systemisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen."
Hierin sieht Adler einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Abschaffung eines etablierten Berufsbildes. Weil Kinder und Jugendlichen-Psychotherapeuten immer mehr an den Rand gedrängt werden, will sich das DPNW in Zukunft verstärkt für Belange und Stärkung dieses Berufsstandes einsetzen. Dieter Adler sagt: "Es darf nicht sein, dass ein so wichtiger Berufszweig systematisch aus der Therapielandschaft verdrängt wird. Das wollen auch die niedergelassenen Erwachsenentherapeuten nicht, denn jeder ist froh, wenn er in seinem beruflichen Umfeld Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten hat, weil die Kinder von Patienten nicht selten auch psychische Probleme haben."
Ausschluss systemische Therapie nicht nachvollziehbar
Das Argument, die systemische Therapie auszuschließen, weil diese erst kürzlich als Behandlungsverfahren zugelassen wurde und es daher noch keine abgeschlossenen Therapien geben, "ist falsch", so Dieter Adler: "Natürlich gibt es auch abgeschlossene systemische Therapien, die nicht von den Krankenkassen bezahlt wurden. Für eine Vorbefragung können auch diese genutzt werden. Wenn die eigentliche Befragung beginnt, werden bereits abgeschlossene systemische Richtlinientherapien vorliegen, z.B. als Kurzzeit oder Fokaltherapien."
Zur Internetseite des Deutschen Psychotherapeuten Netzwerkes: http://www.dpnw.info
Psychotherapeuten Qualitätssicherung Psychotherapeutinnen Patientendaten Datenschutz Kinder Patienten Jugendliche Therapie
Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk
Herr Dieter Adler
Siebengebirgsstraße 86
53229 Bonn
Deutschland
fon ..: 0228 8860755
web ..: http://www.dpnw.info
email : post@kollegennetzwerk-psychotherapie.de
Pressekontakt
Hanfeld PR
Herr Ulrich Hanfeld
Konstantinstraße 31
53179 Bonn
fon ..: 01751819772
web ..: http://www.hanfeld-pr.de
email : mail@hanfeld-pr.de
Diese Pressemitteilung wurde über Connektar veröffentlicht.
Für den Inhalt der Pressemeldung/News ist allein der Verfasser verantwortlich. Newsfenster.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Weitere Artikel von Herr Ulrich Hanfeld
09.08.2022 | Herr Ulrich Hanfeld
Psychotherapeuten: Klares Nein zur Patientenbefragung, Ja zum Beibehalten des Gutachterachterverfahrens
Psychotherapeuten: Klares Nein zur Patientenbefragung, Ja zum Beibehalten des Gutachterachterverfahrens
28.06.2022 | Herr Ulrich Hanfeld
Psychotherapeuten unterstützen Moratorium zur Telematik-Infrastruktur (TI)
Psychotherapeuten unterstützen Moratorium zur Telematik-Infrastruktur (TI)
23.06.2022 | Herr Ulrich Hanfeld
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) verschleiert eigenes Versagen
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) verschleiert eigenes Versagen
31.05.2022 | Herr Ulrich Hanfeld
Psychotherapeuten technikfreundlich, aber von Telematik- enttäuscht, 65 Prozent nicht angeschlossen
Psychotherapeuten technikfreundlich, aber von Telematik- enttäuscht, 65 Prozent nicht angeschlossen
24.03.2022 | Herr Ulrich Hanfeld
Psychotherapeuten fordern Verlängerung der Video-Psychotherapien
Psychotherapeuten fordern Verlängerung der Video-Psychotherapien
Weitere Artikel in dieser Kategorie
05.03.2025 | ARAG SE
ARAG Recht schnell...
ARAG Recht schnell...
05.03.2025 | Access Microfinance Holding AG
KI als Richter unserer Gesetze?
KI als Richter unserer Gesetze?
04.03.2025 | MAROKKO ZEITUNG
Der Kronprinz Moulay El Hassan und die Prinzessin Lalla Khadija starten die Operation "Ramadan 1446" in Marokko
Der Kronprinz Moulay El Hassan und die Prinzessin Lalla Khadija starten die Operation "Ramadan 1446" in Marokko
03.03.2025 | mastercomm
Erfahrung hat Qualität: Generation 50plus als Chance für Gesellschaft und Wirtschaft
Erfahrung hat Qualität: Generation 50plus als Chance für Gesellschaft und Wirtschaft
03.03.2025 | SCHÄFER Werke GmbH & Co. KG
Gemeinsam stark für die Region
Gemeinsam stark für die Region
