"Deutschland ist bei psychologischen Ersthelfern ein Entwicklungsland."
06.10.2021
Politik, Recht & Gesellschaft
Traumatische Erlebnisse führen bei Betroffenen häufig zu einer psychischen Überforderung. Dazu zählen extreme Ereignisse, wie gewalttätige Bedrohungen, Unfälle, Todesfälle und auch Naturkatastrophen.
Angesichts der Flutkatastrophe im Ahrtal entschlossen sich Fuad Salim, Geschäftsführer REI, und Dieter Adler, Vorsitzender des DPNW, eine Ausbildung zum psychologischen Ersthelfer (PEH) in der betroffenen Region anzubieten. Der erste 12-stündige Kurs fand am 01. und 02. Oktober mit 16 Teilnehmern in Andernach statt.
Der zertifizierte Standardkurs vermittelt: Formen der Krise, traumatische Ereignisse und traumatische Krisen, psychische (Schutz-) Funktionen und Reaktionen auf eine Krise, psychische Folgeerkrankungen, Schutz- und Risikofaktoren, Selbstorganisation in der Krise und Prinzipien und Strategien der psychologischen Ersthelfer.
Die Absolventen lernen, wie sie erkennen können, in welchem Zustand sich ein betroffener Mensch befindet. Die psychischen Reaktionen auf Extremsituationen reichen von Schock, Angst, Lähmung, über Trauer bis hin zu völliger Leere und Wut.
Viele Menschen können mit ihrer gesunden Widerstandskraft das Geschehene verarbeiten und in das eigene Leben integrieren. Andere verfügen nicht über diese Resilienz und geraten in eine traumatische Krise. Das Erlebte lässt sie nicht mehr los. Sie können an nichts Anderes mehr denken.
Da leisten psychologische Ersthelfer große Hilfe, indem sie den Verarbeitungsprozess fördern und in eine konstruktive Richtung lenken. Damit stabilisieren sie die Betroffenen und helfen bei der Weitervermittlung an geeignete Stellen.
Der Geschäftsführer des Rhein-Eifel-Institutes Fuad Salim meint: "Bei der Ahrtal-Katastrophe ist uns bewusst geworden, wie wichtig schnelle seelische Hilfe bei akuten Traumata ist und wie wenig psychologische Ersthelfer es aktuell gibt. Das möchten wir ändern. Deshalb haben wir unsere Ausbildungen zu psychologischen Ersthelfern aus der Taufe gehoben."
Dieter Adler, Vorsitzender des DPNW, ergänzt: "Wenn Betroffene psychologische erste Hilfe erhalten, sinkt ihr Risiko, eine Trauma-Folgestörung zu erleiden erheblich! Unsere Aufgabe ist es, in Deutschland dafür zu sorgen, dass wir genügend ausgebildete Helfer haben, die Menschen in solchen Extremsituationen beiseite stehen können. Andere Länder sind uns da weit voraus. Deutschland ist bei psychologischen Ersthelfern ein Entwicklungsland."
Aufgrund der großen Nachfrage planen DPNW und REI die nächsten Seminare im Dezember 2021, Januar und Februar 2022. Der Psychotherapeuten-Verband will nun das Konzept zur ersten Hilfe für Personen in akuter seelischer Not bundesweit bekannt machen und verbreiten.
Zu den Anwendungsgebieten psychologischer Ersthelfer zählen: Depressionen, Angstzustände, Psychosen, Suizidgedanken und suizidales Verhalten, Selbstverletzungen, Panikattacken, traumatische Ereignisse, schwere psychotische Zustände, schwere Auswirkungen des Konsums von Alkohol oder anderen Drogen, aggressive Verhaltensweisen. An der PEH-Ausbildung kann jeder Erwachsene teilnehmen. Es wird empfohlen, dass sich Teilnehmer selbst nicht in einer akuten Krise befinden.
Über das Rhein-Eifel-Institut
Das Rhein-Eifel-Institut (REI) mit Sitz in Andernach ist ein staatlich anerkanntes Aus- und Weiterbildungsinstitut für Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische und analytische Psychotherapie sowie Systemische Therapie mit über 200 Dozenten, Supervisoren und Selbsterfahrungsleitern, die in allen Richtlinienverfahren tätig sind. Das Rhein-Eifel-Institut ist das größte Institut dieser Art in der nördlichen Region von Rheinland-Pfalz, die durch die Instituts-Ambulanz an der psychotherapeutischen Versorgung der Bevölkerung teilnimmt. Zahlreiche Fort- und Weiterbildungslehrgänge in Gruppentherapie, EMDR, Autogenem Training und Hypnose werden unter anderem angeboten. Mehr unter: https://www.rhein-eifel-institut.de/
Über den Verband
Das "Deutsche Psychotherapeuten Netzwerk - Kollegennetzwerk Psychotherapie" (DPNW) wurde am 02.05.2019 in Bonn gegründet. Es hat 1.800 Mitglieder und 12.000 Abonnenten seines Freitags-Newsletters. Damit ist der DPNW drittgrößter Berufsverband im Bereich Psychotherapie. Der Vorstand besteht aus: 1. Vorsitzender: Dipl.-Psych. Dieter Adler, 2. Vorsitzende: Dipl.-Psych. Claudia Reimer, Kassenwart: Dipl.-Psych. Robert Warzecha. Mehr unter: http://www.dpnw.de
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