Diskussion um Betreuungsgeld geht am Thema vorbei
28.04.2012
Politik, Recht & Gesellschaft
Die Diskussion um das Betreuungsgeld verstellt den Blick darauf, dass krippenbetreute Kinder durch die Subventionierung der Betreuungsplätze indirekt ca. 1000 Euro im Monat erhalten, womit faktisch eine deutliche finanzielle Bevorzugung krippenbetreuter gegenüber familienerzogener Kleinkinder besteht. Dies ist umso unverständlicher, als es bis heute keine unabhängig geführte, wissenschaftlich seriöse Untersuchung gibt, die einen langfristig positiven Effekt von Krippenbetreuung nachweist.
Dagegen gibt es etliche Studien, die zeigen, dass die Risiken der Tagesbetreuung für Kinder unter drei Jahren (http://www.kinderaerztliche-praxis.de/index.php?id=5113&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[search]=Gruppenbetreuung&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[year]=2011&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[page]=&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[showDetail]=19512&tx_n98kirchheimarchiv_pi1[magazine][0]=Kinder%C3%A4rztliche%20Praxis) gravierend sind. Sie bestehen unter anderem in chronischem Stress, von dem die noch großenteils vorsprachlichen Kinder nicht berichten können, und der sich auch längst nicht immer in ihrem Verhalten abbildet, so dass Eltern und Erzieherinnen die Belastung der Kinder verkennen. Dieser Stress lässt sich aber heute durch die Messung von Cortisol im Speichel objektivieren. Wer Kinder in ihrer Hirnentwicklungsphase systematisch chronischem Stress aussetzt, verursacht ihnen ein lebenslang erhöhtes Risiko, psychisch und psychosomatisch zu erkranken.
Nachhaltige Bildungsförderung in Tagesbetreuung setzt in positiver Form erst dann ein, wenn Kinder kraft ihres Hirnentwicklungsstands fähig sind, eine stundenlange Trennung von ihren primären Bindungspersonen im Guten zu verarbeiten. Dies ist bei der Mehrheit aller Kinder erst im Alter von etwa drei Jahren der Fall.
Die krippenbedingte Stressbelastung ist sogar noch deutlich gravierender als bisher vermutet: Viele Kinder unter drei Jahren entwickeln in Krippenbetreuung Veränderungen ihrer Cortisoltagesprofile, die denen von emotional vernachlässigten und/oder misshandelten Kindern entsprechen. Ein großer Kinderarzt-Essay, der sich Anfang April mit diesem Thema befasste, trug deswegen den Titel "Die dunkle Seite der Kindheit" (http://www.fachportal-bildung-und-seelische-gesundheit.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=176).
Wer die genannten Risiken für die kindliche Entwicklung ignoriert und Krippenbetreuung weiter einseitig mit Steuergeldern fördert, macht sich gegenüber Kindern und ihren Eltern schuldig. Mit dem Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ab Alter 12 Monate hat der Gesetzgeber unbewusst eine Kindeswohlgefährdung legitimiert.
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