Gesetzgeber ignorierte die Bedenken der Fachleute
01.08.2012 / ID: 72221
Politik, Recht & Gesellschaft
(NL/4033103112) Berlin, d. 1. August 2012. Heute tritt das Psychiatrie-Entgeltgesetz in Kraft. Es regelt die Finanzierung der stationären psychiatrischen und psychosomatischen Versorgung neu. Leider wurden die im Gesetzge-bungsverfahren vom Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) sowie anderen Verbänden geäußerten schweren Bedenken nicht berücksichtigt, bedauert VKD-Pressesprecher Peter Asché. Daher ist eine bessere Versorgung der Patienten von diesem Gesetz erst einmal nicht zu erwarten.
Die Fachgruppe psychiatrischer Krankenhäuser im VKD hatte mehrfach ihre Vorbehalte deutlich gemacht: Grundsätzliche Kritik äußerten die Experten daran, dass sich die vorgesehene Finanzierungssystematik zu eng an die der somatischen Krankenhäuser anlehnt, die über Fallpauschalen (DRG) bezahlt werden.
Die Krankheitsverläufe psychiatrischer Patienten lassen sich nicht so einfach in Pauschalen pressen. Je-der Fall ist hier anders, erklärt Holger Höhmann, der die Fachgruppe im VKD leitet. Er rechnet u.a. mit der Verkürzung von Verweildauern, die weil Patienten nicht ausreichend z.B. auf Medikamente eingestellt werden könnten zu vermehrten Wiedereinweisungen führen würden. Da die Zahl psychisch kranker Menschen seit etlichen Jahren ansteigt, müssten die Kliniken auch aus diesem Grund mit mehr Patienten rechnen. Hier sei eine weitere Finanzierungslücke vorprogrammiert, da Mehrleistungen nicht voll bezahlt werden sollen.
Es fehlten bis heute zudem handhabbare und gut eingeführte Qualitätsindikatoren in der Behandlung von psychischen Krankheiten, die sich für den Routinebetrieb in Kliniken und Fachabteilungen eigneten.
Das Fazit Höhmanns: Am Ende gefährden diese im Gesetz enthaltenen Effekte insgesamt die Behand-lungsstandards und die erreichte Versorgungsqualität.
Es komme daher jetzt darauf an, die fünfjährige Konvergenz-Phase zu nutzen, um hier doch noch Verbes-serungen für die Kliniken und ihre Patienten zu erreichen und das Gesetz so weiterzuentwickeln, dass es tatsächlich den Bedürfnisse der betroffenen Patienten und dem Versorgungssystem entspricht. Dazu gehört, dass der tatsächliche Behandlungsaufwand finanziert wird, fordert Holger Höhmann. Bisher lassen sich zum Beispiel die Leistungen der Kliniken bei der Behandlung chronisch kranker und schwer kranker Patienten nur ungenügend messen. Dafür müssen wir einen pragmatischen Weg finden. Um ein Absinken der Qualität in Folge des neuen Finanzierungssystems zu verhindern, müssen außerdem entsprechende Qualitätsindikatoren entwickelt und eingeführt werden.
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstraße 30 52074 Aachen
Pressekontakt
http://www.vkd-online.de
Universitätsklinikum Aachen
Pauwelsstraße 30 52074 Aachen
Diese Pressemitteilung wurde über PR-Gateway veröffentlicht.
Für den Inhalt der Pressemeldung/News ist allein der Verfasser verantwortlich. Newsfenster.de distanziert sich ausdrücklich von den Inhalten Dritter und macht sich diese nicht zu eigen.
Empfehlung | devASpr.de
Kostenlos Artikel auf newsfenster.de veröffentlichen
Kostenlos Artikel auf newsfenster.de veröffentlichen
Weitere Artikel von Peter Asché
06.05.2014 | Peter Asché
Patienten können uns vertrauen - VKD zur Behandlungsfehlerstatistik des Medizinischen Dienstes
Patienten können uns vertrauen - VKD zur Behandlungsfehlerstatistik des Medizinischen Dienstes
05.05.2014 | Peter Asché
Die Vielfalt bewahren - Europäische Krankenhausdirektoren warnen vor Gleichmacherei in den Gesundheitssystemen Europas
Die Vielfalt bewahren - Europäische Krankenhausdirektoren warnen vor Gleichmacherei in den Gesundheitssystemen Europas
10.04.2014 | Peter Asché
Die Sache mit dem Durchschnitt
Die Sache mit dem Durchschnitt
05.03.2014 | Peter Asché
Sparen auf dem Rücken der Versicherten und Krankenhäuser
Sparen auf dem Rücken der Versicherten und Krankenhäuser
14.02.2014 | Peter Asché
25. Kongress der Europäischen Vereinigung der Krankenhausdirektoren im September 2014 in Berlin
25. Kongress der Europäischen Vereinigung der Krankenhausdirektoren im September 2014 in Berlin
Weitere Artikel in dieser Kategorie
10.11.2025 | Rechtsanwalt Reinhard Scholz
Aktuelle Entwicklungen im Familienrecht
Aktuelle Entwicklungen im Familienrecht
10.11.2025 | Sepsishelden
Bundestags-Petition fordert Nationalen Sepsis-Plan: 30.000 Unterschriften bis 9. Dezember 2025 benötigt
Bundestags-Petition fordert Nationalen Sepsis-Plan: 30.000 Unterschriften bis 9. Dezember 2025 benötigt
09.11.2025 | Caroline Dostal - SoulMeditaion
Erfolgsfaktor Zuversicht
Erfolgsfaktor Zuversicht
07.11.2025 | Schmelz Rechtsanwälte OG
Sturmschäden durch umstürzende Bäume: Neue Baumhaftung
Sturmschäden durch umstürzende Bäume: Neue Baumhaftung
06.11.2025 | starkundauthentisch
Führen im Zeitalter der KI - Mensch, bleib menschlich!
Führen im Zeitalter der KI - Mensch, bleib menschlich!

