Hans-Christoph Vöhringer über nachhaltige Kunststoffverarbeitung
06.11.2023
Umwelt & Energie
Lebensmittelverpackungen bestehen nicht ohne Grund oft aus Kunststoff. Das Material ist langlebig, lebensmittelecht, robust und hygienisch. Allerdings ist der Einsatz von Kunststoffprodukten nicht unproblematisch. Insbesondere in Ländern, denen es an einem richtig ausgearbeiteten Recyclingsystem fehlt, landen Kunststoffprodukte häufig in der Natur, wodurch die Umwelt stark belastet wird. Die Netztal AG hat dieses Problem aufgegriffen und arbeitet derzeit an der Umsetzung verschiedener Recycling-Projekte, die sich in unterschiedlichen Planungsphasen befinden. Die Projekte der Netztal AG reihen sich in eine Serie von Curricular Economy Förderungsprojekte ein, die von verschiedenen Institutionen ins Leben gerufen wurden. Wie das Konzept dieser Projekte aussieht, erklärt Hans-Christoph Vöhringer.
NICHT ALLE LÄNDER HABEN EIN ABFALLWIRTSCHAFTSSYSTEM
Die Schweiz besitzt ein ausgeklügeltes Abfallwirtschaftssystem. Verpackungsmaterialien aus Kunststoff können in sogenannten Sammelhöfen abgegeben werden, wo PET, PE, Pneus und Styropor getrennt gesammelt werden. Anderen Ländern, wie zum Beispiel Indonesien, Afrika oder Südosteuropa, mangelt es diesbezüglich an einer funktionierenden Struktur. Wie Hans-Christoph Vöhringer erklärt, sind dort in sämtlichen Bereichen des Abfallmanagements, von der Logistik bis hin zur Ausführung und Kontrolle, dringende Reformen nötig. Größere Gemeinden haben zwar die Möglichkeit in Abfallverwertungsanlagen eine Mülltrennung durchzuführen, allerdings betrifft das nur etwa 5% der kommunalen Abfälle. In kleineren Orten landet der Müll meist auf der Straße.
NETZTAL AG STELLT SÄMTLICHE GÄNGIGE KUNSTSTOFFPRODUKTE HER
Hans-Christoph Vöhringer und die Netztal AG befinden sich derzeit im Planungsprozess mehrerer Projekte, die dem Kunststoffabfallproblem anderer Länder entgegenwirken sollen. Das Unternehmen beabsichtigt den Kunststoffabfall von den Straßen, Haushalten und Gewerben der entsprechenden Orte einzusammeln, zu sortieren, aufzubereiten und mithilfe von Spritzgussmaschinen zu neuen Produkten zu verarbeiten. So sollen aus den Kunststoff-Abfällen zum Beispiel Geschirr, Blumentöpfe, Lichtschalter oder auch Lunchboxen und Getränkeflaschen entstehen. Die Produkte werden anschließend in regionalen Geschäften und Märkten zum Verkauf angeboten werden.
HANS-CHRISTOPH VÖHRINGER ÜBER DEN RECYCLING-PROZESS DER NETZTAL AG
Kurz erklärt erfolgt das Kunststoff-Recycling in drei Schritten. Die Kunststoffprodukte werden zunächst gesammelt, sortiert und gewaschen. Im Anschluss erfolgt die Zerkleinerung, die notwendig ist, um die Kunststoffabfälle zu Kunststoffgranulat weiterzuverarbeiten. Der letzte Schritt ist die Einschmelzung. Daraus entsteht ein Kunststoffregranulat, welches mithilfe von Spritzgussmaschinen zu neuen Produkten verarbeitet werden kann.
DIE VORTEILE VON PET-GETRÄNKEDOSEN
Der Fokus der Netztal AG liegt auf der Entwicklung und Vermarktung von Verpackungsmaschinen für Lebensmittel und Getränke, sowie dem Handel und der Aufbereitung von Spritzgussmaschinen, die für die Herstellung von Kunststoffprodukten eingesetzt werden sollen. Die Netztal AG verarbeitet sämtliche Kunststoffe, wie PE, PT und PET. Durch das breite Spektrum an Werkzeugen kann die Netztal AG daraus verschiedene Kunststoffprodukte herstellen.
Ein Beispiel dafür ist die PET-Getränkedose. PET-Getränkedosen sind, im Vergleich zu anderen Produkten aus Aluminium, deutlich kostengünstiger und können problemlos aus recyceltem PET hergestellt werden. Die Netztal AG bietet hier Maschinen an, die die Dosen sowohl anfertigen als auch befüllen.
EIN ZWEIFACHES RECYCLING
Die geplanten Projekte der Netztal AG beinhalten ein doppeltes Recycling. Wie Hans-Christoph Vöhringer erläutert, werden nicht nur die gesammelten Kunststoff-Abfälle zu neuen Produkten verarbeitet. Auch die Spritzgussmaschinen, die für das Recycling genutzt werden, bekommen nach ihrem Einsatz eine Runderneuerung. Darüber hinaus entstehen durch die Projekte der Netztal AG, ganz im Sinne der Circular Economy, neue Arbeitsplätze rund um die komplette Wertschöpfungskette.
WARUM ES SICH LOHNT KUNSTSTOFFE ZU RECYCELN
Kunststoff ist ein Material, das aus Erdöl hergestellt wird. Einem Rohstoff, der nicht endlos verfügbar ist und dessen Beschaffung irgendwann problematisch wird. Um die Ressource zu schonen, macht es daher Sinn, alten Produkten einen neuen Lebenszyklus zu geben und so zu verhindern, dass neue Kunststoffprodukte hergestellt werden müssen. Ein weiterer Punkt ist die schlechte Zersetzbarkeit von Kunststoff. Im Gegensatz zu organischen Materialien dauert es sehr lange, bis Plastik verrottet. Das wird insbesondere dann zum Problem, wenn Kunststoff in der Natur oder in Gewässern landet.
Trotz allem ist Kunststoff ein Material, das nicht ohne Grund so oft in der Industrie- und Lebensmittelbranche zum Einsatz kommt. Vor allem in der Lebensmittelbranche werden Kunststoffe gerne eingesetzt, da sie robust, lebensmittelecht und hygienisch sind. Darüber hinaus eignen sich einige Kunststoffe aufgrund ihrer Beständigkeit gegenüber Säuren und Laugen auch für den Einsatz in der Chemie-Branche oder anderen industriellen Unternehmen. Ohne Kunststoff kommt man heutzutage also schlichtweg nicht mehr aus. Deshalb fährt Hans-Christoph Vöhringer den Ansatz, das Material nicht zu verteufeln, sondern das Beste daraus zu machen.
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