Mit eigenem Nahwärmenetz und Biomasse zur nachhaltigen Energieversorgung
17.02.2025
Umwelt & Energie
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Melle-Bruchmühlen. Autobahn A30, Abfahrt Bruchmühlen: Von hier aus sind die beiden großen, glänzenden Pufferspeicher, die auf dem Gelände der Spedition Wehrmann aufgestellt wurden, bereits sichtbar. Die elf Meter hohen Behälter bilden aber nur einen kleinen Teil eines deutlich größeren Projekts, um Gebäude im Industriegebiet Bennien künftig deutlich nachhaltiger - und kostengünstiger - zu beheizen. Kernelemente des klimafreundlichen Konzepts sind ein neues Nahwärmenetz und der Betrieb einer Biomasse-Heizung.
Frank Wehrmann, Inhaber und Geschäftsführer von Wehrmann Transport, erklärt, wie die Idee für dieses Projekt entstand: "Den Anstoß gab 2022 die dringend nötige Erneuerung der Heizungsanlage in einem unserer Gebäude. Weil Nachhaltigkeit für meine Frau und mich eine hohe Priorität hat, kamen Technologien mit Verfeuerung von fossilen Energieträgern wie Öl oder Gas nicht infrage. Deshalb beschäftigten wir uns mit den Möglichkeiten, Biomasse zu nutzen, blieben aber auch für andere Optionen offen. Und irgendwann wurde uns klar, dass wir größer denken und einen umfassenderen Plan aufstellen sollten. So kam die Verbindung aus Biomasse-Heizung und einer Nahwärmeversorgung für den gesamten Standort auf den Tisch."
War es ursprünglich nur um die Versorgung der eigenen Immobilien an der Nordstraße in Melle-Bruchmühlen gegangen, zeichnete sich nun schnell ab, dass der Anschluss von Gebäuden benachbarter Grundstücke ebenfalls eine spannende Option darstellte. Mit Unterstützung von Dipl.-Ing. Andreas Gerhardy, einem Experten für Energien und Nachhaltigkeit von der M&P Braunschweig GmbH, ließ das Ehepaar Wehrmann ein Gesamtkonzept erstellen.
Andreas Gerhardy beschreibt den Projektumfang: "Betroffen sind im ersten Schritt rund 20.000 Quadratmeter an speditionseigenen Flächen, zu denen Lager und Logistikhallen für die 45 Lkw sowie der Verwaltungstrakt gehören. Hinzu kommen Produktionsflächen, die von Dritten genutzt werden, wie insbesondere von den Firmen Meyer Holzverarbeitung und Interzero Product Cycle. Weitere 10.000 Quadratmeter sollen für die Nutzung durch Wehrmann Transport in den kommenden Jahren erschlossen und in das Versorgungskonzept integriert werden. Es war also recht schnell deutlich, dass der Einsatz von Biomasse-Kesseln allein bei weitem nicht ausreichen würde. Hierin bestand jedoch von Beginn an ein Kernelement der nachhaltigen Wärmeversorgung."
Schnell wachsendes Schilfgras aus eigenem Anbau
Wie nachhaltig die Technologie tatsächlich ist, hängt für den Planer wie auch für die Betreiber ganz wesentlich davon ab, mit welchem Material die Hackschnitzelöfen betrieben werden. Um den klimafreundlichen Nachschub mit nachwachsenden Rohstoffen zu gewährleisten, nutzen Frank und Sabine Wehrmann eine eigene, 4,5 Hektar große landwirtschaftliche Fläche in Melle-Buer, wo sie mittlerweile Chinaschilf (Miscanthus giganteus), ein besonders schnell wachsendes Schilfgras, anbauen. Nach zwei Jahren kann regelmäßig geerntet werden, und pro Hektar fallen jährlich rund 10 bis 20 Tonnen Biomasse an. Ein Hektar Miscanthus giganteus entspricht dabei der Energie aus rund 3.000 Litern Heizöl. Laut den Berechnungen von Andreas Gerhardy decken die vier Hektar rund 15 Prozent des Heizbedarfs von Wehrmann Transport ab.
Um den Bedarf der Biomasse-Kessel komplett nachhaltig zu decken, wird ein Großteil aus Restholz bestritten. Hierbei handelt es sich ausschließlich um naturbelassene Hackschnitzel, unter anderem aus der Forstwirtschaft. "Dieses Restholz steht beispielsweise infolge von Fällaktionen an den Landes- und Kreisstraßen zur Verfügung. Weil die Wege vom Fällen bis zum Einsatz in unserer Anlage sehr kurz sind, ist dies hinsichtlich der Umweltverträglichkeit ein weiteres Plus. Deshalb sind wir gern Ansprechpartner für die Straßenmeistereien in der Region, die Restholz abzugeben haben und es einer sinnvollen Verwertung zuführen möchten", sagt Frank Wehrmann.
Bearbeitetes Holz zu verwenden, z. B. aus der Möbelindustrie, wäre allerdings deutlich weniger geeignet bzw. mit zu hohem technischem und bürokratischem Aufwand sowie zusätzlichen Kosten für die Entsorgung verbunden. Hingegen kann die Asche aus dem hier eingesetzten naturbelassenen Holz am Ende als Dünger weiterverwendet werden. Nach Ansicht von Frank Wehrmann schließt sich damit der Kreis.
"Nicht lang drum herumreden, sondern einen Anfang machen!"
Hohe Effizienz und geringe Emissionen sind weitere wichtige Merkmale der Biomasse-Anlage. Das Rauchgas wird in der ersten Phase des Betriebs auf rund 120 bis 100 Grad Celsius abgekühlt. Die Kessel sind so konstruiert, dass später ein weiteres Modul ergänzt werden kann, mit dem sich das Rauchgas sogar auf rund 30 Grad Celsius abkühlen ließe. Diese zusätzliche Stufe zu integrieren, hat Wehrmann für die nähere Zukunft vorgesehen.
"Wir sind nach dem Motto vorgegangen: ‚Nicht lange drum herumreden, sondern machen!' Also mussten wir erst einmal einen Anfang schaffen, auch wenn wir wissen, dass hier und da noch Optimierungspotenziale bestehen. Aber wir bleiben dran und werden das Konzept in Richtung Nachhaltigkeit immer weiter ausbauen. Es muss halt auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein", so der Geschäftsführer.
Um die Lagerung der Hackschnitzel möglichst einfach zu gestalten, ließ Wehrmann von dem ortsansässigen Metallbauunternehmen Meschter eine spezielle Vorrichtung entwickeln. Sie sorgt dafür, dass der bauliche Aufwand für die beiden Lager besonders gering gehalten werden konnte, weil Lkw die Fläche direkt befahren und die Biomasse praktisch ohne jeglichen Personalaufwand entladen können. Auch die Zuführung der Hackschnitzel für die Biomasse-Öfen wurde erheblich vereinfacht.
Die beiden Biomasse-Kessel mit einer Gesamtkapazität von 650 kW sind bereits aufgestellt und gehen Anfang März 2025 in Betrieb. Zeitgleich soll auch die neue Nahwärmeversorgung ans Netz gehen. Kernbestandteile sind die Nutzung des Abwassers aus der benachbarten Kläranlage und zwei Wärmepumpen.
Nahwärmenetz und Wärmepumpen
Diese besitzen zusammen eine Leistung von 180 kW und könnten theoretisch 20 bis 25 Einfamilienhäuser versorgen. Das aus der Kläranlage zugeführte Wasser hat im Sommer eine Temperatur zwischen 12 und 18 Grad, im Winter liegt diese zwischen sechs und neun Grad.
Das Nahwärmenetz wird mit rund 70 Grad heißem Wasser beliefert; am Ende kommt es mit rund 40 Grad zurück und wird dem Biomasse-Kessel zugeführt, der hierdurch weniger Energie aufwenden muss, um erneut eine entsprechend hohe Vorlauftemperatur zum Beheizen der Gebäude vor Ort zu erreichen.
Um die Wasser- bzw. Temperaturbedarfe stetig auszugleichen, installierte Wehrmann zwei Pufferspeicher mit einem Fassungsvermögen von jeweils 45.000 Litern. Einer dieser Speicher ist für den Biomasse-Kessel vorgesehen, der andere für den Betrieb der Wärmepumpen, da die Menge des von der Kläranlage abgegebenen Reinwassers fluktuiert.
Erhebliche Entlastung für Klima und Umwelt
Durch die Nutzung des Nahwärmenetzes und der Biomasse-Anlage sparen die angeschlossenen Betriebe rund 250.000 kWh bzw. 1.200.000 kWh Gas ein. In der Folge wird die Umwelt jährlich um fast 360 Tonnen CO₂ entlastet. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 1,3 Mio. Euro. Etwa ein Drittel ist über einen Zuschuss aus dem Programm "Bundesförderung für effiziente Gebäude" in der Kategorie "Nichtwohngebäude" finanziert.
"Ohne diese Förderung hätte sich dieses Projekt nicht gerechnet und wäre wohl nicht zustande gekommen. Deshalb sind wir sehr glücklich, dass wir mit Unterstützung aus Bundesmitteln dieses nachhaltige und zukunftsweisende Vorhaben in die Tat umsetzen können."
Weitere, ebenfalls zukunftsorientierte Projekte wurden bei Wehrmann bereits abgeschlossen oder sind in der Planung. So produzieren Photovoltaik-Anlagen am Firmenstandort mit rund 950 kWp bereits den für die Verwaltung und die Firmen-Pkw benötigten Strom. Dies entspricht in etwa dem Bedarf von 300 Einfamilienhäusern. Darüber hinaus ist geplant, die Lkw-Flotte sukzessive zu elektrifizieren und entsprechend dimensionierte Ladekapazitäten aufzubauen.
Übersicht: Wesentliche Komponenten der klimafreundlichen Energieversorgung bei Wehrmann Transport
1. Nahwärmenetz (Neu)
2 Wärmepumpen (Wasser-Wasser), 180 kW
Rohrleitungen (320 Meter)
1 Pufferspeicher / Ausgleichsbehälter, 45.000 Liter
2. Biomasse-Heizung (Neu)
2 Biomasse-Heizkessel (Hackschnitzelöfen für naturbelassenes Holz), 650 kW
2 Lagerstationen für Hackschnitzel
1 Pufferspeicher / Ausgleichsbehälter, 45.000 Liter
3. Anbaufläche für Biomasse (Neu)
Landwirtschaftliche Fläche 4,5 h in Melle-Buer für den Anbau von Chinaschilf (Miscanthus giganteus)
4. Photovoltaik (seit 2024)
Leistung: 950 kWp
PV-Module verteilt auf drei Hallendächer
6 Wallboxen für Firmen-Pkw
Weitere Infos: http://www.wehrmann-transport.de
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Wehrmann Transport
Herr Frank Wehrmann
Nordstraße 30
49328 Melle-Bruchmühlen
Deutschland
fon ..: 05226 / 984810
web ..: http://www.wehrmann-transport.de
email : f.wehrmann@wehrmann-transport.de
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Herr Frank Beushausen
Gewerbepark 18
49143 Bissendorf
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