Energiewende nicht auf dem Rücken der Verbraucher - Eigenversorgung mit Solarstrom als Schlüssel
22.10.2012
Umwelt & Energie
Im kommenden Jahr wird die sogenannte EEG-Umlage um etwa 50 Prozent auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde steigen. Damit sollen die Vergütungen finanziert werden, die Betreiber von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen für das Einspeisen ihrer "grünen" Energie ins öffentliche Netz bekommen. Aktuell liegt der Aufschlag auf den Strompreis für die Förderung von Ökostrom bei 3,59 Cent plus Steuern.
Dass die subventionierte Netzeinspeisung gar nicht im großen Stil erforderlich wäre, wird von Politikern und Interessenvertretern offenbar nicht zur Kenntnis genommen - oder bewusst verschwiegen. Würde die Energiewende für die Masse der privaten und mittelgroßen gewerblichen Verbraucher vorrangig über dezentrale Solaranlagen zur Eigenversorgung dieser Verbraucher umgesetzt, würde weder in Strom in großen Mengen eingespeist, noch müssten die Netze im bislang angepeilten Maße für Unsummen ausgebaut werden.
Der Bock als Gärtner
Das allerdings ist weder im Interesse der Betreiber von Höchstspannungsleitungen, noch der großen Energieversorger. Deren Geschäftsmodell nämlich besteht im Wesentlichen darin, riesige Strommengen von A nach B zu befördern, beziehungsweise an ihre Kunden - Privatpersonen, mittelständische Betriebe und Industrieunternehmen - zu verkaufen. Solarpionier Artur Deger, Gründer und Geschäftsführer von DEGER: "Wer die Energiewende und die Entwicklung der Strompreise vor allem den großen Playern überlässt, macht den Bock zum Gärtner."
Besonders pikant in diesem Zusammenhang: Große Verbraucher und vor allem energieintensive Produktionsbetriebe werden mit Hinweis auf ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit von EEG-Umlage befreit. Sie finanzieren die Energiewende also nicht mit.
Dass die dezentrale Produktion von Solarstrom funktioniert, ist allein schon anhand der vielen Fotovoltaik-Anlagen zu sehen, die auf deutschen Dächern installiert sind oder in kleineren Solarparks stehen. Den dort gewonnenen Strom in die öffentlichen Netze einzuspeisen anstatt ihn direkt zu nutzen, ist eine Fehlentwicklung, die nach Ansicht von Artur Deger dringend korrigiert werden sollte.
Da eine solche Korrektur von der Politik nicht vorgenommen wird, greifen immer mehr Bürger, mittelständische Unternehmen und Kommunen zur Selbsthilfe: Sie betreiben oder planen eigene Solaranlagen oder kleinere Solarparks mit dem erklärten Ziel, sich selbst oder ihre Bürger mit grünem Strom zu versorgen - ohne Umweg über die öffentlichen Netze.
Allerdings: Wer sich von der öffentlichen Versorgung und den ständig steigenden Strompreisen abkoppeln will, muss dafür sorgen, dass er auch dann auf seine selbst produzierte Energie zurückgreifen kann, wenn die Sonne nicht scheint. Er braucht also effiziente Stromspeicher. Ein Problem, das inzwischen gelöst ist, wie DEGER seit rund einem Jahr nachweist.
Die Lösung: nachgeführte Solaranlagen plus Stromspeicher
Auf der Intersolar Europe 2012 in München hat das Unternehmen die erste Komplettlösung zur Eigenversorgung der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie kombiniert leistungsfähige Solarmodule, MLD-Nachführtechnologie (MLD steht für Maximum Light Detection) und ein MSS-Akkusystem inklusive Batteriemanagement (MSS = Maximum Solarpower Storage).
Das erste System läuft seit Herbst 2011 reibungslos und effizient. Ertrags- und Verbrauchsmessungen zeigen: Mit nur 22 Quadratmetern nachgeführter Solarmodulfläche deckt die Komplettlösung den Eigenbedarf von Haus, Büro und zwei Elektrofahrzeugen zu rund 115 Prozent ab. Das Batteriemanagement sorgt dafür, dass die Batteriespeicher immer zu mindestens 50 Prozent gefüllt sind. Damit ist die Energieversorgung auch dann gesichert, wenn die Solarmodule keine Energie liefern - bei Nacht etwa oder lang anhaltenden Schlechtwetterperioden - und zugleich die öffentliche Stromversorgung ausfällt.
Überschüssige Energie, die weder direkt verbraucht noch gespeichert wird, weil die Batterien voll sind, wird von einem Überschussmanager ebenfalls dem Haushalt zugeführt - zum Beispiel in die Brauchwasser- oder Heizungsanlage.
Die voll funktionsfähige Komplettlösung kostet inklusive Installation rund 25.000 Euro. Auf dieser Basis können die Nutzer ihren Strompreis für die nächsten 25 Jahre auf das jetzige Niveau festschreiben, machen sich unabhängig von den Energieversorgern und sparen mit jeder Erhöhung der Strompreise mehr Geld. Nicht zu vergessen: Auch die Erhöhung der EEG-Umlage kann den Verbraucher kalt lassen, der keinen oder nur sehr wenig Strom aus dem öffentlichen Netz bezieht.
Die Zukunft gehört den intelligenten Netzen
Artur Deger: "Mit solchen Lösungen lässt sich umweltfreundliche Energie nicht nur gewinnen, sondern auch direkt dem Verbraucher zuführen. Und für Zeiten ohne Sonneneinstrahlung speichern." Dass dies, sollte es in größerem Umfang von Bürgern, Unternehmen und Kommunen realisiert werden, nicht im Interesse der großen Mitspieler auf dem Energiemarkt ist, liegt auf der Hand. Denn es entzieht ihnen Kundschaft.
"Die Zukunft gehört nicht immer größeren, sondern intelligenten Netzen, deren Funktion auf eher dezentrale Strukturen ausgerichtet ist. Diese dezentralen Strukturen haben wir längst, schließlich ist in Deutschland jeder Haushalt und jedes Unternehmen ans Stromnetz angeschlossen."
Jetzt müsste es nach Einschätzung des DEGER-Chefs vorrangig darum gehen, die Netze per Software in die Lage zu versetzen, die gegebenenfalls überschüssige Energie aus dezentraler Produktion aufzunehmen und intelligent an Verbraucher in der Nähe zu verteilen, die aktuell Bedarf haben. Nachbarschaftshilfe in Sachen Solarstrom sozusagen.
"Ich bin überzeugt, dass die Energiewende auch ein strukturelles Umdenken erfordert. Wir brauchen eine Stärkung der dezentralen Strukturen. Statt riesige Trassen zu bauen, die Strom beispielsweise aus Windparks an der Nordsee nach Süddeutschland transportieren und letztlich vom Verbraucher bezahlt werden müssen, wäre es aus unserer Sicht angebracht, die Netze stärker in Richtung mehr Intelligenz zu entwickeln. Damit ließe sich die Energiewende nicht nur auf dem Rücken der Verbraucher umsetzen, sondern mit ihnen."
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