Pressemitteilung von Helga Schmitz

Vermögensverwalter GALIPLAN warnt vor einer Unterschätzung der aus der Fukushima-Katastrophe entstehenden Risiken für die japanische Wirtschaft


Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen

Jülich, 04.Mai 2011 (dwk) - Im aktuellen Newsletter der Vermögensverwaltung (http://www.galiplan.de/vermoegensverwaltung) GALIPLAN geht deren Fondsmanager Dr. Steffen Hauptmann auf die aktuelle Lage an den Finanzmärkten nach Fukushima ein. Er kritisiert Positionen, nach denen die Katastrophe auf Grund der notwendigen Wiederaufbauarbeiten positiv für die japanische Ökonomie sei und einen weiteren Boom an den Börsen auslösen werde.

Die Idee, dass Katastrophen oder Kriege positiv für eine Volkswirtschaft sein könnten, sei so alt wie sie falsch sei. "Zerstörung erzeugt keine zusätzliche Nachfrage, sie verteilt die Nachfrage nur anders. Und Wiederaufbau muss aus Kapitalrücklagen oder neuen Schulden bezahlt werden. Das auf diese Weise gebundene Kapital steht für andere Dinge dann nicht mehr zur Verfügung. Die Bauwirtschaft mag in dieser Phase zwar bevorteilt sein, doch in gleichem Maße werden andere Industrien benachteiligt."

Hauptmann weist darauf hin, dass die Auflösung von Ersparnissen und die Aufnahme neuer Schulden zur Finanzierung des Wiederaufbaus das in der Zukunft zur Verfügung stehende Investmentkapital zwangsläufig verringern werde. Daher seien die Auswirkungen von Katastrophen oder Kriegen für eine Volkswirtschaft insgesamt immer negativ. "Positive Effekte an den Börsen sind kurzfristig nur deshalb zu beobachten, weil in Ländern wie Japan danach überdurchschnittlich viel Kapital für die Schadensbeseitigung und den Wiederaufbau aktiviert werden."

Dabei sieht der Fondsmanager Japan in einem Dilemma. Innerhalb von 5 Tagen habe die japanische Notenbank umgerechnet 255 Mrd. Euro neues Geld "gedruckt" und zur Stützung der Aktien- und Anleihemärkte ausgegeben. Zurzeit streite sich die japanische Regierung darüber, woher das Geld für den notwendigen Wiederaufbau überhaupt kommen soll. Nach dem letzten Stand der Diskussion seien Steuererhöhungen im Gespräch. Hauptmann warnt: "Neue Schulden sind für ein Land, das bereits Verbindlichkeiten in Höhe von 220 % des BIP ange­häuft hat, problematisch. Denn die hohe Schuldenanhäufung war nur möglich, weil die japanische Regierung fast alle diese Schulden im eigenen Land und zu extrem günstigen Zinsen aufnehmen konnte. Die lange Zeit hohe Sparrate der Japaner hat das ermöglicht."

Doch genau hier steht Japan nach Einschätzung des Fondsmanagers (http://www.galiplan.de/fondsmanagement-in-der-vermoegensverwaltung.html) nun vor einem Wendepunkt: "Die zunehmende Überalterung der Bevölkerung führt dazu, dass immer weniger Sparer nachkom­men und im Gegenteil immer mehr Menschen auf ihr Erspartes zurückgreifen müssen. Schon vor der Krise war daher die japanische Sparrate auf nahe null gefallen. Die jetzige Krise, bei der nur wenige Schäden durch Versicherungen abgedeckt sind, wird diesen Prozess des verringerten Sparens und des Auflösens von angespartem Kapital eher noch beschleunigen."

Was bleibt, wäre eine für das japanische Selbstbewusstsein nur schwer zu verkraftende Situation, eigene Staatsanleihen künftig auch im Ausland vermarkten zu müssen. Doch das sei leichter gesagt als getan und führe zu einem weiteren Problem. "Da japanische Anleihen im Ausland kaum mit den jetzigen niedrigen Zinsen zu verkaufen sind, müssten wahrscheinlich gleichzeitig die Zinsen in Japan steigen. Das wiederum könnte die japani­sche Regierung angesichts des extrem hohen Schuldenberges bei der Zinszahlung in Bedrängnis bringen. Dessen sei man sich in der Regierung auch bewusst, wisse aber nicht wirklich, wie man dieses Dilemma auf die Dauer anders lösen könne als über den erneuten Einsatz von Notenbankgeldern zur Stützung niedriger Zinsen.

Der Fondsmanager von GALIPLAN sieht trotz dieser unübersehbaren Belastungen Chancen auf eine mittelfristig positive Wende in Japan. Dafür brauche es aber Geduld und mutige politische Weichenstellungen. Die Belastungen für die internationale Konjunktur und die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten seien dagegen überschaubar.
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