Unternehmensnachfolge in aller Freundschaft
26.07.2016
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Schätzungsweise 70.000 Nachfolgeregelungen stehen bei (Familien-)Unternehmen in den nächsten beiden Jahren an. Dass dabei nicht nur betriebswirtschaftliche Aspekte berührt werden, macht das Ganze nicht leichter. Sind diese in Zahlen fass- und messbar, verhält es sich mit psychologischen Faktoren ganz anders. "Das subjektive Erleben von alter und neuer Führung ist durchaus nicht immer deckungsgleich. Nicht selten wird das Management zwar nominell in neue Hände gelegt, doch in Machtfragen bleibt erstmal alles beim Alten. Wörtlich. Das kann nicht gut gehen!", warnt Theo Bergauer, Souveränitätscoach (http://www.b-wirkt.de) und Autor des Buches "Warum Gewinner mehrfach siegen". Wie groß der volkswirtschaftliche Schaden tatsächlich ist, wenn auch nur ein Teil der Nachfolgeregelungen scheitert, lässt sich nicht in Zahlen messen. Enorm ist er in jedem Fall, betrachtet man die Folgen einer Insolvenz für alle Beteiligten - bis hin zum Verlust von tausenden Arbeitsplätzen. Theo Bergauer weiß "aus unterschiedlichen Sichtweisen entwickeln sich ganz leicht Differenzen, die je nach Funktion und Standort des Betroffenen als Sach- oder Rollenprobleme wahrgenommen werden. Im schlimmsten Falle endet das ganze im Hauen und Stechen, im Kampf auf Leben und Tod (des Unternehmens)."
Freundschaft als Entwicklungshilfe
Läuft der gesamte Prozess dagegen in aller Freundschaft ab, in diesem "auf gegenseitiger Zuneigung beruhenden Verhältnis von Menschen zueinander", kann Vieles sich ganz einfach entwickeln. "Wer als Unternehmer eine Nachfolgeregelung plant, muss vor allem dazu bereit sein loszulassen", so Theo Bergauer. "Was in der Vergangenheit richtig war und zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat, berechtigt zu einem gewissen Stolz. Es darf aber nicht von vornherein verpflichtend sein, bisherige Strategien ungefragt übernehmen zu müssen." Zugegeben: Dafür ist eine gewisse Portion Vertrauen nötig. Vom bisherigen Unternehmer auf seine(n) Nachfolger, aber genauso umgekehrt. Wie in einer Freundschaft gehört dazu Geben und Nehmen. Ist diese Freundschaft noch jung, sollte sie gepflegt werden, damit sie weiter wachsen und Wurzeln bilden kann und nicht bei ersten Unstimmigkeiten - und die werden nicht ausbleiben - zerbricht. Aber auch die schon länger bewährte Freundschaft bedarf der Pflege. In beiden Fällen ist der beste Nährstoff wirksame und aufrichtige Kommunikation.
Sinn und Werte als Fundament
Das eigene und des anderen Werteverständnis sowie die Sinnhaftigkeit dürfen und müssen diskutiert, aber letztendlich auch akzeptiert werden. Warum soll ein erfülltes Familienleben dem Geschäftserfolg im Wege stehen? Muss man wirklich bis zum Umfallen arbeiten, um ein Vollblutunternehmer zu sein? Beschneidet die angestrebte Work Life Balance den Unternehmer in seiner Handlungsdynamik und schadet damit dem Geschäft? Wird selbstredend vorausgesetzt, dass nur die eigene Ansicht Gültigkeit hat, sind Konflikte und Enttäuschungen vorprogrammiert. Nur auf ein transparentes, anerkanntes Wertefundament lässt sich bauen. Dieses kann sich in einer anhaltend gelebten Unternehmenskultur ebenso manifestieren wie in der Anpassung an den permanenten wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Entwicklungsprozess. Liegt das Ziel in der lohnenden Mischung aus Tradition und Innovation, also beibehalten und verändern, gilt wie in einer Freundschaft: mehr gemeinsam schaffen und sich wunderbar ergänzen.
Bildquelle: b-wirkt.de Theo Bergauer
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