Baugeldzinsen sind gesunken
19.08.2011
Unternehmen, Wirtschaft & Finanzen
Immobilienfinanzierungen sind wieder günstiger zu haben - die Zinsen liegen zurzeit niedriger als noch in den Frühlingsmonaten dieses Jahres. Ursache des Abwärtstrends ist die Schuldenkrise in Amerika und Europa.
Infolge der Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA durch die Ratingagentur Standard & Poor´s gerieten die Börsenkurs ins Trudeln. Das Misstrauen bezüglich der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung führte zu Aktienverkäufen und zur Flucht vieler Anleger in sichere Anlageformen. Die Nachrichten von der Verschuldung verschiedener Euro-Länder wie Griechenland, Italien und Spanien hatte Investoren ebenfalls veranlasst Anleihen der zahlungsschwachen Staaten zu verkaufen und verstärkt in Papiere bonitätstarker Länder zu investieren. Besonders gefragt dabei waren Bundesanleihen oder deutsche Pfandbriefe.
Da die Zinsen für Pfandbriefe ausschlaggebend für die Zinsen von Hypothekendarlehen sind, können von diesem Trend Häuslebauer profitieren, die ihre Eigenheimpläne aktuell verwirklichen wollen. Der Kurs von Pfandbriefen schwankt, bei höherer Nachfrage steigt er und verringert sich die Verzinsung. Herausgegeben werden Pfandbriefe von Hypothekenbanken, welche die eingenommenen Gelder zur Refinanzierung von Immobiliendarlehen nutzen. Sinkt die Rendite der Pfandbriefe, fallen auch die Baugeldzinsen, weil die Institute deren Höhe an den Pfandbriefsätzen orientiert errechnen.
Zurzeit haben die Zinsen fast den Tiefstand des letzten Jahres erreicht. Im Sommer 2010 herrschte für Hypothekendarlehen das niedrigste Zinsniveau seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Seitdem waren die Preise wieder angezogen, und wurde am Markt ein weiterer Anstieg erwartet. Diese Entwicklung ist erst einmal nicht eingetreten. Ob die Zinsen in naher Zukunft wieder steigen oder gar noch weiter sinken, wird auch davon abhängen, inwieweit es den Regierungen der EU gelingt, das Vertrauen der Bürger in den Euro wiederherzustellen. Baugeld mit fünfjähriger Laufzeit ist derzeit ab 2,5 % zu haben, doch auch für länger laufende Darlehen ab 10 Jahren Zinsbindungszeit liegen die Zinsen deutlich niedriger als noch vor einigen Monaten. Dementsprechend groß ist die Verlockung, sich die günstigen Konditionen schnell zu sichern.
Von Vorteil ist es, eine möglichst lange Laufzeit von mindestens 15 Jahren zu wählen. Doch sollten Bauherren und Immobilienerwerber genau kalkulieren, wie viel Kredit sie sich leisten können, damit sie - im Falle gestiegener Zinsen - ihre Raten auch nach Ablauf der Zinsbindungszeit noch zahlen können. Entsprechend sollte die oberste Preisgrenze festgelegt werden, um die Baufinanzierung auch bei 0,5 oder ein Prozent höherem Sollzinssatz noch bewältigen zu können.
Auch die Tilgungsrate will gut überlegt sein. Angesichts der günstigen Zinsen sollten Kreditnehmer eine Tilgungsrate von mehr als ein Prozent vereinbaren - sofern ihre zur Verfügung stehenden Mittel dies erlauben. Auf diese Weise verkürzen sie den Rückzahlungszeitraum und damit die Gesamtkosten für ihr Fremdkapital. Allerdings empfiehlt es sich für den Immobilienerwerber, die Rate nicht so hoch zu wählen, dass er seinen Lebensstandard zu stark einschränken muss.
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