Martinsgans: Deutsches Tierschutzbüro warnt vor Verbrauchertäuschung
07.11.2014
Vereine & Verbände
Für viele Deutsche gehört sie einfach dazu: die Martinsgans. Gegen Ende jeden Jahres steigt in Deutschland der Konsum an Gänsefleisch explosionsartig an, Restaurants werben mit traditionellem Gänseessen und Discounter mit Gänsebraten zum Tiefstpreis. Woher das viele Gänsefleisch plötzlich kommt, dürfte jedoch nur wenigen Verbrauchern bewusst sein, denn sonst würde ihnen der Appetit schnell vergehen. Das Deutsche Tierschutzbüro spricht von Verbrauchertäuschung.
Zum Martinstag, am 11. November, gehört für viele Menschen neben den Umzügen und den Laternen auch der Gänsebraten. Woher dieser stammt, dürfte jedoch den meisten Verbrauchern nicht bekannt sein. Der größte Teil des in Deutschland verzehrten Gänsefleischs, rund 85 %, wird nämlich aus Nachbarländern, wie Ungarn, Polen oder Frankreich importiert.
Anders als in Deutschland, ist in Frankreich und Ungarn das Stopfen von Gänsen und Enten noch nicht gesetzlich verboten.
Den Tieren wird dafür mehrmals täglich ein langes Stahlrohr durch den Schlund in den Magen eingeführt, um sie gewaltsam mit großen Mengen Maisbrei zu mästen. Dabei wird sogar mit einer Druckluftpumpe nachgeholfen. Am Ende der Mastzeit ist die Leber der Tiere so groß, dass sie kaum mehr atmen können. Während die krankhaft veränderte Leber teuer als Delikatesse "Foie Gras", verkauft wird, landet das Fleisch auf dem Teller nichtsahnender deutscher Verbraucher.
Viele der Tiere werden vor der Stopfmast noch bei lebendigen Leib gerupft. Dies ist eigentlich EU weit verboten, die Produzenten reden sich jedoch damit heraus, dass die Tiere schmerzfrei während der Mauser gerupft würden, während sie in Wirklichkeit zwei bis viermal in ihrem kurzen Leben per Hand oder mit einer rotierenden Metallscheibe die Federn an Hals, Bauch, Rücken und Brust brutal ausgerissen bekommen. Viele Tiere erleiden dabei schwere Verletzungen, bis hin zu Knochenbrüchen.
Angeboten wird das Fleisch der gequälten Tiere in Deutschland mit irreführenden Bezeichnungen wie "bäuerliche Auslaufhaltung" oder "bäuerliche Freilandhaltung". Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbüros ist dies Verbrauchertäuschung.
In Deutschland produziertes Gänsefleich stammt zumeist aus tierquälerischer Massentierhaltung. Jan Peifer, Gründer des Deutschen Tierschutzbüros, hat schon mehrmals heimlich in solchen Mastanlagen gefilmt: "Die Tiere werden zu tausenden in Hallen ohne Tageslicht gehalten. Dicht gedrängt vegetieren sie vor sich hin, ohne die Möglichkeit ihr natürliches Verhalten auch nur annähernd auszuleben. Knochenbrüche, Gelenkentzündungen und Atemnot sind unter solchen Haltungsbedingungen an der Tagesordnung."
Der Verein rät daher auf den traditionellen Gänsebraten zu verzichten und einmal ein vegetarisches Festtagsmenü auszuprobieren. Allen, die sich ein Martinsfest ohne Bratengeschmack so gar nicht vorstellen können, empfiehlt das Deutsche Tierschutzbüro einen vegetarischen Braten, der mittlerweile in den meisten Reformhäusern, Bioläden oder vegetarischen Onlineshops angeboten wird, auszuprobieren. Dafür hat garantiert kein Tier gelitten.
http://www.tierschutzbuero.de
Deutsches Tierschutzbüro e.V.
Genthiner Straße 48 10785 Berlin
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