Pressemitteilung von Martin Gietzold

Dilemma Zweckbindung


Vereine & Verbände

"Mit einer Spende von 120 Euro finanzieren Sie ein Familienzelt im Katastrophengebiet!" "Mit 113 Euro im Jahr erhält ein Kind in Vietnam Zugang zur Bildung" - so oder ähnlich lauten häufig Spendenaufrufe von Hilfsorganisationen. Aus Marketing-Sicht sicherlich sehr wirkungsvoll. Hilfsbereite Menschen bekommen dadurch eine ganz klare Vorstellung, wie ihre Spende verwendet wird: Im größten Unglück bekommt eine ganze Familie ein provisorisches Zuhause, ein eigentlich chancenloses Kind erhält eine Perspektive, aus dem Elend herauszukommen. Der hilfsbereite Mensch spendet gerne zweckgebunden.
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen, DZI, beobachtet eine "starke Zunahme zweckgebundener Spenden in der jüngeren Vergangenheit" und folgert, "dass viele Menschen den Spendenorganisationen als Ganzes nicht mehr genug Vertrauen entgegenbringen und stattdessen lieber "überschaubare", abgegrenzte Teilaktivitäten fördern. Diese Tendenz ist für das Spendenwesen insgesamt schädlich."

Vereine, Verbände, Hilfsorganisationen befinden sich zunehmend in einem Dilemma. Bis zum Ende des nächsten Wirtschaftsjahres muss die Organisation zweckgebundene Spenden genau für diesen entsprechenden Zweck verwenden. Tut sie es nicht, hat der Zuwendungsgeber einen Anspruch auf Rückzahlung, was für ihn wiederum steuerrechtliche Konsequenzen hätte, wenn er seine Zuwendungsbestätigung bereits steuerlich geltend gemacht hat. Andere Möglichkeit: die Spender persönlich kontaktieren und um eine Umnutzung bitten. Für die Organisation ein aufwändiges Unterfangen.

Immer wieder kommt es vor, dass eingeworbene Spenden den tatsächlichen Förderbedarf überschreiten; insbesondere bei akuten Katastrophen mit weitreichenden humanitären Folgen. Prominentestes Beispiel: der Tsunami im Indischen Ozean im Dezember 2004. Die Rekordspendensumme von 670 Millionen machte vielen Hilfsorganisationen Kopfzerbrechen. "Ärzte ohne Grenzen" entschied sich 2005 dazu, die Spender um eine Umnutzung zu bitten mit dem Ergebnis, dass 99 Prozent von ihnen zustimmten.
Dabei gibt es einfachere Möglichkeiten, das Dilemma Zweckbindung zu vermeiden.
Im Mailing kann direkt darauf hingewiesen werden, dass die eingeworbenen Mittel gegebenenfalls umgenutzt werden, wenn sie den Förderbedarf überschreiten. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Zweck in der Formulierung weiter zu fassen und zum Beispiel anstelle von "Flutopfer Indien" allgemeiner zu formulieren, etwa "humanitäre Hilfe Flutopfer".

Die Experten der KomServ GmbH beraten Vereine, Verbände und Hilfsorganisationen kompetent - auch in Fragen rund um den Spendenmarkt.

Bildquelle: pixabay
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